Peugeot 205: Retter in der Not

Vor 25 Jahren begann die Erfolgsgeschichte des Peugeot 205. Für die Franzosen kam das Auto damals zur rechten Zeit – es war der Retter in der Not. Heute ist es ein interessanter Youngtimer.

Barocke Karosserien mit geschwungenen Kotflügeln, frei stehende Scheinwerfer und dazu Weißwandreifen - so sollte lange Zeit ein Autoklassiker aussehen. Seit der Entdeckung der sogenannten Youngtimer ist jedoch ein Wandel eingetreten: Heute muss ein Klassiker nicht mehr Jahrzehnte auf dem Buckel haben, um als solcher anerkannt zu werden. Ein etwas angejahrtes Alltagsauto tut es mitunter auch. Eines dieser Autos ist der Peugeot 205, der vor 25 Jahren eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte schrieb.

Rettung in letzter Minute

Als Peugeot den 205 im Jahr 1983 zu den Händlern brachte, war das neue Modell vor allem eines: die Hoffnung auf Rettung in letzter Minute. Denn der Autohersteller schrieb tiefrote Zahlen. Der Peugeot 205 trug Ende der 70er Jahre noch die Bezeichnung «Projekt M24». Geplant war die Konstruktion als Nachfolger des fast schon vergessenen Kleinwagens 104. Nach und nach wurde das «Projekt M24» jedoch länger und breiter - so entstand ein Auto, das zwischen den angestammten Größeneinordnungen Platz fand.

Diese Veränderung führte dazu, dass der 205 mit eben dieser Zahlenkombination auf den Markt kam, statt als 105. Traditionell setzte man bei Peugeot auf die «0» in der Mitte, die erste Ziffer wiederum zeigte, welche Stufe das Auto in der Modellhierarchie der Marke einnimmt. Wenn die «1» am Anfang steht, handelt es sich um das Einstiegsmodell. Das Wachstum des «Projekt M24» machte den Verantwortlichen klar, dass darunter noch Platz für ein kleineres Auto war. Also besann man sich des erfolgreichen 204 aus den 60er Jahren und machte den Neuen zu dessen inoffiziellem Nachfolger.

Ein Erfolgsmodell

Doch zum Erfolgsmodell machten den 205 seine klassenlose Größe und seine Form. Denn sein Blechkleid hob ihn aus der Masse der Klein- und Kompaktwagen heraus. Bald sollte sich die Regel bewahrheiten, dass ein Auto dem Käufer in erster Linie gefallen muss, um Erfolg zu haben. Das Design kam an. Dass ihn seine Maße für Fahrer der Polo-Kategorie zu einer Wahl machten, die einen Aufstieg bedeutete, und er andererseits als schicke, wenn auch knapper geschnittene Alternative zu einem Golf gelten konnte, sorgte zusätzlich für Erfolg.

Peugeot 205 Foto: Peugeot

Am 24. Februar 1983 kam der 205 zu den Händlern. Bald schon sollte sich zeigen, dass selbst optimistischste Absatzhoffnungen noch übertroffen werden konnten. Geplant war, das neue Modell im Werk Mulhouse vom Band rollen zu lassen - bei entsprechender Nachfrage konnten hier täglich bis zu 1000 Autos gefertigt werden.

Wenig später konnte man über solche Zahlen nur noch lachen. Ab Januar 1984 lief der 205 auch im spanischen Villaverde vom Band, ab Mai musste auch das Peugeot-Werk Sochaux aushelfen. Der kleine Peugeot hatte so gut eingeschlagen, dass er nicht nur Titel wie «Auto des Jahres» einheimste - er war bei den Käufern derart begehrt, dass die tägliche Produktion bis auf 2450 Exemplare im Jahr 1987 anstieg.

Modellpalette ausgebaut

Mitverantwortlich für den Erfolg war sicher, dass Peugeot die Modellpalette geschickt ausbaute. Neben den Standardmodellen, die mit Benzinmotoren ab 33 kW/45 PS unterwegs waren, gab es auch noch die Dieselversionen. Die leisteten zunächst zwar nur 44 kW/60 PS - der 1990 eingeführte Turbodiesel brachte es dann aber auf 58 kW/79 PS. Leistung stand auch im Mittelpunkt eines Modells, das 1984 die 205er-Reihe ergänzte: Der GTI reichte mit 76 kW/105 PS zwar nicht ganz an die Leistung eines Golf GTI heran, beschleunigte den Kleinwagen aber immerhin auf 190 Stundenkilometer (km/h). Spätere 205 GTI sollten sogar auf 94 kW/128 PS kommen (mit Katalysator auf 88 kW/120 PS).

Der Erfolg des 205 hatte bald dazu geführt, dass das Unternehmen Peugeot wieder auf festeren Füßen stand. Den Retter selbst verschonte das nicht davor, dass er die üblichen Phasen einer Autokarriere zu absolvieren hatte. 1996 wurde der 205 in Deutschland aus dem Angebot gestrichen, das letzte Auto von fast 5,3 Millionen Exemplaren lief jedoch erst am 31. Dezember 1998 vom Band. (dpa/AG)

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