Donner in der Eifel

Geduld mussten Teilnehmer und Zuschauer beim 35. Oldtimer Grand-Prix aufbringen. Doch nicht nur die Rennen an sich machen den Charme der Traditionsveraanstaltung aus.

Von Stefan Grundhoff

«Ich erinnere mich noch, als ich 1954 das erste Mal am Nürburgring war», erzählt der ehemalige Jaguar-Testfahrer Normal Dewis, «hinter der Boxengasse war damals nur ein Zaun und die Renner fuhren uns auf der Gegengeraden fast an der Hosennaht vorbei.» Der 35. Oldtimer-Grand-Prix brachten die alten Zeiten wieder zurück.

Weiterer Höhepunkt in der Eifel

Der 87-jährige Brite Dewis schaut immer wieder gerne beim traditionsreichen Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring vorbei und erzählt blumig von alten Zeiten. Vor rund 50 Jahren hatte er auf dem Eifelgeschlängel Testrunden mit dem damals neuen Jaguar XK 150 gedreht. «Der 150er hatte mehr Leistung, eine viel bessere Technik als der 120er und zudem Scheibenbremsen rundum», so Dewis, der Serienmodellen und Rennversionen der britischen Katzenmarke jahrzehntelang den letzten Schliff gegeben hatte.

Einige der eleganten Jaguar-Cabriolets von damals gab es am Wochenende beim Oldtimer-Grand-Prix zu bewundern; neben 24-Stunden-Rennen und Formel-1-Auftritt einer der Höhepunkte des deutschen Rennkalenders.

Wetter schlägt Kapriolen

Rassige Duelle auch ohne Formel 1 Foto: press-inform

Wieder einmal hatte das Wetter kein Einsehen mit den Motorsportfans. Von den drei avisierten OGP-Tagen blieben letztlich nicht einmal zwei. Der Freitag wurde aufgrund starken Nebels komplett gestrichen und auch am Samstag konnte erst halb elf gestartet werden. AvD-Sprecher Johannes Hübner: «So etwas haben wir hier in 35 Jahren noch nicht erlebt. Wir mussten die Trainingsläufe und die Rennen am Freitag komplett streichen und haben das Programm am Samstag gestrafft.» Als am Mittag letztlich doch noch die Sonne hervorlugte, kamen die Fans in Scharen, um ihre historischen Lieblinge zu bestaunen.

Bei kaum einer anderen Veranstaltung in Europa zeigen sich mit über 600 Fahrzeugen derart viele Oldtimer im Renneinsatz. Fahrer und Material schenken sich nichts und kämpfen bisweilen am absoluten Limit. Wer genau hinschaute, konnte beim Grand-Prix-Masters der alten Formel-Boliden oder der Formel-Junior den altbekannten Sportsgeist von einst entdecken, der dem Nürburgring über Jahrzehnte seinen legendären Ruf eingebracht hat.

Fahrerlager zum Anfassen

Fahrer ohne Berührungsängste Foto: press-inform

Das Beste für die rund 65.000 Fans ist jedoch, dass beim OGP auf Absperrungen und nervige Sicherheitsmaßnahmen verzichtet wird. Im Fahrerlager und selbst in der Boxengasse sind die Fans hautnah dabei und können verbranntes Gummi und SuperPlus in sich aufsaugen. Der Kontakt zu den Fans ist das A und O. Schnell geht ein lockeres Gespräch in eine tiefgründige Fachsimpelei über. Reinsetzen und Anfassen sind meist kein Problem, denn die meisten der Zuschauer haben einen eigenen Oldtimer.

Doch hier hat man die Möglichkeit, in einem alten Jaguar X-Type, einem Porsche 911 RSR oder einem MG B zu sitzen. Noch exklusiver sieht es in einem Tyrell 007, einem Brabham BT42 oder einem March 761 aus. Alles ehemalige Formel-1-Renner aus Zeiten, in denen CO2 und Tempolimits noch in weiter Ferne lagen.

850 PS und abenteuerliche Bremsen

Startaufstellung Foto: press-inform

Besonders groß ist der Charme der historischen Formel-Junior-Wagen aus den späten 50ern und frühen 60er Jahren. Lotus 22, Elva 100 oder Mallock U2 kennt heute kaum noch jemand und viele Fahrer sind fast so alt wie ihre fahrbaren Untersätze. Da ist Audi-Werkspilot Frank Stippler eine echte Ausnahme. Er kam nach langem Warten doch zu seinem Rennsportdebüt im 50 Jahre alten Maserati 250F. Der 32-jährige war nach seinem Rennen beeindruckt: «Der Maserati beschleunigt wie ein modernes Auto, aber das Brems- und Lenkverhalten ist abenteuerlich».

Stippler beteiligte sich mit dem Frontmotor-Formel-1 am 50-jährigen Jubiläum des Siegs von Juan Manuel Fangio auf dem Nürburgring. Deutlich lauter als in den 50er Jahren ging es in den 70ern zu. Der Supersportscup brachte die PS-stärksten Boliden auf den Nürburgring. Ein Rennen mit Modellen wie dem Sauber C5, einem March 75S oder einem McLaren M8F üben auf die Besucher des Oldtimer-Grand-Prix Jahr für Jahr einen ganz besonderen Reiz aus. Mit ohrenbetäubendem Lärm donnern die bis zu 850 PS starken Boliden über Start-Ziel und die Fans ins akustische Nirwana.

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