Aus Liebe zum alten Blech

Bei Old- und Youngtimern galten noch andere technische Standards als bei modernen Autos. Umsteiger sollten ihren Fahrstil dem Untersatz entsprechend anpassen.

Sie sind schön und beliebt - jedenfalls solange nichts passiert. In Deutschland ist nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in Flensburg ein steigendes Interesse an Oldtimern und ihren jüngeren Verwandten, den Youngtimern, zu beobachten. Ein Thema gerät dabei aber meist in Vergessenheit: Old- und Youngtimer sind im Hinblick auf die Sicherheit nicht mit aktuellen Modellen zu vergleichen.

Verantwortungsbewusster Umgang

«Gerade bei sehr alten Fahrzeugen ist das Fahren damit auch eine Frage des verantwortungsvollen Umgangs», sagt Josef Ernst, Sprecher von DaimlerChrysler Classic in Stuttgart. Denn wer auf Sicherheit bedacht ist, sollte auf keinen Fall vom aktuellen Alltagsfahrzeug einfach in einen Oldtimer umsteigen. Die alten Autos unterscheiden sich nicht nur optisch von ihren modernen Nachfahren. «Es gilt zum Beispiel, dass die Bremsen schwächer sind, je älter das Fahrzeug ist», so Josef Ernst. Schließlich war in den zwanziger und dreißiger Jahren auf den Straßen noch nicht so viel los, als dass man einer leistungsstarken Bremsanlage erste Priorität gab.

Neben Oldtimern sind es vor allem die Youngtimer, die den Boom der alten Autos antreiben. Diese Fahrzeuge aus den siebziger und frühen achtziger Jahren wirken oft noch irgendwie vertraut. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich gerade in den vergangenen 30 Jahren extrem viel am Auto getan hat. Schließlich ist der Rückgang bei der Zahl der Verkehrstoten vor allem der Technik zu verdanken.

Andere Sicherheitsstandards

«In den sechziger und auch siebziger Jahren galten noch ganz andere Standards - auch im Hinblick auf das Crashverhalten», erklärt Hermann Schenk, Verkehrsexperte der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) in Stuttgart. Zwar waren Knautschzonen schon bekannt - doch niemand darf darauf vertrauen, dass ein Unfall, der heute meist nur einen Blechschaden zur Folge hat, mit einem Youngtimer ähnlich glimpflich ausgeht.

Selbst die frühen Sicherheitseinrichtungen wie so genannte Pralltöpfe der Lenkräder, erste Kopfstützen oder auch die Gurte garantieren längst nicht so viel Sicherheit wie heute. «Die frühen Gurtsysteme kann man eher als Mensch-Befestigungen bezeichnen», meint Helmut Blümer, Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrtzeuggewerbe (ZDK) in Bonn.

Kaum Nachbesserungen möglich

Umgekehrt sind aber auch die Möglichkeiten begrenzt, einem alten Fahrzeug zu einem höheren Sicherheitsniveau zu verhelfen. So finden sich in Oldtimern in der Regel nicht einmal Punkte, an denen sich Sicherheitsgurte optimal befestigen lassen. Auch dem Einbau moderner Bremsen sind meist technische und vor allem auch finanzielle Grenzen gesetzt. Eine relativ einfache Möglichkeit auf dem Weg zu mehr Sicherheit gibt es jedoch oft: «Die Umrüstung auf moderne Reifen bringt bei vielen Fahrzeugen schon einen Fortschritt», sagt Schenk. Zumindest Fahrverhalten und Bremsleistung lassen sich so verbessern.

Auf der anderen Seite muss der Mangel an Sicherheit im alten Auto kein Grund sein, das geliebte Fahrzeug künftig nur noch in der Garage zu bestaunen. «Mit so einem Auto sollte man besonders vorausschauend fahren», rät Schenk. Hinzu kommt, dass Old- und Youngtimer am besten «artgerecht» eingesetzt werden - also nicht im täglichen Verkehr. (dpa)

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