Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg brachte VW den ersten Bulli auf die Straße, spätestens die 68er-Revolution machte ihn zum Kultauto. Vor allem als Camper ist er bis heute heiß begehrt. Reine Nostalgie – oder eine echte Alternative zu anderen Reisemobilen?
Von Tobias Hanraths
Wenn an einem Wagen das Etikett Kultauto haften darf, dann an diesem: Der VW Bus - gerne auch Bulli und offiziell Transporter genannt - gehört zweifelsohne in diese Kategorie. 1950 rollte er mit der internen Bezeichnung T1 erstmals vom Band. Seither sind mehr als 60 Jahre vergangen, in denen das Modell vier Generationswechsel erlebt hat. Von Anfang an war der Bus nie ein reines Nutzfahrzeug für Handwerker und Lieferanten: Schon seit 1951gibt es den Bulli auch als Camper. Bis heute erfreut er sich in dieser Rolle großer Beliebtheit.
Motor zunächst hinten
Die erste Frage für Einsteiger lautet: Welche Modellgeneration soll es sein? In Deutschland gibt es viele Fanclubs und Vereine, die sich mit dem VW Bus beschäftigen - und jeder hat seine eigene Antwort auf diese Frage. Für manche sind zum Beispiel nur Fahrzeuge mit dem Typenkürzel T1 bis T3 «echte» Bullis. Bei denen sitzt der Motor nicht vorne im Auto, sondern hinten unter dem Laderaum. Dadurch bleibt mehr Platz für die Passagiere.
Diese Konstruktion war einer der Hauptgründe für den Erfolg als Camper, sagt Alexander Prinz von der Interessengemeinschaft T2 aus Krefeld: «Der T2 ist im Vergleich zu anderen Wohnmobilen wahnsinnig klein und wendig und passt sogar in viele Parkhäuser.» So wurden die ersten Bullis zum idealen Begleiter für alle, die neben Campingplätzen auch die Städte ihrer Urlaubsländer erkunden wollen.
Hohe Liebhaberpreise
Wer sich heute auf die Suche nach einem älteren Bulli macht, sollte den Blick aber nicht zu weit in die Vergangenheit schweifen lassen. Thomas Rusch vom Institut für Fahrzeugtechnik und Mobilität des TÜV Nord rät vor allem Bulli-Einsteigern eher zu einem T3 oder einer jüngeren Generation - wegen der Preise: «Der T1 ist heute ein Liebhaberfahrzeug. Für ein gut erhaltenes Fahrzeug zahlt man locker mehr als 25.000 Euro.» Und auch beim T2 dominierten inzwischen Sammler und Liebhaber den Markt. Einen T3 in gutem Zustand gebe es dagegen schon für etwa 15.000 Euro.
Für den T3 spricht auch seine Technik: «Der Wagen war unglaublich weit verbreitet und bis vor ein paar Jahren noch als Nutzfahrzeug bei kleinen Betrieben in Gebrauch», erklärt Rusch. Deshalb findet sich in den meisten Werkstätten mindestens ein Mechaniker, der sich sehr gut mit dem Motor des T3 auskennt. Außerdem ist zumindest der T1 mit maximal 22 kW/30 PS aus heutiger Sicht untermotorisiert: «Das ist dann wirklich die Entdeckung der Langsamkeit», warnt Rusch. «Wenn sie mit 65 km/h auf der Autobahn einen Hang hochfahren, sorgt das nicht unbedingt für gute Laune bei anderen Verkehrsteilnehmern.»
Neuer California Beach ab 37.200 Euro
Eine wichtige Rolle beim T3 spielt das Baujahr. Die ersten Exemplare kamen 1979 auf den Markt und gelten deshalb heute schon als Oldtimer. Das bringt ein H-Kennzeichen, das Fahrzeuge ab einem Alter von 30 Jahren bekommen können, und damit Steuervergünstigungen und weniger Probleme mit der Feinstaubplakette. Wer einen jüngeren T3 fährt, erhält je nach Motorisierung und Katalysator-Ausstattung nur eine rote Plakette und muss entsprechend hohe Steuern zahlen.
Solchen Ärger erspart man sich mit einem neueren Transporter. Bei T4 und T5 trägt die Camper-Variante den Namen California. Ein neuer Bulli in der Basisausstattung Beach kostet ab 37.200 Euro. Mit 4,90 Meter Länge und 1,90 Meter Höhe - das Dach lässt sich aufstellen - ist der T5 nach wie vor kleiner als die meisten Reisemobile.
Begehrte Diebstahl-Objekte
Ausgestattet ist der California Beach im Prinzip nur mit zwei Liegeflächen und einen Campingtisch. Für etwas mehr Geld gibt es eine kleine Küchenzeile und eine 42 Liter große Kühlbox. Und es ist noch mehr möglich: Markus Schumacher von der Interessengemeinschaft Bulli Rhein-Ruhr fährt ein vollausgerüstetes Campingmobil auf Basis des VW Transporters - inklusive Warmwasser-Dusche. Allerdings gibt er offen zu: «Die Bulli-Basis muss eigentlich nicht mehr sein, das hat vor allem Liebhabergründe.»
Die Schattenseite des Bulli-Kults: Auch Langfinger lieben dieses Auto. Die Diebstahlstatistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) führt den T4 Caravelle Multivan unter den Top 3 der meistgestohlenen Fahrzeuge. Auch die Baureihe T5 wird dem GDV zufolge häufig geklaut. Im Internet finden sich Foren, die sich ausschließlich der Fahndung nach verschwundenen Bullis widmen.
Kein hunderprozentiger Schutz
Hundertprozentigen Schutz vor Bulli-Dieben gibt es nicht, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS: «Wer solche Autos klaut, arbeitet meistens sehr professionell.» Allerdings können Bulli-Besitzer den Dieben das Verbrecherleben schwer machen: Den besten Schutz bietet natürlich eine elektronische Wegfahrsperre. Eine robuste Lenkradkralle wäre die günstige Alternative, erklärt Marmit. Und wer seinen Wagen längs zur Straße nah an anderen Autos oder einer Wand abstellt, kann verhindern, dass Diebe den geliebten Bulli auf einen Hänger laden und entführen.