Elektrischer Fahrdienst in der Hauptstadt

e-City Cab

Elektrischer Fahrdienst in der Hauptstadt
e-City Cab - elektrischer Personentransport auf Taxipreisniveau. © e-Motion Line

Seit über einem Jahr können Geschäftsleute per Funkmietwagen rein elektrisch durch Berlin kutschiert werden. Die e-City Cabs sollen dabei Elektromobilität greifbarer machen – Taxi dürfen sie sich aber nicht nennen.

Von Thomas Flehmer

Die Folierung ist dezent aufgelegt und fällt im Berliner Alltagsverkehr kaum auf. Dabei hat der spezielle Fahrdienst eine Botschaft zu vermitteln, die besonders Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrer Forderung nach einer Million Elektroautos bis 2020 erquicken würde. „Wir sind eine Taxialternative, deren Fahrzeuge die Insassen rein elektrisch und somit emissionsfrei durch die Hauptstadt von A nach B bringt“, sagt Max Nastold im Gespräch mit Autogazette.de.

Sechs Nissan Leaf im Einsatz

Der 28 Jahre alte Wirtschaftsingenieur und Geschäftsführer der 2011 aus einer studentischen Initiative heraus gegründeten und in Karlsruhe ansässigen e-Motion Line kümmert sich in erster Linie um Elektromobilität für andere Unternehmen sowie die Analyse der Fuhrparks und den Aufbau und die Anwendung einer Ladeinfrastruktur für die jeweiligen Unternehmen. Zudem arbeitet Nastold mit den diversen Schaufenstern Elektromobilität in den Bundesländern zusammen, wobei auch die Idee mit den e-City Cabs entstand.

Seit Anfang 2014 bringen nun sechs batterieelektrisch angetriebene Nissan Leaf ausschließlich Geschäftskunden emissionsfrei durch die Hauptstadt. „Hauptsächlich werden die Nissan für Fahrten zum Flughafen oder für diverse Büro-Termine gebucht. Oder die Leafs sind als Messetransporter unterwegs“, so Nastold.

Kein Vergleich mit Uber

Rund 80.000 Kilometer wurden in etwas über einem Jahr bereits zurückgelegt. Grund genug, den Fuhrpark zu erweitern. „Im April werden auch zwei elektrische B-Klassen von Mercedes zur Verfügung stehen“, sagt Nastold. Die Gebühren für die Fahrten richten sich dabei nach den ortsüblichen Taxitarifen.

Als Taxiunternehmen sieht Nastod die e-City Cabs nicht. „Wir sind ein Funkmietwagen-Unternehmen – eine Taxi-Alternative.“ Aber auf keinen Fall vergleichbar mit Uber. Das umstrittene Unternehmen aus den USA versuchte ebenfalls mit eigenen Fahrern in Konkurrenz zum etablierten Taxidienst zu treten, was gerichtlich zunächst untersagt wurde.

Nissan Leaf als Informationsträger

e-City Cab - elektrischer Personentransport auf Taxipreisniveau.
Während der Fahrt gibt es Infos zur Elektromobilität e-Motion Line

Doch hinter den e-City Cabs steckt nicht die vordergründige Idee, mit rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen die Taxistruktur durcheinander zu wirbeln. Dafür sind die Leafs auch zu dezent als e-City Cab beklebt und mit bald acht Fahrzeugen auch kaum im Stadtbild wahrnehmbar.

Den Machern geht es in erster Linie darum, die Elektromobilität im wahrsten Sinne des Wortes „erfahrbar“ zu machen. „Unsere Fahrer sind geschult und können während der Fahrt Informationen über die Fahrzeuge sowie die Vorzüge der Elektromobilität an die Kunden weiterreichen“, so Nastold.

Keine Betriebserlaubnis wegen fehlender Reichweite

Zudem würden die Elektrofahrzeuge auch gar keine Betriebserlaubnis als Taxi mit Taxi-Schild auf dem Dach erhalten. Der Grund ist dabei identisch mit dem Hauptgrund, wieso sich die Elektromobilität bisher noch auf den Durchbruch wartet. „Es können nicht alle Fahrten mit den Fahrzeugen in der Stadt durchgeführt werden“, sagt Nastold, „da es zu fehlender Reichweite kommen könnte, wenn zum Beispiel eine Fahrt zum Flughafen Schönefeld durchgeführt werden muss.“ Und ob angesichts des noch nicht fertiggestellten Airports bereits eine funktionierende Ladeinfrastruktur mit Schnellladesäulen existiert, ist fraglich.

Durch die zumeist kurzen Strecken, die in der Hauptstadt zurückgelegt werden, entstehen keine Probleme mit dem Laden. Zumeist werden die Leafs in der Nähe der Unternehmenszentrale am Potsdamer Platz zwischen den Fahrten an den Stecker gesteckt oder über Nacht in der Tiefgarage völlig wieder aufgefüllt, um am nächsten Tag wieder dezent Geschäftskunden dezent durch den Alltagsverkehr der Metropole zu kutschieren.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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