Nissan GT-R: Abschied aus Europa

Nissan GT-R: Abschied aus Europa
Der Nissan GT-R. © Nissan

Der Nissan GT-R verabschiedet sich aus Europa. Es liegt nicht an mangelndem Erfolg, sondern auch an den scharfen Lärmvorschriften.

Mit ikonischen Coupé-Konturen und einer Leistung von bis zu 600 PS und einem heckbetontem Allradantrieb für Drift-Weltrekorde ist der Nissan GT-R das weitaus spektakulärste japanische Supercar.

Ein furios schneller, legendär zuverlässiger und weltweit in beachtlichen Stückzahlen verkaufter Samurai in der Leistungsliga von Ferrari und Lamborghini. Dennoch wird sich der bärenstarke „Godzilla“, wie Fans den Nissan GT-R nach dem berüchtigten Filmmonster nennen, jetzt aus Europa verabschieden: Neue EU-Lärmvorschriften kennen keine Gnade mit dem gänsehauterregenden Gebrüll des drehfreudigen V6.

Kein Platz für sportliche Verbrenner

Mit dem Aus für den GT-R vollendet Nissan Europa eine modellpolitische Neuausrichtung, die keinen Platz mehr für sportliche Verbrenner kennt. Auch die jüngste Generation des emotionalen Z-Sportwagens wird deshalb hierzulande nicht vertrieben. Dabei waren es einst die scharfen Versionen des Skyline, durch die Nissan vor 65 Jahren als erste japanische Marke in Europa Schlagzeilen machte.

Warum aber wagten Skyline, GT-R und damit Nissan bereits erste Exportambitionen nach Europa, als andere japanische Hersteller sich noch auf den Heimatmarkt oder allenfalls erste Niederlassungen in Amerika beschränkten? Eine Erklärung liefert die Rückblende in das Wirtschaftswunderjahr 1957, das Europa zum Epizentrum zukunftsweisender technischer Entwicklungen erklärte. Italienische und französische Automobildesigner bestimmten globale Modetrends, europäische Kleinwagen reüssierten sogar gegen US-Straßenkreuzer und Sportwagen made in England, Maranello oder Stuttgart galten als Referenz für rasante Rundenzeiten.

Überraschungscoup in Paris

Ein automobiler Newcomer, der es damals in Europa schaffte, konnte überall Erfolge einfahren. Und so riskierte die wenig später mit Nissan verschmolzene junge japanische Premiummarke Prince beim Pariser Automobilsalon 1957 einen Überraschungscoup: Ihre athletische Skyline-Limousine brüskierte auf Anhieb die Liga schneller Alfa Giulietta und Borgward Isabella.

Fünf Jahre später zeigte der Skyline den europäischen Sportwagenbauern endgültig, dass aus Nippon nicht nur Tempel, Zen und Mangas kommen. Stardesigner Giovanni Michelotti hatte dem Skyline eine dynamische Coupékarosserie geschneidert, und der viertürige GT der Serie S50 machte sich startklar, um Porsche und Co kontra zu geben.

Gefragt bei den Kunden

Die damals von Medien beschworene „Gelbe Gefahr“ verkörperten die ersten in Europa vorgestellten Japaner mangels Vertriebsnetz nicht. Aber sie waren die Urahnen des bis heute faszinierendsten asiatischen Supersportwagens, des seit 2007 liebevoll von Hand gefertigten und in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 stürmenden Nissan GT-R.

Dieser Rivale von Lamborghini Huracán, Audi R8 oder Ferrari Roma fand sogar noch während der Corona- und Halbleiterkrise jährlich rund 1500 Käufer, die für den Gran Turismo gut 110.000 Euro zahlten. Nur knapp die Hälfte des Preises der Konkurrenten, andererseits konnte der GT-R auch richtig teuer werden, etwa als geringfügig nachgeschärfter Nismo für 220.000 Euro oder als Kleinstserie GT-R50 by Italdesign, die sich 2018 in der Klasse der Euro-Preismillionäre positionierte. (SP-X)

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