Immer mehr Hersteller verabschieden sich von Kleinwagen. Suzuki gehört nicht dazu und bietet nach wie vor den Swift an.
Nicht nur Sushi, Bonsai und Zen kommen aus Nippon, auch die Kunst des Kleinwagenbaus beherrschen die Japaner besser als viele andere. Suzuki etwa krönte sich mit Kei-Cars und dem seit 40 Jahren gebauten Swift zum König der Minicar-Spezialisten und gelangte so zugleich in die Top Ten der globalen Autogiganten. Mehr als 9,5 Millionen Swift hat Suzuki allein seit 2004 verkauft und dabei Konkurrenten wie den Ford Fiesta überlebt.
Das familiengeführte Unternehmen spürt, was die Kunden wollen – und das fängt beim Modellnamen an. Der anfangs favorisierte Modellcode „Zen“ wirkte Suzuki zu fernöstlich. Das wirbelige „Swift“ schien dem damaligen CEO Osamu Suzuki passender, schließlich sollte sein Cityflitzer als Welteroberer reüssieren. Ausgerechnet in Amerika erfolgte die Markteinführung aber als Chevrolet Sprint oder Pontiac Firefly, einen Kultstatus wie auf anderen Kontinenten konnte der Kleine so in den USA nie erreichen. Weltstar Taylor Swift wurde 1989 geboren, da ging Suzukis Swift schon in zweite Generation, und mit scharfen Sushi-Finessen wie 4WD, 16V und GTI raste er zur ersten Produktionsmillion: In Indien wurde der Swift als Volksauto gefeiert, und hierzulande galt er als günstige Alternative zu kleinen Opel, VW und Ford.
Suzuki überraschte mit Swift GTI
1986 überraschte Suzuki mit dem ersten Swift GTI. Mit 101 PS freisetzendem 1,3-Liter-16-Ventiler konnte er dem fast 40 Prozent stärkeren GTI-Stammvater Golf im Sprintduell auf Tempo 100 sein spoilerbewehrtes Heck zeigen. Möglich machte es das Kampfgewicht des Japaners von lediglich 750 Kilo; mit einem Preis von 17.990 Mark unterbot er zudem alle Rivalen wie Fiat Uno Turbo oder Opel Corsa GSI. Plötzlich war der Swift cool, denn das Image der Brandstifterversion färbte auf die Biedermann-Varianten ab.
Keine Nische ließ Suzuki unbesetzt, als 1989 der zweite Swift nach Deutschland kam: Der Kleine stand als 3,71 Meter kurzer Dreitürer, als 3,81 Meter messender Fünftürer sowie als 4,08 Meter lange Stufenhecklimousine im Angebot. Die Limousine kam passend zum politischen Wind of Change, der die Mauer zum Einsturz brachte und Deutschland vereinte: In den neuen Bundesländern und in ganz Osteuropa genossen Stufenhecks Popularität.
Alles neu machte der vierte Swift, der 2004 auf dem Pariser Salon als erster speziell für den europäischen Markt konzipierter Suzuki debütierte und dennoch weltweit vermarktet wurde. Die europäische Ausrichtung des Swift zeigte sich im westlichen Designdress, der an Konkurrenten wie den (BMW) Mini erinnerte. Auch einen Dieselmotor gab es nun, dagegen übernahm der 125 PS leistende Swift Sport die Rolle des jungen Wilden.
Fünfte Auflage kam 2010
Gutes besser machen sollte ab 2010 die fünfte Auflage des Suzuki Swift. Mehr Platz im Interieur, effizientere Motoren und eine gute Sicherheitsausstattung mit ESP und sieben Airbags, so gewann der kompakte Sympathieträger eine wachsende Fangemeinde. Für sportliche Emotionen sorgte wieder der Swift Sport, jetzt mit 136 PS Leistung und erstmals auch als praktischer Fünftürer. Leistungsmäßig konnte er es allerdings nicht mehr mit den sportlichen Speerspitzen der Rivalen aufnehmen.
Dennoch fuhr der Swift in Deutschland weiterhin in den vorderen Rängen seiner Klasse mit. Gar nicht zu reden von der Dominanz des Suzuki in Märkten wie Indien, gegen die nicht einmal lokale Giganten wie Tata eine Chance hatten. Noch zwei Mal – 2017 und 2024 – wechselte der Swift die Kleider, aber die Designs ähnelten sich nun so, dass nur Insider die Generationen sechs und sieben differenzieren können. Vollelektrisch gibt es den Suzuki bis heute nicht, aber auch als Verbrenner bleibt der Swift eine feste Größe im Programm des Herstellers. (SP-X)