Stau auf dem Times Square

VW Jetta

Der Times Square ist einer der meistfotografierten Plätze in New York. Auf der Kreuzung gibt es Staus, Megakonzerte und Demonstrationen. Diesmal trommelt der neue VW Jetta.

Von Stefan Grundhoff

Der VW Jetta in den USA und in Deutschland - das sind zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hierzulande hat der Kompakte den Sprung zur erfolgreichen Sportlimousine nie geschafft. In Deutschland ist die Stufenhecklimousine im Gegensatz zum legendären Golf eine Langweilerkiste, wie sie müder kaum sein könnte. Die technischen und praktischen Qualitäten eines Jetta sind seit Jahr und Tag unbestritten, doch kaum jemand unter 65 Jahren würde in unseren Breiten freiwillig erzählen, dass er ein solches Auto besitzt.

Traumland USA

In den USA sieht das völlig anders aus. Hier zählt die Stufenheckversion des Golf trotz Vorderradantriebs als echte Sportlimousine; fast wie bei uns ein dynamischer 3er BMW. Die ungewöhnlichen Lorbeeren hat sich der Jetta in den 80er Jahren verdient, als er mit leistungsstarken GTI-Motoren eine günstige Möglichkeit war, ein vergleichsweise sportliches Auto aus Europa zu bewegen. Kein Wunder daher, dass die Weltpremiere des neuen VW Jetta in Manhattan stattfindet.

Noch vor Jahren hätte man den Jetta still und leise in die breite Modellpalette einlaufen lassen. Doch beim neuen Modell ist dies anders. Aktuell verkauft sich der Jetta in den USA jährlich mehr als 100.000 Mal. Das neue Modell soll einen gewichtigen Anteil daran haben, dass sich das gesamte Volkswagen-Volumen in den Vereinigten Staaten bis 2018 auf mehr als 800.000 Fahrzeuge pro Jahr verdreifacht.

Abschied von der Golf-Basis

Der neue Jetta hat mit seinem müden Vorgänger nicht viel mehr als das Signet am Heck gemein. 9,6 Millionen Jettas wurden im Laufe der Jahrzehnte verkauft. Gerade die USA werden dafür sorgen, dass es bald deutlich mehr werden. Die auf der Detroit Motorshow gezeigte Vision des Mittelklasse-Coupés (NCS) hatte bereits erahnen lassen, dass der neue Volkswagen sich alles andere als müde präsentieren würde.

Ein Blick auf die eigens aufgebaute Bühne am Times Square zeigt, dass die Erwartungen nicht zu groß waren. So zeigt sich der neue Jetta zwar nicht mit derart deutlichen Anlehnungen an das Audi A5 Coupé wie die Messe-Studie, aber kaum jemand kommt auf die Idee, dass der Jetta ein Golf-Ableger sein könnte. Front und Heck der 4,64 Meter langen Limousine (plus neun Zentimeter) sind klar gezeichnet und lassen den Fronttriebler deutlich breiter und eigenständiger als bisher erscheinen. So verbündet sich der Jetta der Generation 2011 eher mit der nächsten Passat-Familie, die Ende des Jahres ihre Premiere feiert. Kaum etwas erinnert an den Golf.

Klassenmaßstäbe im Innenraum

Im Innenraum setzt der Jetta ebenso wie seine Brüder Klassenmaßstäbe. Haptik, Verarbeitung und Ergonomie setzen nicht nur in den USA Bestwerte. Das Platzangebot ist dank des verlängerten Radstandes von sieben Zentimetern auch im Fond üppig.

Die Zeiten, als der Jetta ein Golf mit Anhang war, gehören der Vergangenheit an. Mit dem neuen Modell darf man problemlos auch in Deutschland mit einem Jetta vorfahren, ohne dass einem hellgraue Jacken mit Tunnelzug und Gesundheitsschuhe angedichtet werden. Optisch sichtbare Gleichteile mit dem Golf - das war gestern.

Getrennte Motorstrategien

In den USA und Kanada wird der neue Jetta mit drei Benzinmotoren und einem Turbodiesel (TDI Clean Diesel) angeboten. Der Einstiegsmotor leistet 85 kW/115 PS, der Common-Rail-TDI 103 kW/140 PS. Überarbeitet wurden der bekannte 2,5-Liter-Benziner mit 125 kW/170 PS und das sportliche Topaggregat, der aufgeladene 2.0 TSI mit 147 kW/200 PS, der ab 2011 den Jetta GLI in Nordamerika antreiben wird.

In Europa wird es eine andere Motorenstrategie geben. Kleinere Hubräume und Aufladungen sind bei allen Motoren maßgebend. Vier von sechs Motoren werden 2011 neu im Jetta-Programm aufgenommen: Der 1.2 TSI mit 77 kW/105 PS, der 1.4 TSI mit 118 kW/160 PS sowie die zwei Common-Rail-Turbodiesel 1.6 TDI mit 77 kW/105 PS und 2.0 TDI mit 103 kW/140 PS. Bekannt von anderen Modellen sind der 1.4 TSI mit einer Leistung von 90 kW/122 PS und der 2.0 TSI mit 147 kW/200 PS. Bis auf den 1.2 TSI können optional alle Motoren mit einem DSG kombiniert werden, das je nach Modell sechs oder sieben Gänge hat.

2011 in Europa

Sparmeister sind der 1,2 TSI, der 5,3 Liter Super auf 100 Kilometern verbraucht und der 1.6 TDI, der sich auf der gleichen Strecke mit 4,1 Litern Diesel zufrieden geben soll. Der Preis für das Basismodell VW Jetta S liegt in den USA bei 15.995 Dollar.

In Europa kommt der neue VW Jetta Anfang 2011 auf den Markt. Das Basismodell verfügt unter anderem über eine geteilte Rücksitzlehne, Kofferraum-Fernentriegelung, Klimaanlage und sechs Airbags. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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