Für Mitsubishi ist der Outlander nicht irgendein Modell. Es ist das Flaggschiff des Herstellers. In den USA fährt er schon seit drei Jahren – nun kommt er nach Europa.
Für Mitsubishi ist es ein großes Ding: Das neue Auto wirkt wie ein Fünfmeter-Koloss, tatsächlich misst es 28 Zentimeter weniger. Aber ein großes Ding ist es trotzdem, ein „Flaggschiff“, wie auf der Europa-Premiere des Outlander PHEV mehrfach hervorgehoben wird. Im März kommt es in Deutschland auf den Markt.
Für den Hersteller geht es darum, Anschluss zu halten. Elektrifizierungs-Kompetenz auf der einen Seite zu demonstrieren, auf der anderen, im Wettbewerb mit japanischen, koreanischen und neuerdings chinesischen Produzenten bei Komfort und Performance authentisch und begehrenswert zu bleiben. Das war zu Zeiten, als ein Mitsubishi Pajero als Serien-Sieger die Dakar-Rallye dominierte, wesentlich einfacher. Mit dem Premieren-Schauplatz Desert City bei Madrid holt sich diese Präsentation ein wenig von dem Glanz des ehemaligen Wüsten-Bezwingers.
Spagat zwischen Tradition und Moderne
Schon äußerlich spiegelt der hochbeinige Fünftürer das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne wider. Weder setzt er die Designsprache des Vorgängers konsequent fort, noch wirkt er kompromisslos futuristisch. Die Frontpartie ist eine Art „sowohl-als-auch“, wo sich schmale, in die Kotflügel hineinreichende LED-Schlitze und flächige, senkrecht stehende Hauptscheinwerfer um Harmonie bemühen. Die ansteigende Seitenlinie führt zu einer fast dreieckigen D-Säule und einem ausgewogenen Heck, bei dem umlaufenden Rückleuchten und ein Dachkantenspoiler freundliche Signale der Vertrautheit senden.
Angesichts der heute kaum überschaubaren Vielzahl an teil-elektrifizierten SUV ist Mitsubishi mit dem neuen Modell recht spät dran. Vor elf Jahren startete der erste Outlander Plug-in-Hybrid. Batterie- und Regeltechnik haben seither große Fortschritte gemacht, auch Teilzeit-Stromer schaffen mitunter dreistellige elektrische Reichweiten. Das ist beim Outlander nicht so: Der Leistungsakku hat eine Kapazität von 22,7 kWh, das reicht bei dem Zweitonner im Idealfall für 86 Kilometer. Zusätzlich sind 53 Liter Sprit an Bord, so dass eine Gesamtreichweite von 844 Kilometern erreichbar sein soll.
Outlander Volumenmodell für Japaner
Während der Laufzeit des ersten Outlanders mit Plug-in-Hybridantrieb hat Mitsubishi davon weltweit rund 200.000 Exemplare abgesetzt. Die Marke setzt weiter auf die Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor als eine „Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft“, wie es Koichi Namiki, Vorstandsmitglied mit dem Verantwortungsbereich Produktstrategie, währen der Premiere in Madrid formulierte. Diese Fahrzeuge könnten im Falle flächendeckender Einführung von E-Fuels einen wachsenden Beitrag zur Minderung von Schadstoffen durch Pkw-Verkehr leisten.
Das aus einem 2,3 Liter großen Vierzylinder und zwei Elektromotoren bestehende Antriebssystem entfacht eine Leistung von maximal 225 kW. Der Anteil des relativ großvolumigen Verbrenners fällt mit 136 PS eher bescheiden aus. Genauso viel, nämlich 100 kW, bringt die hintere E-Maschine mit in die Gesamtrechnung ein, die vordere nochmal 85 kW. Das kombinierte System-Drehmoment gibt Mitsubishi nicht an, die Summe der einzelnen Motoren liegt bei 653 Nm. Die in naher Zukunft geplanten Praxis-Fahrtests werden Auskunft darüber geben, wie nahe der neue Outlander im tatsächlichen Betrieb dem rechnerischen WLTP-Verbrauchswert von 0,8 Litern/100 km kommen kann.
Das Beste aus zwei Welten soll auch die Cockpitgestaltung repräsentieren, denn natürlich sind die Hauptinstrumente nunmehr Teil digitaler Bildschirm-Anzeigen und es gibt in höheren Ausstattungslinien ein Head-Up-Display. Gleichzeitig jedoch zeigt die Vielzahl an Knöpfen und Schaltern für Klima, Infotainment und andere Funktionen, dass man sich dem weit verbreiteten Reduzierungs-Fetisch von herkömmlichen Bedienelementen nicht unterwerfen will. Der mittig montierte Hauptbildschirm steht frei über dem Armaturenbrett, die Konsole wird vom Getriebehebel und dem Drehschalter für die Fahrmodi dominiert. Rautensteppung an Polstern und Verkleidungen sorget für ein wertiges Ambiente.
Umfangreiche Basis-Ausstattung
Als Appetitanregung hat Mitsubishi bereits die Basisversion mit einer recht umfangreichen Ausstattung versehen. Der Einstiegspreis lieg knapp unter 50.000 Euro und für diesen Betrag bringt dazu Auto außer dem neu entwickelten Allradantrieb unter anderem ein Smart-Key-System, Zweizonen-Klimaautomatik, 18-Zoll-Alufelgen, Standheizung, Wärmepumpe, Yamaha-Soundsystem, LED-Scheinwerfer, adaptive-Tempoautomatik, Ausparkassistent, Einparkhilfe vorn und hinten sowie die üblichen Sicherheits-Assistenten inklusive 360-Grad-Surround-View mit. Sitzheizung hinten, Panorama-Schiebedach, elektrische Heckklappe und weitere Annehmlichkeiten gibt es in der Top-Version für 59.490 Euro.
Mit rund 19.000 Neuzulassungen vergangenes Jahr in Deutschland erreichte Mitsubishi zwar etwa das Vierfache dessen, was zum Beispiel Subaru für sich verbuchen konnte, aber auch nur etwas mehr als ein Viertel des Absatzes, der auf das Konto von Toyota ging. Da das Modell Outlander allein noch 2019 mehr als 12.000 Anmeldungen in Deutschland schaffte, setzt die japanische Marke große Erwartungen in die Neuauflage.