Japanisches Batman-Mobil

Japaner lieben deutsche Sportwagen. Doch was ist ein BMW M3, ein AMG-Mercedes oder ein Porsche 911 schon gegen die Superflunder Mitsuoka Orochi?

Von Stefan Grundhoff

Die Einwohner von Tokio glotzen sich seit Monaten bereits die Augen aus. Ein bissiger Renner aus Fernost bevölkert die dortigen Straßen - zugegeben in homöopathischen Dosen. Mehr Fisch als Auto, mehr Flunder als Rennwagen - das ist der Mitsuoka Orochi. Was wäre, wenn der erste Orochi nach Deutschland käme? Vielleicht sogar seine erste Runden auf der Nordschleife drehen würde? Die japanische Invasion auf dem europäischen Sportwagenmarkt ist derzeit zwar nicht sehr wahrscheinlich, doch der Mitsuoka Orochi wäre es wert, sich auf dem härtesten Automarkt der Welt mit den Besten der besten zu messen.

Reine Handarbeit

Der erstmals auf der Tokio Motor Show im Jahre 2001 als Konzeptstudie präsentierte Orochi (bedeutet übersetzt mächtige Schlange) ist ein famoser Hingucker, wie es auf dem weltweiten Sportwagenmarkt kaum einen zweiten gibt. So kantig und puristisch sich ein Lamborghini Gallardo präsentiert, so organisch-rundlich und elegant kauert der Orochi auf der Straße. Die bekanntermaßen autoverrückten japanischen Fans mussten lange warten, ehe die erste Superflunder in Kundenhand angeliefert wurde.

Einige hatten schon befürchtet, dass der ausschließlich in Handarbeit gebaute Orochi in der Messestudien-Pipeline von Mitsuoka Motors hängen bleiben würde. Auf dem Heimatmarkt hat sich Firmengründer und Sportwagenfan Mitsuoka mit Sitz in Toyama bereits seit langem einen Namen als Autofreak gemacht. Ähnlich wie der deutsche Autoveredler Bitter in den 70er Jahren kreierte er eigene Fahrzeuge, die Modellen wie Jaguar MK II und Rolls Royce verblüffend ähnlich sahen.

Technik von Lexus

Unterm Blech steckt Technik von Lexus Foto: Press-Inform

Bei seinem neuesten Streich hat Mitsuoka bei keinem geringeren als Batman abgekupfert, denn gerade in einer dunklen Lackierung könnte der nicht einmal 1,20 Meter hohe Orochi auch aus einer solchen Filmkulisse stammen. Ähnlich wie der deutsche Bastler Bitter beschränkt sich die Baukunst von Mitsuoka in erster Linie auf Karosserie und Chassis.

So wird auch der 4,56 Meter lange Orochi, der mit seinem Vier-Augen-Gesicht einer Mischung auf Maserati MC12 und Ferrari F430 gleichkommt, von einem allseits bekannten Lexus-Triebwerk aus dem RX 330 befeuert. Der 3,4 Liter große Sechszylinder in Mittelmotorbauweise leistet 170 kW / 231 PS und ein maximales Drehmoment von 330 Nm. Die Motorleistung wird von einer Lexus-Fünfstufenautomatik auf die Hinterachse übertragen.

Trotz leicht modifizierter Elektronik ist sie auf Komfort und nicht auf Spurtvermögen ausgelegt. So lässt sich auch die überschaubare Dynamik von 0 auf 100 km/h in knapp sieben Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 250 km/h erklären. In Japan stört das kaum jemanden. Auf den meisten Autobahnen darf man maximal 100 km/h schnell fahren.

Ungewöhnliche Rundungen

Die Superflunder erinnert stark an das Batman-Mobil Foto: Press-Inform

So spektakulär sich das Karosseriekleid des Orochi mit ungewöhnlichen Rundungen, wenigen Kanten und überraschenden Wellen präsentiert, so gewöhnlich geht es im Innenraum zu. Enge Lederstühle lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, in einem echten Sportwagen Platz genommen zu haben. Viel Leder, griffiges Steuer und ein wenig passender Automatikwahlhebel bilden eine Mischung aus Honda S2000 und Lexus GS 430. Der Pilot ist beeindruck - oder eben auch nicht. Schulter- und Kopffreiheit sind trotz 2,50 Metern Radstand subjektiv noch knapper als die Realität. Es ist düster, die Heckscheibe winzig und nur ein kleiner Teil der Seitenscheiben lässt sich elektrisch öffnen.

In Japan ist der knapp 1,7 Tonnen schwere Mitsuoka Orochi seit Ende April auf dem Markt. Zu Preisen ab knapp 12 Millionen Yen, was umgerechnet rund 75.000 Euro entspricht. Bisher noch nicht zu haben ist der Mitsuoka Orochi Kabuto, der auf der 40. Tokio Motor Show Ende Oktober seine Weltpremiere feierte und sich mit Leichtbauelementen wie Karbon und Kohlefaser noch sportlicher als sein Bruder präsentieren soll. Man freut sich auf seinen ersten Abstecher nach Deutschland. Die Konkurrenz wird staunen.

Keine Beiträge vorhanden