Die Corvette hat in Deutschland ein Image zwischen Liebe und Hass, Huldigung und Abscheu. Im nächsten Jahr wird es noch krasser. Mit 620 PS stark und 320 km/h Spitzengeschwindigkeit greift die neue Corvette ZR1 an.
Von Stefan Grundhoff
Da kündigt sich dicker Ärger an. Wer glaubt, dass der schwächelnde Riese General Motors zukünftig nur noch auf Sparmobile und Elektroautos setzt, wird auf der Detroit Motor Show Mitte Januar sein blaues Wunder erleben.
Neuer Gegner
Auf der NAIAS 2008 feiert die neue Corvette ZR1 Weltpremiere; stärker als die C06 und bäriger als die Z06. Die ungewohnt dezent gestaltete US-Flunder greift mit einem 620 PS starken V8-Small-Block die Megasportler aus dem Hause Porsche, Ferrari, Mercedes und Lamborghini an. Ein scharfer Westwind traf die europäische Konkurrenz bisher nur von Dodge.
Doch die 506 PS starke Dodge Viper hat sich nicht nur auf dem nordamerikanischen Kontinent einen neuen Gegner herangezüchtet. Bereits seit eineinhalb Jahren war im Gespräch, dass Chevrolet eine übermächtige Corvette auf die internationale Konkurrenz loslassen wollte. Dass es so dick kommt, hatten jedoch nur wenige erwartet.
Die Leistungsdaten der Dank zahlreicher Leichtbauelemente gerade einmal 1,5 Tonnen schweren Corvette ZR1 machen selbst Porsche GT2 und einem Lamborghini LP640 Angst. «Mit der neuen ZR1 will Chevrolet einen amerikanischen Supersportwagen präsentieren, der gerade einmal die Hälfte, ein Drittel oder nur ein Viertel eines exotischen Supersportwagen kostet», erklärt Ed Peper, General Manager bei Chevrolet.
Der bereits in den normalen Corvette-Versionen kräftige Achtzylinder bekommt durch eine Turboladung Flügel und nur der Himmel scheint die Grenze des machbaren zu sein. 6,2 Liter Hubraum, Power-Turbo, 463 kW / 620 PS und grandiose 823 Nm Drehmoment hat es im Hause GM bisher noch nie gegeben. Alles Hände voll zu tun, für die mächtigen 335er-Hinterreifen. Ein neu entwickeltes manuelles Sechsganggetriebe mit Zwei-Scheiben-Kupplung sorgt dafür, dass die brachiale Motorleistung in allen Lebenslagen auf die Straße gebannt werden kann.
Karbon-Keramik-Bremsen
Das Aluminium-Chassis stammt ebenso wie das elektronische Fahrwerk von dem kleinen Bruder, der Corvette Z06. Zusätzlich gibt es für den harten Einsatz auf der Rennstrecke jedoch einen Track-Modus, der den Grenzbereich zur messerscharfen Klinge werden lässt. Für Sicherheit sorgt eine Hochleistungsbremsanlage mit Karbon-Keramik-Scheiben im Format von 394 mm vorn und 380 mm hinten. «Der ZR1 baut auf den anerkannten Stärken der Z06 auf. Das Leistungsgewicht der ZR1 ist besser als das der Konkurrenz mit Porsche 911 GT2, Ferrari 599 und Lamborghini LP640», sagt Ed Peper, «es wird die erste Corvette sein, die die 200-Meilen-Schallmauer durchstößt.» Die Höchstgeschwindigkeit wird somit bei mehr als 320 km/h liegen. Wer es drauf anlegt, kann die Corvette in allen sechs Schaltstufen bis 6.600 Touren drehen.
Im Vergleich zu seinen alles andere als schwächlichen Brüdern ist der knappe Sportdress der Über-Corvette überraschend zurückhaltend geschnitten. Leichtbauelemente auf Karbonfasern an Spoilern, Versteifungen und Dach sorgen dafür, dass sich der Gewichtszuwachs im Rahmen hält. Ähnlich wie Ferrari und Lamborghini gibt die neue Corvette einen alles andere als unspektakulären Blick auf das Prachttriebwerk frei. Die Karbon-Motorhaube mit Polykarbonat-Fenster eröffnet dem Betrachter einen ungewöhnlichen Blick auf den Intercooler des aufgeladenen Achtzylinders.
Links und rechts glänzen alles andere als nebensächlich die Schriftzüge «LS9-Supercharged». Im kommenden Sommer kommt die neue ZR1 auf den amerikanischen Markt. Auch die deutschen Kunden dürfen sich aller Voraussicht nach im letzten Quartal 2008 auf den neuen Porsche-Jäger freuen. Der Preis steht noch nicht fest - wird jedoch Corvette-typisch ungemein günstig sein.