Bluetec-Diesel: Auf dem Weg in die Zukunft

Mercedes-Benz sieht in der neuen Generation der so genannten «Bluetec»-Diesel einen Meilenstein der Technologie. In Europa wird es derart saubere Aggregate aber erst 2008 geben.

Von Thomas Flehmer

Mercedes bereitet den Diesel auf die Zukunft vor. «Die neuen Bluetec-Diesel sind ein kleines Mosaiksteinchen eines großen Plans zur Mobilität in der Zukunft», sagte Mercedes Entwicklungs-Vorstand Thomas Weber bei der Präsentation der neuen Technik in Las Vegas, «wir bieten den saubersten Diesel der Welt an. Bluetec ist ein Meilenstein der Technologie», der zunächst aber nur in den USA zum Einsatz kommen wird. In Europa muss man sich bis 2008 gedulden.

Vier Katalysatoren im Einsatz

Das neue System verfügt nicht nur über den schon üblichen Rußpartikelfilter, sondern wird durch weitere Katalysatoren verstärkt. Mercedes bietet das Bluetec-System dabei in zwei Varianten an, die je nach Modell zum Einsatz kommen. Im ersten System vermindern insgesamt vier Katalysatoren den Ausstoß von Kohlenmonoxiden, Kohlenwasserstoffen sowie Stickoxiden und halt Rußpartikeln.

Die zweite Variante ist bereits eine Weiterführung des ersten Systems. Durch eine separate Einspritzung des von Mercedes genannten Zusatzstoffes Adblue werden die Stickoxide in Wasser verwandelt. Dieses System wird besonders bei Nutzfahrzeugen angewendet. Mercedes hat schon 25.000 Stück verkauft, die die ab 2009 zum Tragen kommende Euro 5-Norm erfüllen. Während bei der Adblue-Einspritzung bis zu sechs Prozent weniger Kraftstoff verbraucht werden, nimmt der Verbrauch beim ersten System, das ab dem 15. Oktober in den USA im E 320 CRD Bluetec fungiert, um bis zu sechs Prozent zu. Ein Wert von 6,7 Litern Diesel auf 100 Kilometer ist für dieses Segment aber wohl trotzdem einmalig.

Fahrspaß darf nicht fehlen

Wohlfühlen beim Fahren Foto: Werk

Auch wenn nun mehr Technik in der Limousine arbeitet, waren auf den Testfahrten rund um Las Vegas keine gravierenden Unterschiede zum «alten» E 320 CRD auszumachen. Die 210 PS und das maximale Drehmoment von 536 Nm sorgen für eine beeindruckende Kraftentfaltung. Der Sprint innerhalb von 6,7 Sekunden auf 100 Kilometer wirkt trotz Bluetec nicht anders. Allerdings gibt es einen kleinen Karenzraum, ehe nach Drücken des Gaspedals die Arbeitsvorgänge begannen. Ansonsten arbeitete die Siebengang-Automatik des 3,0 Liter-Sechszylinders ohne Probleme.

Dass ein Reifenschaden in der Wüste von Nevada die Probefahrt vorübergehend unterbrach, kann nicht am Motor hängen. «Wir bauen sparsame, saubere und kraftvolle Autos, bei denen aber auch der Fahrspaß nicht fehlen darf», so Weber. Denn ohne Fahrspaß springt der Kunde nicht unbedingt auf saubere Lösungen an.

Sauber wie ein Ottomotor

Der Motor des Mercedes E 320 Bluetec Foto: Werk

Mercedes setzt zudem auf den ansteigenden Dieseltrend in den Staaten. Bisher galt der Kraftstoff als dreckig. Ab Mitte Oktober wird in den USA das Ultra Low Sulfur Diesel (ULSD) flächendeckend zur Verfügung stehen. Mit nur 15 ppm Schwefel ist es 33 Mal sauberer als der bisherige Dieselkraftstoff. In Deutschland liegen die Schwefelanteile im Diesel bei rund 10 ppm. Mit Bluetec sollen neue Kunden angelockt werden. «Wir machen den Diesel so sauber wie den Ottomotor. Das ist das Ziel von Bluetec», sagt Rudolf Thom, Centerleiter «Zertifizierung Umwelt und regulatives Umfeld» der Mercedes Car Group.

Allerdings muss auch das neue Fahrspaß bietende Mosaikteilchen für die Zukunft an manchen Stellen noch angepasst werden. So verfehlen die Bluetec-Diesel die in den USA strenge Bin5-Norm. «Wir sind gerüstet für diesen Grenzwert», sagt Weber. Aber noch wird die Norm nicht erfüllt. Und knapp daneben ist auch vorbei. Das Negative an diesem Umstand ist, dass fünf Bundesstaaten in den USA auf gerade diese Norm bestehen. Darunter befinden sich mit Kalifornien und New York zudem die absatzstärksten Automärkte in Nordamerika.

Hoher Preis

Die Rückansicht des Mercedes E 320 Bluetec Foto: Werk

Eine weitere Hürde begründet den späteren Einstieg in Europa - der Preis. Während der Sechszylinder, der in rund zehn Mercedes-Modellen und insgesamt 22 verschiedenen Modellen der DaimlerChrysler Group eingesetzt werden soll, in den USA rund 55.000 Dollar teuer ist, müsse man in Europa wohl mit einem Preis von über 60.000 Euro rechnen. Ob die Kunden deshalb ihren alten E 320 austauschen, scheint zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert.

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