Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte ein Million Elektroautos bis 2020 als Ziel. Nach dem vorgelegten Fortschrittsbericht wird ohne weitere Maßnahmen lediglich die Hälfte erreicht.
Eine Million Elektrofahrzeuge sollen bis Ende 2020 auf Deutschlands Straßen rollen. Ohne enorme Anstrengungen und finanzielle Anreize ist dieses Ziel jedoch nicht zu erreichen, wie aus dem Fortschrittsbericht der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) hervor geht. Bei der aktuellen Geschwindigkeit der Marktentwicklung würde die E-Auto-Flotte in sechs Jahren lediglich 500.000 Fahrzeuge zählen.
Finanzielle Anreizprogramme gefordert
Um diese Zahl zu verdoppeln bedarf es nach Ansicht der Vertreter aus Politik, Industrie, Wissenschaft und Gewerkschaften eines umfassenden Maßnahmenpakets. Dabei geht es auch um finanzielle Anreizprogramme, vor allem um Sonderabschreibungen für gewerbliche Nutzer. Die würden den Staat zunächst rund 200 Millionen Euro im Jahr kosten.
"Wir brauchen jetzt den Startschuss für die Elektromobilität bei der öffentlichen Hand und den Unternehmen. Elektrofahrzeuge lassen sich bereits heute sehr gut in vorhandene Flotten integrieren. Darum ist die öffentliche Hand gut beraten, bei der Beschaffung ihrer Fahrzeuge mit gutem Beispiel voranzugehen. Außerdem muss die Abschreibungsmöglichkeit für gewerblich genutzte Elektrofahrzeuge verbessert werden", sagt Florian Eck, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforum (DVF). Das Forum fordert deshalb eine schnelle Einführung einer gewerblichen Sonderabschreibung.
Deutschland bei Elektromobilität im Mittelfeld
Außerdem schlägt die NPE vor, Forschung und Entwicklung künftig stärker zu fördern. Angesetzt werden hierfür 360 Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus müsse das kürzlich beschlossene Gesetzespaket zur Förderung der Elektromobilität zügig umgesetzt werden; es sieht unter anderem für Kommunen die Möglichkeit vor, E-Autos bestimmte nicht-monetäre Vorteile einzuräumen.
Bislang hinkt die Marktentwicklung hinter den ursprünglichen Planungen hinterher. Statt der avisierten 100.000 Fahrzeuge gibt es lediglich 24.000. Die für 2017 gesetzte Marke von 500.000 Autos dürfte somit ähnlich schwer zu erreichen sein wie die Million im Jahr 2020. Auch bei der Infrastrukturentwicklung liegt Deutschland mit 4800 Ladesäulen laut dem Bericht weltweit gesehen nur im Mittelfeld.
Elektroflotte wächst weiter an
Umso mehr fordert Eck finanzielle Unterstützungen: "Alle Länder, die im Wettbewerb um den Leitmarkt mitmischen, nutzen Anreizprogramme. Es geht um die Sichtbarkeit von Elektromobilität und den Erfolg beim Markthochlauf." Seit Anfang des Jahres unterstützt die Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) in Kooperation mit dem Bundesumweltministerium (BUMB) Gewerbetreibende finanziell beim Kauf von Elektrofahrzeugen oder Plugin-Hybriden.
Ein positives Urteil gibt das Gremium hingegen bei der Zahl der verfügbaren E-Autos allein der deutschen Hersteller ab. Derzeit seien 17 Modelle im Angebot, zwölf weitere kämen 2015 dazu. Eingerechnet werden dabei neben rein batterieelektrischen Pkw auch Autos mit Plug-in-Hybridantrieb. Die Angebote der Importeure auf dem deutschen Markt, ebenfalls 17 Modelle, werden im Marktbericht nicht erwähnt. Allerdings werden sie in den Zulassungen mitgezählt. Jeder so, wie er es braucht. (AG/SP-X)