Scooter ein Wachstumsmarkt

Krise der Motorradbranche

Die weltweite Finanzkrise hat auch in der Motorradbranche zu massiven Absatzeinbußen geführt. Die Hersteller setzen für die Zukunft auf sparsame Verbrennungsmotoren und den Trend zu Scootern.

Von Frank Mertens

Die Finanzkrise hat auch die Motorradindustrie erfasst. Allein im Oktober mussten die Europäischen Hersteller einen Absatzrückgang von fast 20 Prozent verzeichnen. Doch während derzeit fast jeder über die kriselnde Autobranche spricht, redet kaum jemand von den Zweiradherstellern. Dabei beschäftigt die Branche in Europa 200. 000 Mitarbeiter vor allem in mittelständischen Betrieben. Sie erwirtschaften nach Angaben des Europäischen Verbandes der Motorradhersteller (ACEM) einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Euro.

«Mittelstand wird ausgetrocknet»

Während die Bosse der Autoindustrie um staatliche Finanzhilfen ersuchen, würde es der Zweiradbranche schon helfen, wenn «die von Brüssel vorgegebenen Konjunkturpakete umgesetzt würden», sagte ACEM-Präsident Stefan Pierer. «Auch Monate nach dem Beginn der Krise haben wir immer noch kein Interbanking-Geschäft», so Pierer, der auch Chef des österreichischen Motorradherstellers KTM ist. «Die mittelständische Wirtschaft wird durch fehlende Kredite ausgetrocknet.»

Doch auch wenn die Branche schwierigen Zeiten entgegen sieht, gibt sich Pierer für die Zukunft zuversichtlich. Denn in dem Wunsch der Kunden nach nachhaltiger Mobilitität sieht die Branche ihre große Chance. So wird erwartet, dass in zehn Jahren der Scooter-Markt um rund 40 Prozent wachsen wird. «Das ist ein großes Wachstumsthema für uns», sagte Pierer. Zukünftig werden alle Hersteller deshalb verstärkt auf die Mobilität in Ballungszentren setzen. Das motorisierte Zweirad als Alternative zum Auto. Dieser prognostizierte Boom bei den Scootern zeigt sich auch in Deutschland. Hier konnte man bis Oktober im Vergleich zum Vorjahr mit 12065 Kraftrollern einen Zuwachs von etwas über 50 Prozent verzeichnen.

Kleines Plus in Deutschland

Der Elektrorolle E-Max 90 S Foto: E-Max

Dadurch konnte auch der Rückgang bei den Krafträdern um fast acht Prozent (Gesamtabsatz bis Oktober: 97.693) ausgeglichen werden. Nach Angaben des Industrie-Verbandes Motorrad (IVM) konnte in allen Fahrzeuggruppen trotz der angespannten Marktsituation ein kleines Plus von 0,69 Prozent erzielt werden. Das entspricht 154.092 verkauften Zweirädern.

Wie Pierer sagt, gehe es natürlich auch darum, alternative Antriebskonzepte anzubieten wie Hybrid-Bikes wie beispielsweise das vierrädrige Concept-Modell von Yamaha, die Tesseract oder das Elektro-Bike von KTM. Mit dem zehn PS starken Elektromodell der Österreicher kann man immerhin bis zu 60 Minuten unterwegs sein und eine Spitzengeschwindigkeit von 70 km/h erzielen. «Wir wollen mit dieser Maschine 2010 in Serie gehen», verrät Pierer.

Die Zukunft wird aber weiterhin dem Verbrennungsmotor gehören, sagte der ACEM-Präsident. Hier werde es darum gehen, die Maschinen noch effizienter beim Verbrauch zu gestalten. Pierer rechnet damit, dass man perspektivisch den Verbrauch bis zu 25 Prozent senken kann. Die Umweltverträglichkeit und die Sicherheit der Maschinen ist dann auch ein großes Anliegen des ACEM. So sollen Mopeds bis 2012 die Abgasnorm Euro 3 und Motorräder die Euro 4 erreichen. Im Jahr 2015 sollen Motorräder schon den Euro 5-Standard haben, wie Pierer sagte.

Erhöhte Sicherheitsanstrengungen

Hybridmodell Yamaha Tesseract Foto: Yamaha

Mit Blick auf die Erhöhung der Sicherheit bekennt sich ACEM zu den Zielen der European Saftey Charter. So hat man sich 2004 verpflichtet, bis 2010 die Mehrheit der Maschinen mit dem fortschrittlichen «Advanced Breaking System» auszustatten. Die Mitglieder des europäischen Motorrad-Verbands ACEM haben sich wollen bis 2010 rund 50 Prozent der Zweiräder mit dem «Advanced Braking Systems» anzubieten, ab 2015 soll die Quote bei 75 Prozent liegen.

Daneben haben die Hersteller gerade einen Comic (Lucky) aufgelegt. Mit dieser 13-teiligen Cartoonreihe will die Branche ihre Kunden auf die Gefahrensituationen beim Motorradfahren aufmerksam machen.

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