Kleine Stromer für den Roller-Alltag

Roller mit Elektromotor

Kleine Roller werden zumeist im alltäglichen Stadtverkehr eingesetzt. Das Ende der mit Verbrennungsmotoren befeuerten Zweiräder scheint jetzt schon absehbar – auch wenn die neue Technik erst in ein paar Jahren wirklich bezahlbar sein wird.

Das Aus für Roller mit Verbrennungsmotoren fordert jetzt die Bundestagsfraktion der Grünen. Ab 2015 sollen nur noch Elektroroller zugelassen werden. Das endgültige Ende für Benzin betriebene Zweitakter würde 2020 folgen, für Viertakter ab 2025. Selbst wenn diese Forderung nicht so umgesetzt wird, ist ein Ende des herkömmlichen Antriebs für Scooter absehbar. Und gerade sie werden zumeist in Ballungsräumen für Kurzstreckenfahrten eingesetzt. Aber man braucht nicht darauf zu warten, denn es werden bereits heute schon welche mit Elektromotor angeboten - auch wenn die Reichweiten der momentan auf dem Markt befindlichen Akkus noch recht bescheiden sind.

Übersichtliches Angebot

Die Zeitschrift "scooter & sport" hat vor kurzem das derzeit verfügbare Angebot der kleinen Stromer unter die Lupe genommen. Demnach sind auf dem deutschen Markt gerade mal eine Handvoll Roller dauerhaft verfügbar, die an der Steckdose tanken. Darunter befindet sich auch Billigware, die aber wegen mangelhafter Qualität eher kontraproduktiv für diese Antriebsform ist.

Wer sich einmal mit so einem Baumarkt-Roller herumgeärgert hat, lässt vermutlich dauerhaft die Finger von Elektro-Scootern. Knackpunkt für den praktischen Einsatz ist die Reichweite. Zwar versprechen die Hersteller vollmundig üppige Distanzen, die mit dem voll geladenen Akku zurückgelegt werden können. Aber Vollgasfahrten, kühlere Außentemperaturen und wenig verlässliche Reichweitenanzeigen machen das Ausreizen des versprochenen Aktionsradius zu einer Nervenprobe.

Größter Aktionsradius mit dem E-Max

Als weiterer Nachteil gegenüber Benzinmotoren kommt hinzu, dass ein leer gefahrener Akku mehrere Stunden lang wieder aufgeladen werden muss. Und man zudem erst einmal eine Steckdose benötigt. Den derzeit größten Aktionsradius besitzt mit stattlichen 92 Kilometern der E-Max 110, während die anderen Kandidaten am Markt - Akron TDE, Eco Flash 2000 und Taurus Blitz - nur zwischen 28 und 55 Kilometer weit kommen.

Nicht nur die zurückzulegende Distanz, sondern auch der Ladevorgang müssen gut geplant werden. Die Akkus benötigen rund vier bis sechs Stunden, um wieder volle Power zu bekommen. Zudem sind sie ziemlich schwer, weswegen die Zuladung der Elektro-Scooter meist recht bescheiden ausfällt. Der Einsatzbereich der Elektroroller liegt primär auf innerstädtischen Kurzstrecken. Bis auf den Akron TDE, der maximal 72 km/h schnell ist, fahren alle anderen Scooter nur bis zu 45 km/h, was Fahrten außerorts zu einem gefährlichen Unterfangen macht. Das lässt den Schluss zu, dass E-Scooter sich derzeit nur für Umweltschützer lohnen, die allenfalls Kurzstrecken fahren und den Cent nicht umdrehen müssen.

Günstieg Betriebskosten

Der Hybrid-roller MP3 ist eine interessante Alternative Foto: Piaggio

Die unbestreitbar sehr günstigen Betriebskosten, die gerade mal ein Fünftel der Benzinroller betragen, werden durch die sehr hohen Anschaffungs- und Folgekosten (für Ersatzakkus) relativiert. Dass diese Antriebsform in Zukunft ein Potenzial bieten wird, beweist der Einsatz verschiedener großer Hersteller. BMW hat beispielsweise den längst aus der Produktion genommenen C1 mit einem Elektromotor wiederbelebt - als Prototyp ohne aktuelle Verkaufsambitionen, betonen die Münchner.

So gut wie serienreif sind dagegen Elektroroller von Vectrix und Peugeot. Der französische Hersteller zeigt seinen e-Vivacity auf der Intermot (6. bis 10. Oktober) in Köln. Ab Frühjahr 2011 wird der Roller dann bei den Händlern stehen. Eine technisch durchaus interessante Alternative hat Piaggio im Programm: den MP3 Hybrid. Das mit 125 und 300 Kubikzentimetern angebotene Dreirad wird mit einer Kombination aus Benzin- und Elektromotor angetrieben. Wegen der aufwendigen Technik hat er jedoch einen sehr stolzen Preis von rund 9000 Euro. Dieser gilt für die 125er Variante, der MP3 Hyrid 300 LT kostet 9199 Euro.

Ernüchterndes Fazit

Letztlich fällt also das Fazit für Elektroroller ziemlich ernüchternd aus. Denn die extrem hohen Anschaffungspreise werden durch das Plus in der Öko-Bilanz und die niedrigen Betriebskosten derzeit nicht wettgemacht. Sollten aber die immer wieder diskutierten Pläne, die Innenstädte für benzinbetriebene Fahrzeuge aller Art zu sperren, oder der jüngste Vorstoß der Grünen konkret werden, bleibt man mit einem Stromer oder einem Hybrid weiterhin mobil. Es ist abzusehen, dass dann durch steigende Nachfrage und Verbesserungen bei der Akku-Kapazität die Verkaufspreise sinken werden. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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