Keeway V-Cruise: Harley-Gefühl für kleines Geld

Keeway V-Cruise: Harley-Gefühl für kleines Geld
Knapp unter 5.000 Euro sind nötig, um den überwiegend schwarz lackierten Curiser fahren zu können. © fbn

Der chinesische Hersteller Keeway stattet die V-Cruise mit einem 125-Kubik-Motor aus. Das Angebot richtet sich an Inhaber der B196-Lizenz.

Es sind wohl weniger die jungen Kerle mit A1-Führerschein, die sich von der neuen Keeway V-Cruise angesprochen fühlen, sondern jene, die ihre B-Lizenz durch die kurze B196-Zusatzausbildung erweitert haben. Außer dem stylischen Aussehen sowie der guten Verarbeitung hilft beim Absatz des China-Modells der günstige Preis: Inklusive der Liefernebenkosten sind knapp unter 5.000 Euro nötig, um den überwiegend schwarz lackierten Curiser fahren zu können. Noch günstiger, aber weniger erwachsen, ist nur die Hyosung GV 125 S Aquila (4.330 Euro); sie steht mit 470 Einheiten derzeit zwei Plätze weiter vorn in der Neuzulassungsstatistik.

Der 60°-Keeway-V2 ist aktuell einer der wenigen Mini-V2-Motoren auf dem Weltmarkt. Er weist drei Ventile pro Zylinder sowie Wasserkühlung auf und arbeitet erstaunlich vibrationsarm. Selbst 2.000 Umdrehungen jenseits der Nenndrehzahl von 8.500 Touren sind die Vibrationen nicht wirklich grob. Denn eines ist klar: Wer unter Drehzahlscheu leidet, kommt mit dem 164 Kilogramm wiegenden Mini-Cruiser mit der stattlichen Erscheinung nicht voran. Schon an leichten Steigungen ist oft der dritte oder vierte Gang erforderlich, um nicht zu verhungern. Doch das Sechs-Gang-Getriebe lässt sich leichtgängig und auch präzise schalten, wenngleich die Wege etwas lang geraten sind.

Hohe Reichweite, geringer Verbrauch

Der 60°-Keeway-V2 ist aktuell einer der wenigen Mini-V2-Motoren auf dem Weltmarkt. Foto: fbn

Angesichts unserer langen Distanzfahrten mit vergleichsweise hohen Durchschnittstempi waren wir erstaunt über die enorme Reichweite und den geringen Verbrauch. Mit einem Durchschnitt von 2,7 Litern pro 100 Kilometer blieben wir einen guten halben Liter unter dem Normwert. Der 15 Liter-Tank ermöglichte in unserem Fall volle 500 Kilometer Reichweite. Die Reserve-Warnung dürfte freilich ein wenig auffälliger arbeiten. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.

Das Fahrwerk passt gut zum kleinen China-Cruiser; man darf natürlich auch nicht Reiseenduro-Komfort erwarten. Die lediglich 4,2 Zentimeter Federweg der beiden hinteren Federbeine können nun mal keine groben Fehler im Straßenbau kompensieren. Die USD-Gabel verrichtet ihren Dienst zufriedenstellend. Durchaus gefällig sind zudem das Einlenkverhalten über den breiten Rohrlenker, die Kurvenpräzision und auch die Haftfähigkeit der chinesischen Reifen; diese Aussage bezieht sich auf trockene Straßen, denn nasse Fahrbahnen gab es nicht zu bewältigen. Die Reifendimensionen selbst sind für eine 125er üppig und passen gut zum Eindruck der Keeway V-Cruise. Auch die Bremsanlage bietet Grund zu Zufriedenheit: vorne und hinten gibt es je eine gut dosierbare und gut wirksame Scheibenbremse, die leicht zu bedienen ist.

Stylisches Digital-Rundinstrument

Ab etwa 4.000 Touren nimmt das kleine Triebwerk willig Gas an, solange die Straße eben ist. Foto: fbn

Nichts zu meckern gibt es weiterhin bei den funktionalen Details wie Schalter, Hebel, das stylische Digital-Rundinstrument oder das LED-Licht vorne und hinten. Einen Hingucker stellen die kreisrunden, recht kleinen Lenkerenden-Spiegel dar. Der Blick nach hinten ist aber durch die Fahrer-Unterarme beeinträchtigt und lenkt deshalb stark vom Verkehrsgeschehen ab; unter Sicherheitsaspekten eine fragwürdige Lösung.

Gut ist dafür der Sitzkomfort: Der Fahrersitz ist ordentlich geformt und gepolstert. Lenkergriffe und Fußrasten passen Normalos einwandfrei. Nicht vorhanden ist ein ABS, das für diese Fahrzeugklasse auch nicht vorgeschrieben ist. Sehr wartungsarm zeigt sich der Riemenantrieb zum Hinterrad; auch hier orientiert sich Keeway am großen Vorbild aus Milwaukee, das ja offensichtlich die Gesamtvorlage liefert. (SP-X)

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