Mittelmotor und Riemenantrieb finden sich eher bei teuren Pedelecs. Im Jordaan GTS bekommt man das zu überraschend fairem Kurs.
Seit rund 100 Jahren erfreut sich das Hollandrad großer Beliebtheit, weil es einfach, bequem, alltagstauglich und wartungsarm ist. Draufsetzen, wohlfühlen – und das im täglichen Einsatz. Lekker Bikes aus Amsterdam hat diesen lässig-praktischen Fahrradtypen in Form des Jordaan GTS in die elektrisch unterstützte Neuzeit überführt. Für 3.000 Euro bietet es ein feines Antriebssystem, eine gute Ausstattung und weitgehend angenehme Fahreigenschaften. In ein paar Punkten sollte man die Qualitätsansprüche allerdings nicht all zu hochschrauben.
Lekker gehört zu den Online-Vertriebsmarken, bei denen die Räder per Spedition in großen Kartons zum Kunden geliefert werden. Unser Jordaan kam also in einer hohen Pappschachtel steckend an, aus dem es sich angesichts von 27 Kilogramm nicht ganz so einfach herausheben ließ. Nach dem Kraftakt musste allerdings nur der Lenker befestigt und die Pedale eingeschraubt werden. Nach fünf Minuten ist das Joordan fahrbereit.
Verarbeitung kann sich sehen lassen
Der Tiefeinsteigerrahmen mit seiner Lackierung in hellem Mattgrün sieht klassisch und solide, aber nicht unbedingt filigran gearbeitet aus. Einiges wirkt sogar kostenoptimiert, wie etwa der schwarz getünchte, aber nicht mit widerstandsfähigem Lack überzogene Lenker. Nach dem Befestigen des Lenkers am Vorbau zeigten sich bereits ein paar kleine Kratzer in der schwarzen Oberfläche. Insgesamt kann sich die Verarbeitung dennoch sehen lassen.
Ein starkes Pro-Argument für das GTS ist der Antrieb. Lekker setzt in der 2024 gestarteten Gen3 auf den spritzigen und kompakten Bafang-Mittelmotor M420, der seine Kraft per Gates-Riemenantrieb auf das Hinterrad mit Stufenlos-Enviolo-Nabe leitet. Der Antrieb arbeitet sauber und leise, die abhängig vom Pedalbefehl variierende Unterstützung fühlt sich angenehm natürlich an. Die Schaltung bietet ein breites Übersetzungsspektrum, das in eigentlich jeder Situation die passende Trittfrequenz bereithält.
Bevorzugtes Terrain ist die Stadt
Dank 80 Nm entwickelt der Antrieb auch an den meisten Steigungen ausreichend Schwung. Für das Prädikat Bergziege reicht es beim Joordan GTS nicht ganz. Sein eigentliches Terrain ist die Stadt, wo man flott und mühelos dahingleitet. Zur Wahl stehen fünf Stufen. In der höchsten reichte der Stromvorrat des kleinen 374-Wh-Akkus für ungefähr 50 Kilometer. Optional gibt es eine Batterie mit 504 Wh, für die Lekker bis zu 100 Kilometer verspricht. Was wir an dem insgesamt etwas steifen City-Flitzer lediglich vermissten, war eine Federung.
Dafür nimmt man eine selbst nach längerer Fahrt entspannt wirkende, aufrechte Laidback-Haltung ein. Die Ledergriffen kommen dank starker Kröpfung des Lenkers weit entgegen. Der Sattel ist schön breit und bequem, aber vielleicht genau deshalb nicht jedermanns Sache. Angenehm ist der tiefe Durchstieg, ebenfalls praktisch sind die Gepäckträger vorne und hinten mit ihren elastischen Spanngurten.
Die lobenswert gute Ausstattung umfasst auch ein schickes, mittelgroßes TFT-Farbdisplay, über das sich sogar die Beleuchtung ein- und ausschalten lässt. Apropos: Das schlitzartige LED-Rücklicht ist ein echter Hingucker, vor allem, wenn es bei Aktivieren des Antriebs kurz mehrfach blinkt. Hinzu kommen kräftig zupackende Bremsen, der Zweibeinständer und breite Schutzbleche. Alles in allem sind die geforderten 3.000 Euro ein fairer Preis. Der Versand ist kostenlos. (SP-X)