Hersteller kämpfen mit mangelnder Kauflust und strengeren Grenzwerten. Käufer von elektrischen Neuwagen sind da in einer guten Position.
Lief das erste Halbjahr auf dem deutschen Pkw-Markt noch einigermaßen gut, droht für den Rest von 2024 nun ein empfindlicher Einbruch. Angesichts von Inflation und „Polykrise“ lässt die Kauflust der Kundschaft nach, nicht nur in Deutschland gehen die Neuzulassungen zurück. Dabei spielt auch das immer höhere Preisniveau eine Rolle: In den vergangenen Jahren hat die Industrie das Angebot an günstigen Modellen ausgedünnt oder wie im Falle des E-Autos nie ernsthaft aufgebaut. Die aktuellen Einstiegspreise, die selbst in der Kompaktklasse meist oberhalb von 30.000 Euro liegen, will kaum ein Kunde zahlen.
Mittlerweile kämpfen die Autohersteller nicht mehr mit Teileknappheit, sondern eher mit zu hohen Produktionskapazitäten. Die klassische Lösung in solch einem Fall sind Preissenkungen und Rabatte. Lange nicht gekannte Sonderangebote feiern ein Comeback.
Steigerung der E-Auto-Verkäufe nötig
Während aktuell vor allem ältere Diesel und Benziner günstig zu haben sind, ist in den kommenden Wochen zunehmend mit attraktiven E-Autoangeboten zu rechnen. Denn den grade komfortablen Abverkauf von Verbrennern kann sich die Industrie im kommenden Jahr in Europa nicht mehr ohne weiteres leisten, da die CO2-Flottengrenzwerte das erste Mal seit langem kräftig anziehen. Es drohen empfindliche Strafen. „Um diese zu vermeiden, braucht es eine Steigerung der E-Auto-Verkäufe und damit Preiszugeständnisse“, prognostiziert Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Als einer der ersten Hersteller ist nun VW vorangeprescht: Zunächst bis Ende des Jahres drücken die Wolfsburger den Einstiegspreis für ihren ID.3 unter die 30.000-Euro-Hürde. Es könnte aber auch ein anderer Ansatz ins Spiel kommen, glaubt Dudenhöffer. Statt die E-Autos billiger zu machen, verteuert man die konventionell angetriebenen Modelle. Außer durch Rabatte könnte die E-Mobilität allerdings auch durch neue günstige Modelle einen Schub erhalten. Erwartet werden 2025 unter anderem preiswerte Stromer wie Fiat Pandina, Nissan Micra und Hyundai Inster.
Entspannt hat sich dagegen die Sorge, dass die Chinesen mit günstigen Autos den westlichen Markt überrollen. Zuletzt zumindest stockte die Offensive in Deutschland, verharrte der Marktanteil bei rund einem Prozent. MG, BYD und Co. leiden zum einen unter einer schwachen E-Mobil-Nachfrage, aber auch unter geringer Markenbekanntheit, fehlender Vertriebsstruktur und ausbaufähigem Image. Mittel- und langfristig dürften die Chinesen mit Werken in Europa aber an Einfuhrhürden vorbei die etablierten Hersteller unter Druck setzen. (SP-X)