Mitsubishi: Fast sechs Jahrzehnte unter Spannung

Mitsubishi: Fast sechs Jahrzehnte unter Spannung
Mit dem i-MiEV gehörte Mitsubishi zu einem der Pionieren bei der E-Mobilität. © Mitsubishi

Die Elektro-Mobilität bewegt Mitsubishi seit den 1960er-Jahren. Die Modell reichen vom E12-EV bis zu iMiEV, Outlander und dem Eclipse Cross.

Beim Stichwort Mitsubishi denken die meisten spontan an den Outlander – immerhin Europas meistverkaufter Plug-in Hybrid. Doch die Geschichte des Unternehmens in Sachen Elektrifizierung ist deutlich älter. Bereits in den 1960er Jahren begannen die Japaner mit der Entwicklung von Akku-Antrieben. Auslöser waren die ständig steigende Zahl von Autos und die steigende Abgas-Belastung in den Städten.

Im Jahr 1966 – vier Jahre vor der Ausgliederung der Motordivision von Mitsubishi Heavy Industries in die heutige Mitsubishi Motors Corporation – kam es zu einer Vereinbarung mit der Tokyo Electric Power Company. Deren Auftrag: Bau und Erprobung eines E-Autos als Prototyp und Verbesserung der damaligen Batterietechnologie.

Entwicklung eines Stadtautos

Parallel dazu arbeitete Mitsubishi mit dem Akku-Hersteller „Japan Storage Battery“ in einem Projekt zusammen, bei dem es um die Entwicklung eines Stadtautos ging. Nach Fertigstellung des Prototyps lieferte die inzwischen gegründete Mitsubishi Motors Corporation im Mai 1971 zehn Fahrzeuge des Typs E12-EV an Tokyo Electric. Sie basierten auf dem Serienmodell Minica Van, bezogen ihre Energie aus Blei-Akkus und erreichten maximal Tempo 80. Es folgten weitere E-Autos auf Basis der Modelle Minica Van, Minicab Van, Minicab Truck und Delica Van an verschiedene Energieversorger.

Klein und wendig – und emissionsfrei: der Mitsubishi i-MiEV. Foto: Mitsubishi

Im April 1991 kam es zu einer weiteren Kooperation mit der Tokyo Electric Power Company. Das Ziel: die Entwicklung eines leichten Nutzfahrzeugs mit Elektroantrieb. Heraus kam der Lancer Van EV, dessen Nickel-Cadmium-Batterien eine höhere Energiedichte aufwiesen als die früheren Blei-Akkus. Die Lithium-Ionen-Technologie brachte einen weiteren deutlichen Fortschritt. Angeregt durch die in Kalifornien verabschiedete Gesetzgebung für emissionsfreie Fahrzeuge entstand 1994 der Mitsubishi HEV Plug-in – ein Konzeptfahrzeug auf Basis des Kompaktvans Space.

Neue Ansprüche an Mobilität

Ein durch CO2-Ausstoß beförderter Klimawandel, die Endlichkeit fossiler Ressourcen sowie immer strengere Grenzwerte für Emissionen beschleunigten um die Jahrtausendwende die globalen Veränderungen in der Mobilität.

Erster großer Schritt für Mitsubishi war der i-MiEV. Er debütierte als Concept-EZ MIEV (Mitsubishi In-wheel motor Electric Vehicle) auf dem Genfer Autosalon 2006: Angetrieben wurde das nur 3,70 Meter kurze Wägelchen von vier Rad-Motoren mit jeweils 20 kW (27 PS), die ihre Energie aus einem Lithium-Ionen-Akku im Fahrzeugboden bezogen. Auf der IAA 2007 folgte eine Evolutionsstufe in Gestalt des iMiEV. Der allerdings war keine Studie mehr, sondern ein Versuchsträger auf Basis des 2006 in Japan eingeführten Kleinstwagens Mitsubishi „i“. Statt des Benziners arbeitete dort ein E-Motor mit 47 kW (64 PS) und 180 Newtonmetern Drehmoment.

Den Nachweis, dass Elektroautos keineswegs rollenden Verzicht bedeuten müssen, trat schon im Herbst des gleichen Jahres auf der Tokio Motor Show der „iMiEV Sport“ an. Die Allrad-Studie eines Micro-Coupés wurde von zwei Radmotoren an der Vorderachse (je 20 kW/27 PS) sowie einer weitere E-Maschine im Heck (47 kW/64 PS) angetrieben.

In 30 Minuten zu 80 Prozent geladen

Im Jahr darauf näherten sich Form und Format mehr und mehr der für 2010 avisierten Serienversion an. Als „Mitsubishi i-EV“ präsentierte sich der Mini-Stromer im Frühjahr 2008. Sein Batteriepaket erlaubte in Flottentests mit verschiedenen Fahrzyklen 160 Kilometer Reichweite und bewies damit ein beachtliches Maß an Alltagstauglichkeit. Neben der normalen Streckdose stand auch ein 50kW-Schnellladesystem mit Drehstrom zur Verfügung, das die Batterien in einer halben Stunde auf 80 Prozent Kapazität brachte.

Im Frühjahr 2009 präsentierte Mitsubishi mit dem „i-MiEV Prototype“ eine weiter europäisierte Evolutionsstufe und ab Dezember 2010 den weltweit ersten Großserien-Pkw mit Elektroantrieb. Die elektrische Motorleistung in europäischer Spezifikation betrug 49 kW (67 PS); mit seinem 16-kWh-Akku versprach er außerdem bis zu 150 Kilometer Reichweite und Tempo 130 Höchstgeschwindigkeit.

Gute Crashtestergebnisse

Dass der i-MiEV europäischen und insbesondere deutschen Ansprüchen auch sicherheitstechnisch in vollem Umfang genügte, belegten Crashtest-Ergebnisse des ADAC. „Sowohl im Frontalcrash als auch beim Heckaufprall kann der Japaner überzeugen“ lautete das Fazit der Prüfer. Und: „Der Test hat gezeigt, dass sich Elektroautos in Sachen Sicherheit nicht hinter vergleichbaren Pkw mit Verbrennungsmotor verstecken müssen.“

Der Mitsubishi Outlander PHEV bietet eine Reichweite von bis zu 54 Kilometer. Foto: Mertens

Parallel dazu tüftelten die Mitsubishi-Ingenieure an der Kombination aus klassischem Verbrenner und E-Antrieb. Für die damalige Modellgeneration des Outlander wurde im Herbst 2013 eine Plug-in-Version vorgestellt – das weltweit erste SUV-Modell eines Volumenherstellers mit dieser Art Antrieb. Im Unterschied zu anderen Herstellern war der Outlander bereits bei der Entwicklung auf beide Antriebsarten ausgelegt worden.

Das Hybrid-System umfasst einen 89 kW (121 PS) starken Zwei-Liter-Benziner, zwei Elektromotoren mit jeweils 60 kW (82 PS) an Vorder- und Hinterachse, einen 70-kW-Generator und eine Lithium-Ionen-Batterie zwischen den Achsen. Der offizielle Kraftstoffverbrauch im kombinierten NEFZ-Zyklus liegt bei 1,9 Litern auf 100 Kilometer. Die 12-kWh-Batterie ist an der heimischen Steckdose nach rund fünf Stunden vollständig gefüllt – mit einem Schnelllader nach etwa 30 Minuten.

PHEVS mit über 50 Kilometer Reichweite

Wer umsichtig fährt, kann im Mitsubishi Eclipse Cross bis zu 50 Kilometer elektrisch zurücklegen. Foto: Mitsubishi

Der im Herbst 2018 vorgestellte Modelljahreswechsel ging einher mit einem stärkeren und effizienteren Antrieb – 2,4-Liter-Benziner 99 kW (135 PS), E-Motor hinten 70 kW (95 PS) und vorne 60 kW (82 PS) sowie eine Fahrbatterie mit 13,8 kWh. Diese Kombination entsprach damals schon der neuesten Abgasnorm (Euro 6d-TEMP). Mit einer rein elektrischen Reichweite von 54 Kilometern gab es zudem das E-Kennzeichen und die auf 0,5 Prozent halbierte Dienstwagen-Besteuerung.

Als zweites Mitsubishi-Modell ist mittlerweile auch der Eclipse Cross mit dieser Technik unterwegs. Und das sogar preisgekrönt. Sowohl der Plug-in-Hybridantrieb wie das Allradsystem „Super All Wheel Control“ wurden dieser Tage von der japanischen Automobiljournalisten-Vereinigung (RJC) zur „Technologie des Jahres 2022“ gewählt.

Doch die Idee von Elektrifizierung hört für Mitsubishi beim Auto nicht auf. So dienen die dort verwendeten Batterien nicht nur als Stromspeicher, sondern können ihre elektrische Energie auch an intelligente Stromnetze (sogenannte Smart Grids) wieder abgeben.

Ans Hausnetz anschließbar

Im Kofferraum des Mitsubishi Eclipse Cross gibt es eine Steckdose. Foto: Mitsubishi

Der i-MiEV war das erste Fahrzeug, das mit einem solchen „Vehicle to Home“-System (V2H) in die häusliche Stromversorgung integriert werden konnte, der Outlander Plug-in folgte wenig später. Um die bi-direktionale Lademöglichkeit optimal zu nutzen, arbeitet Mitsubishi Motors derzeit an einem Modell für die häusliche Stromversorgung. Dieses als „Dendo Drive House“ bekannte Konzept wurde 2019 vorgestellt.

Neben einem E- oder Plug-in-Fahrzeug beinhaltet das für Eigenheimbesitzer ausgelegte DDH eine bi-direktionale Schnelllade-Wallbox mit CHAdeMO-Gleichstromanschluss in der Garage, Solarmodule auf dem Hausdach und eine stationäre Speicherbatterie im Gebäude. So ist es zu Spitzenzeiten mit hoher Netzauslastung möglich, die in der Fahrbatterie gespeicherte Energie ins Haus zurückzuspeisen.

Die Entwicklung wird hier wie dort rasend schnell weitergehen. Möglicherweise zu schnell für einen einzelnen Hersteller. Doch in der Allianz mit Renault und Nissan hat Mitsubishi starke Partner an der Seite. Es dürfte also spannend bleiben.

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