Die Stromer kommen

Pilotprojekt mit Elektro-Mini in Berlin

Berlin entwickelt sich immer stärker zum Testareal der Autobauer für alternative Antriebsprojekte. Nach Smart und VW geben in dieser Woche auch BMW und GM den Startschuss für neue Projekte.

Von Frank Mertens

Wer sagt denn, dass die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu gering ist? BMW hat in bei der Weltpremiere des Mini E auf der Los Angeles Motorshow gezeigt, dass Autos mit Stromantrieb für mehr gut sind als nur für die Fahrt ins nächste Einkaufszentrum und zurück. Glaubt man den Verantwortlichen von BMW, dann soll der Mini E eine Reichweite von 200 bis 250 Kilometer haben - und das ohne Einschränkungen beim Fahrspaß, wie man selbstbewusst sagt.

204 PS starker Elektromotor

Angetrieben wird der Mini E von einem 204 PS starken Elektromotor, der es auf ein maximales Drehmoment von 220 Newtonmetern bringt. Seine Energie schöpft der Elektro-Bayer aus modernen Lithium-Ionen-Batterien. Mit ihrer Kraft lässt sich der Flitzer in flotten 8,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, die Spitzengeschwindigkeit endet elektronisch abgeregelt bei 152 km/h. Das ist mehr als ordentlich.

Ganz ohne Einschränkung geht das Fahren mit einem Elektroauto aber nicht vonstatten. Denn die 5088 Batterie-Zellen beanspruchen vollständig den Platz im Fond, der sonst zwei Passagieren vorbehalten ist. So wird aus dem viersitzigen Mini ein Zweisitzer. «Wenn man eine so große Reichweite erreichen will, dann braucht man dafür auch Platz», sagt ein Mini-Sprecher der Autogazette. Wie alltagstauglich der Mini E ist, will BMW ab dem kommenden Jahr bei einem Pilotprojekt in den US-Bundesstaaten Kalifornien, New York und New Jersey mit rund 500 rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen herausfinden.

Hohe Kosten

Kanzlerin Merkel bei der Vorstellung des E-Mobility-Konzepts. Foto: dpa

Wer dort in einem Mini E unterwegs sein will, muss sich seinen Hang zur nachhaltigen Mobilität indes einiges kosten lassen. Als monatliche Leasinggebühr werden 850 US-Dollar fällig. Dafür kann man mit einem reinen Gewissen unterwegs sein. Zwar ist auch mit einem Elektroauto kein emissionsfreies Fahren möglich - schließlich fällt auch bei der Stromproduktion CO2 an, aber mit ihm reduziert sich der Schadstoffausstoß deutlich. Beim Mini soll sich der C02-Ausstoß auf rund 90 Gramm pro Kilometer belaufen - immerhin deutlich weniger als die 120 Gramm, die die EU als Grenzwert für 2012 fordert.

Doch BMW belässt es nicht beim Pilotprojekt in den USA. Der Mini E kommt auch in Berlin zum Einsatz. Wahrscheinlich noch in der ersten Jahreshälfte 2009 werden rund 50 Fahrzeuge in Berlin „herumstromern“. Für die Infrastruktur wird der Energieversorger Vattenfall Europe sorgen. Genaue Details zum Projekt werden am Dienstag bei einer Veranstaltung mit Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), BMW-Chef Norbert Reithofer und Vattenfall Europe-Chef Tuomo Hatakka in Berlin bekannt gegeben. Mit BMW entdeckt damit ein weiterer Autohersteller die Hauptstadt als Testareal für die


Hydrogen4 Foto: GM

Elektromobilität. Zuletzt hatte Daimler bekannt gegeben, im Jahr 2009 über 100 Elektrofahrzeuge der Marke Smart (Reichweite rund 150 km) in der Hauptstadt zu testen, die an 500 Ladestationen von RWE aufgeladen werden. Mit Blick auf den Bau der nötigen Ladestationen bleibt abzuwarten, ob RWE und Vattenfall eng kooperieren werden. Danach sieht es derzeit aber nicht aus. Ein Insider erachtet dies aber auch nicht als problematisch. «Für den Weg in die Elektromobilität ist es zu begrüßen, wenn es ausreichend Ladestationen gibt. Je mehr wir haben, umso attraktiver wird das Fahren in Elektroautos.» Über ausreichend Steckdosen dürfte sich auch der VW-Konzern freuen, der im Jahr 2010 einen Versuch mit dem elektrisch angetriebenen Golf TwinDrive in Berlin starten wird.

Dem will GM nicht nachstehen. Der kriselnde US-Autobauer startet ab Mittwoch in Berlin einen Markterprobungstest mit dem Hydrogen4, ein wasserstoffbasiertes Brennstoffzellenfahrzeug.

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