Mercedes T-Klasse: Der Citan in nobel

Mercedes T-Klasse: Der Citan in nobel
Die neue Mercedes T-Klasse bietet viel Platz. © Mercedes

Als maßgefertigtes Angebot für platzbedürftige Privatkunden will Mercedes seine neue T-Klasse verstanden wissen. Doch der Citan-Klon könnte auch im Beförderungs-Gewerbe Freunde finden.

Kaum mehr als ein halbes Jahr ist es her, dass Mercedes seine neueste Version der Großraum-Limousine Citan präsentierte. Der auch als Nutzfahrzeug lieferbare Schiebetüren-Van tritt mit deutlicher Differenzierung zum französischen Kangoo an, der gemeinsam mit Renault entwickelt wurde.

Noch eine Schippe eigenständiger und komfortabler soll die T-Klasse sein, die jetzt vorgestellt wird und auf private Kundschaft zielt. Nicht nur Familien und Freizeitsportler mit sperriger Ausrüstung könnten in ihm die Erfüllung ihrer Mobilitätswünsche finden.

Umfangreiche Ausstattung

Die neue Mercedes-Benz T-Klasse bietet einen ansprechenden Innenraum. Foto: Mercedes

Laut Hersteller handelt es sich bei der T-Klasse um den „Premium-Small-Van für das aktive Leben“. In den Kategorien Ausstattung und Sicherheit soll er Maßstäbe setzen. So überrascht es nicht, dass ein MBUX-Infotainmentsystem und sieben Airbags zum serienmäßigen Lieferumfang zählen.

Auch mit optischen Appetithäppchen wird nicht gespart: 17-Zoll-Leichtmetallräder gehören ebenso dazu wie die Ambiente-Beleuchtung im Innenraum, tagsüber kann man sich an den in Außenfarbe lackierten Verkleidungs-Applikationen erfreuen. Für Mathias Geisen, Leiter von Mercedes Benz Vans, verbindet die T-Klasse „Raumangebot und Funktionalität mit Stil und Komfort“. Drei Ausstattungslinien sind vorgesehen, wobei auf das Angebot von Lederpolstern aber bewusst verzichtet wird.

E-Version wohl nächstes Jahr

Zunächst wird die T-Klasse in vier Motorvarianten zu haben sein. Zwei Diesel- und zwei Benzin-Vierzylinder mit jeweils 1,5 und 1,4 Litern Hubraum sorgen für Vortrieb. Als Alternative zur 6-Gang-Handschaltung gibt es eine 7-gängige Automatik. Die Selbstzünder 95 und 116 PS, die Ottomotoren 102 und 131 Pferdestärken. Was den Auftritt einer elektrischen Version angeht, hält man sich in Stuttgart erst einmal bedeckt.

„Noch dieses Jahr“ soll die Premiere erfolgen, so dass mit einem Marktstart 2023 zu rechnen ist. Bei deren Reichweite dürfe man mit „etwa 300 Kilometern“ kalkulieren, heißt es.

Wer noch mehr Platz als in der 4,50 Meter langen Standard-Version der T-Klasse sucht, wird ebenfalls um Geduld gebeten. Analog zum Modell Citan wird es eine Variante mit einem um 40 Zentimeter verlängertem Radstand geben (Standard 2,72 Meter), die entweder eine dritte Sitzreihe oder die so genannte Lounge-Bestuhlung mit Einzelsitzen aufnehmen kann, wie man sie aus der V-Klasse kennt. Doch auch als Fünfsitzer mit versenkbarer zweiter Reihe (wo drei Kindersitze montiert werden können), kommt die T-Klasse schon auf 2390 Liter maximales Ladevolumen. Ein auffällig großer Öffnungswinkel der vorderen Türen sowie beidseitige Schiebetüren erlauben bequemen Zustieg. Die Ladekante ist mit 56 Zentimetern erfreulich niedrig, Verzurr-Ösen am Boden sind obligatorisch.

Getränke-Versorgung gewährleistet

Autogazette-Autor Axel F. Busse bei der ersten Sitzprobe. Foto: Mercedes

Wo Funktionalität als Verkaufsargument genutzt werden soll, gilt eine hohe Zahl von Ablagen und Nischen als „Muss“. Unter dem 1,81 Meter hohen Dach ist im vorderen Teil der Kabine ein über die gesamte Cockpitbreite reichendes Fach anzutreffen, in den Türen ist Platz für 1,5-Liter-Flaschen, die mittigen Cupholder nehmen 0,75-Liter-Behälter auf.

Die Lehnen der Vordersitze sind entweder mit Taschen oder Klapptischen ausgestattet. Mit bis zu fünf USB-Buchsen (B- und C-Version) wird den Anschluss suchenden Mitfahrern geholfen. Eine klappbare Beifahrersitzlehne zum Transport extra langer Gegenstände ist nicht vorgesehen. Sie können auf der optionalen Dachreling befestigt werden, die integrierte Klappstreben enthält.

Mercedes-Feeling inklusive

Zur Abgrenzung gegenüber dem Citan Tourer ist den Entwicklern ein erkennbares Mercedes-Feeling wichtig, das sich durch langstrecken-taugliche Sitze, die Verarbeitung hochwertiger Materialien und ein sensible Fahrwerkabstimmung einstellen soll.

Die serienmäßige Sicherheits-Ausstattung enthält Berganfahr- und Seitenwind-Assistent, Müdigkeitswarner, Brems-Assistent mit Kreuzungsfunktion sowie die elektronische Überwachung der Spurhaltung, des toten Winkels und des Geschwindigkeitslimits. Abstands-Tempomat oder Lenk-Assistent gehören zu den kostenpflichtigen Optionen. Elektrische Sitzverstellung oder automatische Schiebetüren stehen bisher nicht in der Aufpreisliste.

Gegen den Trend

Die neue Mercedes-Benz T-Klasse richtet sich an Familien. Foto: Mercedes

Wie nahe der Basispreis für die T-Klasse an der 30.000-Euro-Marke liegen wird, ist derzeit noch Spekulation. Sie soll auf jeden Fall unterboten werden, gleichzeitig ist ein ordentlicher Abstand zum 25.000 Euro teuren Einsteiger-Kangoo wahrscheinlich. Ob private Kunden allein für einen gedeihlichen Absatz des neuen Vans sorgen können, steht dahin. Zu Mutmaßungen, ob eine Taxi-Version geplant sei, möchte man sich in Stuttgart aktuell nicht äußern. Bekanntlich soll die Mietwagen-Version der E-Klasse nächstes Jahr aus dem Programm gestrichen werden. Sie kostet gegenwärtig mindestens 35.535 Euro – ohne Mehrwertsteuer.

Offenkundig setzt Mercedes auf einen internationalen Erfolg von T-Klasse und Citan. In Deutschland sind Vans zurzeit nicht gerade angesagt und ihr Verkauf geht seit Jahren zurück. Zwischen 2015 und dem Vor-Coronajahr 2019 reduzierten sich die Neuanmeldungen um fast 25 Prozent und im vergangenen Jahr erreichten die Zulassungen laut Kraftfahrtbundesamt mit rund 77.300 weniger als ein Drittel des Wertes von vor sieben Jahren. Da wäre ein Einsatz als deutsches Standard-Taxi wohl sehr willkommen.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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