Mercedes: In-Car-Payment aus einer Hand

Zahlen vom Fahrersitz aus

Mercedes: In-Car-Payment aus einer Hand
Zahlen per Fingerabdruck: In-Car-Payment in einem Mercedes. © Mercedes

Das Bezahlen direkt aus dem Auto ist bequem. Zu einem der führenden Hersteller beim In-Car-Payment gehört Mercedes.

Bei den Schwaben müssen Autofahrer beispielsweise beim Zahlen der Parkgebühren oder der Tankrechnung in vielen Fällen nicht mehr den Fahrersitz verlassen.

Das „In-Car-Payment“ soll bald auch beim Kauf von Lebensmitteln oder Theaterkarten zum Einsatz kommen. Schon seit längerem ermöglicht das Infotainmentsystem neuerer Mercedes-Modelle das Bezahlen direkt aus dem Auto, allerdings nur nach vergleichsweise komplizierter Authentifizierung.

Zahlen per Fingerabruck

Seit kurzem kann das Auto den Nutzer aber auch anhand seines Fingerabdrucks erkennen. Umständlich einzugebende Codes und Passwörter sind nicht mehr nötig. Zumindest in Fahrzeugen mit der entsprechenden Technik – etwa der C-Klasse oder der gerade neu vorgestellten E-Klasse. „Der Fingerabdruck ist einer der sichersten Faktoren, über die man sich identifizieren kann. Wir prüfen laufend auch andere Autorisierungsmethoden, beispielsweise über die Stimme oder das Gesicht“, erläutert Nico Kersten, CEO von Mercedes Pay die Technik.

Zunächst bleibt es aber bei dem Fingerabdruck, der auf einem kleinen, von Fahrer und Beifahrer gut zu erreichenden Bedienfeld am unteren Rand des Infotainment-Bildschirms gescannt wird – über einen Sensor, wie man ihn schon seit längerem von Laptops oder Smartphones her kennt.

Mercedes hat eigenes System entwickelt

Die Stuttgarter haben für ihr Bezahlsystem erheblichen Aufwand getrieben. Statt einfach eine der bestehenden Lösungen – von Paypal bis Apple Pay – zu nutzen, haben sie ihr eigenes System entwickelt. „Wir bieten Hardware, Software und Payment auch deswegen aus einer Hand, um es dem Kunden im Mercedes-Ökosystem so einfach wie möglich zu machen“, so Kersten. Die Zahlfunktion ist im Mercedes-Me-Account hinterlegt, den Kunden über eine spezielle App auch zum Navigieren, zur Parkplatzsuche oder zur Kommunikation mit der Vertragswerkstatt nutzen können. Das Streben nach Unabhängigkeit von IT-Konzernen und Tech-Riesen spiegelt sich auch bei anderen Software-Projekten des Autobauers – etwa dem Anspruch, ein eigenes Fahrzeug-Betriebssystem aufzubauen.

Der Kunde soll von dem beim In-Car-Payment getriebenen Aufwand aber möglichst nichts mitbekommen. Denn Mercedes sieht das unkomplizierte Begleichen von Rechnungen vor allem als Komfortgewinn – und will es daher maximal simpel gestalten. „Das digitale Bezahlen muss so einfach sein, dass es Autofahrer intuitiv nutzen. Und wenn sie einmal getankt haben, ohne dass sie reinlaufen mussten, dann wollen sie das nicht mehr missen“, glaubt Kersten. Die Idee dahinter: Wer einmal das nahtlose Zahlen im Mercedes per Fingerabdruck gewohnt ist, steigt nicht mehr ohne weiteres auf ein anderes Fabrikat um.

Konkurrenz von anderen Payment-Diensten

Doch Mercedes ist in Sachen komfortables Bezahlen längst nicht allein. Gestartet sind die sogenannten „Invisible Payment“-Dienste – die „unsichtbaren Zahlungen“ – auf dem Handy. So wird in vielen Geschäften per Apple Pay gezahlt, ohne dass Kleingeld oder Bankkarte gezückt werden müssten. Auch Amazon setzt mit ähnlichen Lösungen darauf, den unangenehmen Teil des Zahlungsvorgangs vom Kunden weg in den Hintergrund zu rücken. Im Auto bieten unter anderem Chevrolet und Shell für ihre gemeinsamen Kunden ein automatisches Bezahlsystem für den Tankvorgang an, Honda kooperiert in den USA in ähnlicher Weise mit dem Zahlungsdienstleister Visa.

In naher Zukunft sollen die In-Car-Payment-Systeme aber noch deutlich leistungsfähiger werden. „Wir sind überzeugt, dass sich das Auto weiter zu einem wichtigen Vertriebskanal entwickelt. Das Fahrzeug selbst ist der emotionalste Point of Sale für Dienstleistungen und Produkte rund ums Auto“, so Kersten. Neben Tank- und Park-Rechnungen kommen aber auch weitere Konsum-Möglichkeiten dazu. Einen konkreten Ausblick will Mercedes Pay in der zweiten Jahreshälfte geben. Denkbar sind unter anderem Drive-in-Systeme für Lebensmitteleinkäufe, die über In-Car-Payment beglichen werden. Oder das Bezahlen von Eintrittskarten, Essensbestellungen oder sonstigen Einkäufen.

Dienste auf Abruf

Doch auch näher am Fahrzeug öffnen sich immer weitere Geschäftsfelder: Schon heute bieten neben Mercedes auch Hersteller wie Audi und Porsche in ihren Neuwagen Dienstleistungen und Ausstattung zum Download an. Wer etwa ins Ausland fährt, kann sich kostenpflichtig für kurze Zeit die digitalen Karten seiner Zielregion auf das Navigationsgerät laden, wer im Winter friert, schaltet sich online gegen Gebühr die Sitzheizung frei. Oder zahlt in den Herbstmonaten für besseres LED-Licht.

Für die Hersteller sind das neue Einnahmequellen, die über den gesamten Fahrzeug-Lebenszyklus hinweg funktionieren. Mercedes hat 2022 mit Produkten und Services wie Navigation, Echtzeit-Stauwarnung oder Karten-Updates bereits mehr als 1 Milliarde Euro an software-basierten Umsätzen erzielt. Nicht alle Zahlungen liefen über das In-Car-Payment, der Anteil dürfte aber genauso wachsen wie das Gesamtvolumen.

Gigantisches Geschäft

Das automatisierte Zahlen im und ums Auto herum könnte nicht nur für Mercedes, sondern für die gesamte Branche ein gigantisches Geschäft werden. Die Beratungsagentur Juniper schätzt für das Jahr 2026 die Zahl der weltweiten Zahlvorgänge auf 4,7 Milliarden. Das Umsatzvolumen dürfte einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag erreichen.

Häufigster Verwendungszweck ist der Studie zufolge bis auf weiteres das Tanken. Der Kraftstoffkauf war schon in der Vergangenheit weltweit einer der Treiber bei der Entwicklung von Zahlungsmöglichkeiten – angefangen vom Bargeld über Karten- und Smartphone-Zahlung bis hin zur Zahlung mit dem Auto. (SP-X)

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