Mercedes geht den nächsten Schritt zum autonomen Fahren. Der Autobauer zeigte auf einem TecDay ein neues Innenraumkonzept für selbstfahrende Autos.
Als Google im März seinen autonom fahrenden Prototypen vorstellte, hatte der IT-Gigant damit für weltweites Aufsehen gesorgt: Denn das Auto hatte nur wenig gemein mit dem, was man heutzutage von einem Fahrzeug erwartet. Es sah mit seiner Knutschkugel-Form und dem auf dem Dach angebrachten Radar nicht nur ungewöhnlich aus, sondern verfügt noch nicht einmal über ein Lenkrad, Brems- oder Gaspedal. Google hat das Auto damit ganz neu gedacht – und ist seiner Zeit damit weit voraus.
Doch wie es mit solchen Prototypen nun einmal ist, haben sie mit einem Serienfahrzeug kaum etwas gemein. Es ist zwar visionär, aber eine Marktreife liegt in ferner Zukunft. Der Autobauer Mercedes geht einen anderen Weg. Er ist darauf ausgerichtet, ein autonom fahrendes Auto auf den Markt zu bringen, dass man nicht erst in ferner Zukunft auf dem Markt zu sehen bekommt. Bereits heute bietet Mercedes in einer Vielzahl seiner Modelle wie die S- oder C-Klasse bereits mit teilautonomen Fahrfunktionen wie beispielsweise einen Staupiloten an. Noch in diesem Jahrzehnt soll das automatische Einparken folgen. Nun also versuchen sich die Schwaben am Innenraum der Zukunft und zeigen, wie eine S-Klasse im Zeitalter autonom fahrender Autos ausschauen könnte. Und wie lange könnte es dauern, bis aus der Vision Realität wird? In diesem Fall wohl mindestens 15 Jahre. Ein Zeitraum, der von Experten auch genannt wird, wenn es um den Marktstart hochautomatisiert fahrender Autos geht.
Im Vorjahr 100 km autonom unterwegs
Nachdem die Schwaben im vergangenen Jahr bereits eine Strecke von über 100 Kilometer autonom in einem S 500 Intelligent Drive zurückgelegt haben, folgt nun also der nächste Schritt mit diesem visionär gestalteten Innenraums. Ein Gas- und Bremspedal gibt es in dem bei einem Workshop in Sunnyvale im US-Bundesstaat Kalifornien vorgestellten Innenraum nach wie vor. Und auch ein Lenkrad ist weiterhin an Bord. Das lässt sich im autonomen Fahrbetrieb indes ebenso wie die Pedale einfahren. Klassische Knöpfe gibt es in der Studie keine mehr, alle Schalter und Regler sind virtuell.
So, wie das autonom fahrende Fahrzeug den Straßenverkehr revolutionieren wird, wird es auch das tradierte Innenraumraumkonzept verändern. Denn in einem autonomen Auto kann der Fahrer andere Dinge tun, als wie beispielswese auf der Autobahn stundenlang stupide Geradeaus zu fahren. Er kann beispielsweise seine Mails checken, sich ausruhen, sich bequem hinsetzen, vielleicht ein Video schauen – oder mit den Mitreisenden einen Plausch halten.
Mercedes gibt nun mit seinem „Interieur der Zukunft“ einen Ausblick darauf, wie der Innenraum in einer autonom fahrenden Luxuslimousine zukünftig ausschauen könnte. Dabei haben sich die Ingenieure, Designer und Zukunftsforscher für ihren interdisziplinär entwickelten Entwurf des Innenraums davon leiten lassen, dass durch autonomes Fahren mehr Interaktionsmöglichkeiten entstehen und die Passagiere auch mehr Raum und mehr Zeit haben.
Variabler Sitz
Um diesen Aspekten Rechnung zu tragen, weist das Interieur-Konzept ein variables Sitz-System mit vier drehbaren Lounge-Chairs auf. Es ist so konzipiert, dass sich die Sitze gegenüberstehen. Dadurch wird ermöglicht, dass die Front-Passagiere während der Fahrt auch mit den anderen Passagieren von Angesicht zu Angesicht kommunizieren können. Das Lenkrad ist im Gegensatz zum Google-Car weiterhin mit an Bord – es kann aber je nach Wunsch der Kunden ausgefahren werden.
„Autonomes Fahren bietet insbesondere Entlastung in meist lästig empfundenen Fahrsituationen – beispielsweise im Stau, in der Innenstadt oder auf langen Fahrten. So eröffnet es den Menschen neue Möglichkeiten, ihre Zeit unterwegs optimal zu nutzen“, sagte Herbert Kohler, bei Daimler Leiter Konzernforschung."Wir glauben, mit diesem Konzept schon viele Antworten für die Zukunft zu geben", sagte Kohler.
Gestaltung und Aussehen sind dabei die eine Sache, die Nutzbarkeit die andere: Hier ging es den Entwicklern um den Informationsaustausch, der durch die Vernetzung des Fahrzeugs möglich wird. So können Insassen über Gesten oder Berührung der Displays intuitiv mit dem Fahrzeug interagieren. Glaubt man Mercedes, dann wird der Innenraum der Marke zu einem „digitalen Erlebnisraum“. Mit dem neuen Innenraum wollen die Schwaben einen Ausblick auf die Mobilität der Zukunft geben.
Und wie geht die Zukunft bei den Schwaben beim autonomen Fahren weiter? Das wird man bereits im Januar auf der CES in Las Vegas sehen. Dann wird Mercedes ein neues Fahrzeug für das autonome Fahren präsentieren: elementarer Bestandteil dieses neuen Autos wird dann auch das nun präsentierte Interieur-Konzept sein. (AG/FM)