Mercedes GLA: Vom Spätstarter zum Gipfelstürmer?

Kompakt-SUV glänzt mit Bestwerten

Mercedes GLA: Vom Spätstarter zum Gipfelstürmer?
Der Mercedes GLA kommt im März auf den Markt. © Mercedes

Er kommt spät, aber nicht zu spät. So hofft Mercedes. Der GLA soll das Wachstum weiter beflügeln. Dafür hat das Kompakt-SUV ein besonders windschnittiges Design erhalten. Es setzt Bestwerte im Segment.

Von Frank Mertens

Der Mercedes GLA ist der Nachzügler im Segment der Kompakt-SUVs. Während Hersteller wie BMW mit dem X1 und Audi mit dem Q3 bereits seit längerem präsent sind und sich Marktanteile sichern, schicken die Stuttgarter den GLA erste Ende November ins Rennen um die Käufergunst.

Wer derart spät in diesem boomenden Segment vertreten ist, der muss seinen Kunden schon etwas Besonderes bieten, will er sich gegen derart starke Konkurrenz wie der aus München und Ingolstadt durchsetzen. Dessen waren sich die Verantwortlichen bei Daimler bewusst. Entsprechend engagiert ist das Team um Hans Georg Engel, der beim Autobauer als Entwicklungsleiter die neue Kompaktklassefamilie verantwortet, auch vorgegangen. Das Ergebnis lässt sich sehen – und das nicht nur beim flüchtigen Blick auf das Design des Mercedes GLA, das ohnehin Geschmacksache ist, sondern auch bei den Daten, die man vergleichen kann. Beispielsweise beim Cw-Wert: hier haben die Stuttgarter sich zum Ziel gesetzt, in jedem Segment die Benchmarks zu setzen.

GLA mit besserem Cw-Wert als X1 und Q3

Was beim Mercedes CLA mit einem Cw-Wert von 0,22 gelungen ist – damit stellen die Stuttgarter zugleich den Aerodynamik-Champion unter den Serienfahrzeugen – sollte auch mit dem GLA gelingen. Klar, bei einem SUV kann ein solcher Wert nicht unterboten werden, doch im Vergleich zur Konkurrenz wollte man erneut einen Bestwert setzen – und das ist gelungen. Während der BMW X1 und der Audi Q3 auf einen Cw-Wert von 0,32 kommen, sind es beim GLA 0,29. Wer dem Wind so wenig Angriffsfläche bietet, der kann auch besonders effizient unterwegs sein.

Mit Blick auf den GLA 200 CDI mit seinen 136 PS bedeutet das einen Durchschnittsverbrauch von gerade einmal 4,3 Liter. Anders ausgedrückt: der GLA emittiert pro Kilometer nur 114 Gramm des klimaschädlichen CO2.
Vergleicht man diese Cw-Wert-Reduktion beim GLA mit dem Verbrauch, dann bedeutet eine Verbesserung von 0,01 einen Minderverbrauch von rund 0,1 Liter auf 100 km im Alltagsbetrieb. Hätte man diesen Minderverbrauch über eine Gewichtsersparnis erreichen wollen, hätte man das Auto um 35 Kilo leichter machen müssen. Da der Cw-Wert des GLA um 0,03 besser als der Konkurrenz ist, hätte man ihn um 100 Kilo abspecken müssen. So hätte man auch verfahren können, doch das wäre deutlich teurer geworden.

Auch Stirnfläche wurde optimiert

Der Mercedes GLA
Eine Kühlerjalousie sorgt für eine bedarfsgerechte Kühlung Daimler

Wie Engel im Gespräch mit der Autogazette sagte, kam der Reduktion des Cw-Wertes gerade beim GLA eine besondere Bedeutung zu. Schließlich würden SUV den Ruf genießen, nicht sehr umweltfreundlich zu sein. Das läge zum einem am Gewicht, aber auch an der Idee, dass SUVs eine große Stirnfläche haben müssten. "Doch wir sind beim GLA einen anderen Weg gegangen – sowohl beim Cw-Wert als auch bei der Stirnfläche", sagt Engel. So wurde die Luftwiderstandsfläche, die entscheidend für den Verbrauch ab Tempo 60 km/h ist, auf einen Wert von 0,66 Quadratmetern gebracht; ebenso ein Bestwert.

Natürlich wüssten die Kunden, die sich für einen SUV entscheiden, was für ein Auto sie sich da kaufen würden, sagt Engel. "Doch wir wollten mit dem GLA auch Kunden erreichen, denen es eben nicht egal ist, wo der Verbrauch liegt. Wie zielen auch auf die Kunden ab, die nach einer sehr guten Effizienz ihres Fahrzeugs verlangen." Dass diese Bestwerte erreicht werden konnten, geht dabei natürlich nicht auf eine einzelne Maßnahme zurück, sondern ist das Ergebnis eines ganzen Maßnahmenpakets.

Geschlitzte Innenverkleidungen an Radhäusern

Mercedes GLA
Innermotorische Maßnahmen tragen zum effizienten Verbrauch bei Daimler

"So wurde beispielsweise nicht nur die Stirnfläche günstiger gestaltet, sondern auch der A-Säulenbereich und das Heck optimiert", erklärt Engel. Hier fänden sich am Dach eine Windabrisskante und strömungsoptimierte Rückleuchten. An der Front sorgt eine Kühlerjalousie für die bedarfsgerechte Regelung der Kühlluft. In den Radhäusern sorgen geschlitzte Innenverkleidungen dafür, dass die Luft optimal strömen kann, also am drehenden Rad vorbeigeführt wird. Daneben ist der Unterboden optimiert.

Doch auch die Aeroakustik habe eine wichtige Rolle beim GLA gespielt, sagt Engel. So wurde zur Verringerung der Windgeräusche auch das Türdichtungskonzept verbessert. Eine zusätzliche Abdichtung an der Querfuge zwischen Heckklappe und Dach und an der Seite sorgen für einen leisen Innenraum. "Steife Fensterrahmen sorgen zudem für eine Minimierung der Schwingungen", so Engel.

Natürlich gehen die guten Verbrauchswerte des GLA nicht nur auf die vielfältigen aerodynamischen Maßnahmen zurück, auch innermotorisch wurde einiges getan, um derart effizient unterwegs sein zu können. So wurden die Verbrennung und die Einspritztechnologie verbessert. Dabei konnte man von den Technologien profitieren, die sich in den V8- und V6-Motoren finden wie Piezo-Injektoren, höhere Drücke, entsprechend Beschichtungen an den Zylinderwänden und optimierten Geometrien im Motor zu Verringerung der Reibung, wie Engel berichtet. Mit Blick auf das Gewicht konnte auch der Allradantrieb leichter gemacht werden. Im Vergleich zur Konkurrenz sei eine Gewichtsersparnis von 25 Prozent erzielt worden.

Allrad steigert Fahrsicherheit

Kompakte wie der GLA geörten zu den Wachstumstreibern bei Mercedes.
Der Mercedes GLA verfügt auch über Allradantrieb Daimler

Entsprechend ist der Allradantrieb auch kein Bug, sondern ein nützliches Feature, auch wenn viele der GLA-Fahrer sich nur selten ins Gelände verirren dürften. So weist Engel darauf hin, dass der Allradantrieb nicht nur abseits der Straßen seine Vorteile bietet, sondern mit Blick auf das Thema Traktion auch die Fahrsicherheit auf der Straße steigert. "Das ist nicht zu unterschätzen. Unser variabler, permanenter Allradantrieb bietet deutliche Vorteile nicht nur auf Schnee, sondern beim Kurvenverhalten – es ist ein wichtiges Feature für den Kunden."

Aufgrund der Vielzahl der getroffenen Maßnahmen zeigt man sich bei Mercedes zuversichtlich, dass man sich trotz des späten Marktstarts des GLA noch einen kräftigen Kuchen vom Wachstumssegment der SUVs sichern kann. Schließlichlich hat sich Mercedes zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 zum erfolgreichsten Premiumhersteller aufzusteigen – und das geht nur mit einem erfolgreichen Modell im SUV-Segment. Experten erwarten bis Ende dieser Dekade einen Anstieg der Verkaufszahlen um eine Million auf dann 2,6 Millionen. Nicht von ungefähr hat Daimler-Chef Dieter Zetsche den GLA auf der zurückliegenden IAA den GLA als den "Trekking-Schuh in unserem Portfolio" bezeichnet.

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