Mercedes geht unter die Fitnessanbieter

Konzeptfahrzeug Fit und Healthy

Mercedes geht unter die Fitnessanbieter
Der Mercedes-Maybach Fit und Healthy auf der CES © Daimler

Das Thema Komfort und Sicherheit gehört zu den Markenwerten von Mercedes. Nun entdeckt der Autohersteller das Thema Gesundheit für sich – und präsentiert auf der CES das Konzeptfahrzeug Fit & Healthy.

Von Frank Mertens

Jeder von uns hat diese Erfahrung bereits gemacht: er muss eine stundenlange Autofahrt hinter sich bringen. Sei es nun wegen der Fahrt in den Winterurlaub oder einfach nur der Besuch bei Freunden in einer anderen Stadt. Das Sitzen im Auto kann anstrengend sein, vor allem dann, wenn man Hunderte von Kilometern zurücklegen muss.

Doch wie halte ich den Fahrer fit und aufmerksam? Was tue ich, um ihn vom Fahren zu entlasten. Klar, immer mehr Fahrzeuge verfügen über Fahrassistenzsysteme. Sie nehmen dem Fahrer bestimmte Situationen ab, indem sie teilautonom unterwegs sind. Sitze mit einer Massagefunktion sorgen insbesondere in der Premiumklasse für eine entspanntere Muskulatur und lassen den Fahrer relaxter aus dem Auto steigen. Derartige Komfortfeatures lernt man ebenso schnell zu schätzen, wie im Sommer eine intelligente Klimatisierung.

Komfort intelligenter gestalten

Doch das alleine reicht dem Autobauer Mercedes nicht mehr aus, er will einen Schritt weiter gehen und präsentiert auf der CES in Las Vegas das Konzeptfahrzeug „Fit & Healthy“. Mit ihm soll das Thema Komfort noch intelligenter als bisher angegangen werden, versprechen die Schwaben. Mercedes hat nicht weniger vor als das „Wohlbefinden seiner Passagiere zu fördern“, wie man vollmundig ankündigt. Ein Mercedes der Zukunft soll die Fitness und das Wohlbefinden der Insassen individueller als bisher steigern. Er soll den Passagieren ganz neue Erlebniswelten schaffen, wie es im Marketingsprech des Herstellers heißt.

Fitness und Autofahren? Das ist für die meisten ein Widerspruch. Wer etwas für seine Fitness, seine Gesundheit tun will, der sollte Radfahren und sich nicht ins Auto setzen. Darüber freut sich das Herz-Kreislauf-System mehr als über eine stundenlange Autofahrt.

Doch diese Gedanken sind Mercedes zu eindimensional. Der Hersteller will mit dem Konzeptfahrzeug und seinem Exponat „Wall of Wishes“ zeigen, wie man auch im Auto etwas für seine Gesundheit, seine Fitness tun kann. Vor allem mit seinem digitalem Kundenservice Mercedes Me will der Hersteller seinen Kunden „ein ganzheitliches Ökosystem“ anbieten, mit dem sein aktiver und gesunder Lebensstil unterstützt wird.

Tipps über die Cloud erhalten

In der Praxis liefert der Hersteller den Kunden über die Cloud personalisierte Tipps, wie er sein Wohlbefinden und seine Fitness auch außerhalb des Fahrzeugs steigern kann. Dafür ist indes erforderlich, dass der Kunde zuvor sein Einverständnis gegeben hat, seine Daten zu sammeln. Auf der „Wand der Wünsche“ kann der Kunde sich auf der CES schon einmal mit Hilfe eines iPads zeigen lassen, wie das funktionieren kann.

Will er aktiver sein, will er es ruhiger angehen lassen? Kein Problem. In kurzen Einspielfilmen wird anhand eines beispielhaften Tagesablaufes im Jahr 2025 gezeigt, wie das „emotionale, kognitive und physische Wohlbefinden rund um die individuelle Mobilität“ gesteigert werden kann.

Zu den Features rund um „Fit & Healthy“ gehört dabei unter anderem auch, dass dem Fahrer von einem Mediziner nicht nur im Video die Sitzfunktionen des Aktivsitzes und der Tiefenmassage erklärt werden, sondern er auch zum Mitmachen bei Fitnessübungen eingeladen wird. Ein wenig wird Letzteres die Älteren der Leser vom Ansatz her ein wenig an die Trimm-Dich-Bewegung der 70er Jahre mit dem Maskottchen Trimmy erinnern. Auf Trimm-Dich-Pfaden sollte die Bevölkerung damals zu mehr Bewegung angeregt werden. Mercedes transferiert diesen Ansatz in die Neuzeit und koppelt sie mit den Bedürfnissen der Mobilität der Zukunft.

Die Wand der Wünsche auf dem CES-Stand von Mercedes AG/Mertens

Dazu gehört auch, dass der Fahrer im Konzeptfahrzeug auf Basis eines Mercedes-Maybach Features wie Beduftung, Massage, Ambientelicht, Ionisation oder Klimatisierung erleben kann. Doch spannender wird es beim Thema Sicherheit. Dazu werden die Vitaldaten des Fahrzeuges über das Lenkrad des Konzeptfahrzeuges als auch über eine Gesundheitsuhr erfasst. Dadurch ist man in der Lage, nicht nur die Pulsrate zu erfassen, sondern auch das Aktivitätsverhalten und den Schlafrhythmus des Fahrers. Mit Blick auf den Sekundenschlaf oder andere gesundheitliche Probleme ergeben sich hier durch die Vernetzung mit dem Fahrzeug interessante Ansätze, wie das Autofahren sicherer gemacht werden kann.

Mehr Sicherheit

Was das genau bedeuten kann, zeigt Mercedes mit Blick auf das unfallfreie Fahren mit dem so genannten „Predictive Emergency Defense“. Das System soll eine drohende Bewusstlosigkeit von Berufskraftfahrern frühzeitig erkennen und mögliche Unfälle vermeiden, in dem der vorausschauende Notfallassistent nicht nur automatisch die Warnblinkanlage einschaltet, sondern auch den Bus oder Lastwagen im Fall der Fälle kontrolliert stoppt sowie medizinische Hilfe ruft. Für diesen Zweck haben die Entwickler von Mercedes eine Sensor-Weste entwickelt. Sie verfügt über EKG-Sensoren und ist in der Lage, kritische Herzrhythmusstörungen zu erkennen und entsprechende Schritte durch die Vernetzung mit dem Fahrzeug einzuleiten.

Hier wird deutlich, dass „Fit & Healthy“ mehr ist als nur ein nettes Gimmick für lifestyleorientierte Kunden, sondern ein wichtiges Feature für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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