Mercedes: Langer Weg zur Elektro-Marke

Mercedes: Langer Weg zur Elektro-Marke
Der Mercedes EQS 450+ zeichnet sich durch eine hohe Effizienz aus. © Daimler

Dort, wo die Märkte es zulassen, will Mercedes ab 2030 nur noch elektrische Modelle anbieten. Doch noch dominieren bei dem Premium-Hersteller die Verbrenner.

Die EQ-Modelle sind zwar ein erster Schritt auf dem Weg zu einer E-Marke. Doch für sie entscheidet sich momentan nur etwa jeder zehnte Kunde. Der große Rest bevorzugt nach wie vor die klassischen Baureihen mit Verbrennungsmotoren oder Plug-in-Hybrid-Antrieben.

In der Mittel- und Oberklasse stehen in nächster Zeit wichtige Ablösungen auf dem Programm. Es sind Modelle, die sämtlich noch auf der MRA (Mercedes Rear Wheel Architecture) basieren und ihren letzten Lebenszyklus vor sich haben. Erster Vertreter ist im Herbst die neue Generation des GLC, intern X 254 genannt. Der Vorgänger zählte zu den größten Verkaufsschlagern der Stuttgarter – und auch zu den qualitativ besten (zweimal Platz eins im TÜV-Report). 2,6 Millionen Einheiten verkaufte Mercedes.

GLC mit elektrifizierten Zweiliter-Vierzylindern

Dass man für den Nachfolger beim Design keine großen Experimente eingeht, ist also verständlich. Er soll ja weiterhin Volumen machen. Es wundert daher nicht, dass der neue GLC neben Bremen und Peking erstmals auch in Sindelfingen vom Band läuft. Das Motorenprogramm stammt aus der C-Klasse (W 206). Sechs- und Achtzylinder sind passé.

Mercedes legt den GLC neu auf – und bietet ihn in Serie mit Allrad an. Foto: Mercedes

Für Vortrieb sorgen ausschließlich elektrifizierte Zweiliter-Vierzylinder, Diesel wie Benziner.
Allrad ist Standard, die bekannte 9-Gang-Automatik ebenfalls. Die Plug-in-Hybride – Markteinführung vermutlich im Dezember – erhalten deutlich mehr Elektro-Charakter. Die Batteriekapazität wächst beträchtlich, was Reichweiten von deutlich über 100 Kilometer zulassen soll. Gut ein Jahr später, im Herbst 2023, folgt die Coupé-Version (C 254) des GLC. Von beiden Karosserievarianten wird es die üblichen AMG-Ableger geben, als 63er-Version allerdings ebenfalls erstmals mit Vierzylinder, kombiniert mit einem E-Motor an der Hinterachse, wie jetzt der Mercedes-AMG C 63 S E Performance zeigte. Die Leistung stieg auf 500 kW/680 PS, Rekord in der Geschichte der C-Klasse. Markteinführung: 2023.

Ende des Jahres kommt neue E-Klasse

Noch Ende dieses Jahres will Mercedes die neue E-Klasse vorstellen. In den Handel gehen soll die Baureihe W 214, die ebenfalls auf der MRA-Plattform basiert, dann im kommenden Frühjahr. Optisch ist die Ähnlichkeit zur aktuellen S-Klasse (W 223) sichtbar. Von ihr übernimmt die Business-Limousine Luftfederung und Hinterachslenkung, allerdings mit weniger Lenkwinkel. Langstreckenfahrer dürfen ihren geliebten Diesel behalten, sowohl als Vier- als auch als Sechszylinder. Alle Aggregate sind elektrifiziert, die Plug-in-Hybride erhalten eine mehr als doppelt so große Batterie, um auch hier elektrische Reichweiten von über 100 Kilometer zu ermöglichen.

Beim teilautonomen Fahren dürfte die neue E-Klasse sich auf Level 3 bewegen oder zumindest dafür ausgelegt sein. Der großflächige Hyperscreen findet keinen Einzug. Dafür soll es angeblich eine Display-Landschaft geben, die einem Mix aus Wide-Screen und Mittelbildschirm ähnelt. Zu hören ist auch, dass die Preisliste für den Beifahrer als Sonderausstattung einen eigenen Bildschirm vorsieht. Nahezu zeitgleich mit der Limousine schickt Mercedes selbstverständlich wieder die Kombiversion T-Modell an den Start. Ihr wird etwas später die auf Outdoor und Abenteuer getrimmte All-Terrain-Variante folgen.

Portfolio wird gestrafft

Galt früher bei Mercedes das Prinzip, jede noch so kleine Nische zu besetzen, gilt neuerdings das Gegenteil: Aufräumen im Portfolio ist angesagt. Gelichtet wird die Vielfalt an C- und E-Derivaten. Zum CLE verschmelzen die zweitürigen Modelle der C- und E-Klasse, sowohl die jeweiligen Cabrios als auch die Coupés. Ein konsequenter Schritt, denn besonders der Cabrio-Absatz schrumpft weltweit. Zudem haben sich beiden Baureihen zu sehr geähnelt. In den Markt gehen werden die CLE-Modelle voraussichtlich Ende 2023 (Coupé) und Sommer 2024 (Cabrio).

Weitgehend entschieden dürfte sein, dass es kein viertüriges CLE Coupé geben wird, das die Nachfolge des CLS übernehmen könnte. Der CLS läuft nach drei Generationen Ende 2023 aus. Die Rolle der viertürigen Coupé-Limousine in diesem Segment übernimmt ein Modell, dessen Hochlauf gerade beginnt: der vollelektrische EQE. (SP-X)

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