Mercedes Citan: Hochdachkombi wird elektrisch

Mercedes Citan: Hochdachkombi wird elektrisch
Der neue Mercedes eCitan kommt erst nächstes Jahr auf den Markt. © Daimler

Der Erfolg des Mercedes Citan war überschaubar. Dennoch legt der Autobauer den Hochdachkombi neu auf. Zusätzlich zu den bisherigen Antriebsversionen gibt es bald eine rein elektrische Variante.

Eigenständiger, typischer und vor allem ohne Kompromisse bei den Ausstattungsmerkmalen – so stellt Mercedes-Benz jetzt den neuen Mercedes Citan vor. Nicht nur als Kastenwagen und als Großraum-Limousine Tourer, sondern später auch als XL-Version mit verlängertem Radstand soll er sich deutlicher vom Modell Kangoo des Kooperationspartners Renault abgrenzen. Der war in Deutschland bisher beliebter als der technisch eng verwandte Wettbewerber mit dem Stern – die Stuttgarter wollen nun mehr Mercedes wagen.

Auf die größte Innovation müssen die Kunden freilich noch bis zum nächsten Jahr warten, dann ist die Markteinführung des eCitan vorgesehen. Mit seiner voraussichtlichen Reichweite von etwa 285 Kilometern sei er laut Hersteller auf die Bedürfnisse von gewerblichen Nutzern ausgerichtet, die ihren Kastenwagen häufig für Kurier- und Lieferdienste im Stadtgebieten einsetzen. Somit ergänzt der eCitan das bereits vorhandene Angebot der Marke an lokal emissionsfreien Nutzfahrzeugen, das zunächst mit dem eVito und später mit dem eSprinter begründet wurde. Das Modell Citan sei „das letzte Neufahrzeugprojekt für Gewerbekunden von Mercedes-Benz Vans mit Verbrennungsmotoren“, sagt Marcus Breitschwerdt, Leiter von Mercedes-Benz Vans. „Alle künftigen Neuentwicklungen wird es ausschließlich mit elektrischem Antrieb geben.“

Mit 44 kWh bis zu 285 km weit

Das Cockpit des Mercedes eCitan ist wertig, so wie man es erwartet. Foto: Daimler

Ebenso wie die konventionell angetriebenen Schwestermodelle ist der eCitan mit zwei verschiedenen Aufbau-Varianten zu bekommen. Während der Kastenwagen sein hauptsächliches Anwendungsgebiet im gewerblichen Bereich, bei Handwerkern oder Service-Diensten finden dürfte, kommt der Tourer sowohl als Allround-Mobil für Familien wie auch als Shuttle-Fahrzeug für Event- und Mietwagen-Einsatz in Frage. Seinen Aktionsradius gewährleistet eine aus acht Modulen bestehende Batterie mit 44 Kilowattstunden (kWh) Kapazität. Wenn sie mit der maximal möglichen Ladeleistung von 75 kW über die an der Front unter dem Mercedes-Stern verborgenen Buchse befüllt wird, soll eine 80-prozentige Speichermenge bereits nach 40 Minuten erreicht sein.

Für den Antrieb über die Vorderräder sorgt eine fremderregte Synchronmaschine, die 75 Kilowatt (entsprechend 102 PS) leistet. Da das maximale Drehmoment von 245 Newtonmetern – wie bei E-Motoren allgemein – bereits aus dem Stand heraus verfügbar ist, dürfte der Wagen mit flotten Beschleunigungswerten glänzen. Konkrete Werte verrät Mercedes noch nicht, jedoch soll die Höchstgeschwindigkeit mit Rücksicht auf eine maximale Reichweite nicht mehr als 130 km/h betragen. Wer mit dem eCitan unterwegs ist, kann zwischen den Fahrprogrammen Comfort und ECO wählen, was auf eine Reichweiten-Optimierung ausgelegt ist. Vom Nutzer einstellbar ist auch die Rekuperationsleistung und damit die Möglichkeit, aus kinetischer Energie elektrische zurück zu gewinnen.

Aus Sicht des Herstellers ist es ein besonderer Vorzug der elektrischen Citan-Version, dass die Wahl des Antriebs keine Zwänge oder Einschränkungen hinsichtlich der möglichen Ausstattungs-Optionen mit sich bringt. Sämtliche Komfort- oder Sicherheits-Merkmale, die für die Benzin- oder Diesel-Varianten bestellt werden können, seien auch für die eCitan zu haben – inklusive einer Anhänger-Kupplung. Welches Eigengewicht der eCitan im Vergleich zu den Verbrennern mitbringen wird, ist derzeit noch nicht zu erfahren.

Drei Diesel und zwei Benziner

Wer schon vor der für das zweite Halbjahr 2022 geplanten Markteinführung des eCitan mit dem neuen „Small Van“ von Mercedes fahren will, hat die Wahl zwischen drei Diesel- und zwei Benzin-Motorisierungen. Die Selbstzünder leisten zwischen 75 und 116 PS, die Ottomotoren 102 und 131 PS. Für die Kraftübertragung gibt es entweder eine manuelle Sechsgang-Schaltung oder ein Doppelkupplungs-Getriebe mit sieben Fahrstufen. Die nach WLTP-Verfahren ermittelten Verbräuche sind je nach Aufbau- und Ausstattungs-Version mit 4,8 bis 6,5 Liter/100 km angegeben.

Die Standard-Karosserie ist 4,50 Meter lang, die XL-Version wird auf 4,93 Meter kommen. Zwei große seitliche Schiebtüren sowie eine asymmetrische Portaltür am Heck (beim Tourer auf Wunsch eine hochschwingende Klappe) ermöglichen den Zugang zum Laderaum, der schon in der kurzen Version 2,9 Kubikmeter Volumen aufweist. Zwischen den hinteren Radkästen ist der Laderaum 1,25 Meter breit. Fahrer und Beifahrer haben zwischen den Türverkleidungen 1,48 m Platz. Die maximale Zuladung beträgt 782 Kilogramm.

Fünf Sterne sind Pflicht

Die Reichweite des eCitan soll bei 285 Kilometern liegen. Foto: Daimler

Nicht nur markante Design-Details zum Beispiel an der Front und ausgeprägte Radhäuser sollen die Mercedes-Identität schärfen und den Citan vom Wettbewerb abgrenzen. Hauseigene Federn und Dämpfer sowie eine markentypische Fahrwerks-Abstimmung bringt der Neuling ebenso mit wie optional das volle Konnektivitäts-Angebot, wie es aus anderen Baureihen bekannt ist. Bis zu sieben Airbags heben ihn auf ein Sicherheits-Niveau, für das der Hersteller im NCAP-Test fünf Sterne erwartet.

Breit angelegte Investitionen in Premium-Merkmale sind im harten Wettbewerbs-Umfeld von Nutzfahrzeugen nicht ohne Risiko. Im Pick-Up-Segment hat Mercedes da keine guten Erfahrungen gemacht. Die opulent auf Stern-Renommee getrimmte X-Klasse erreichte 2019 laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) nur einen Bruchteil der Zulassungszahlen, die das Modell Alaskan des Kooperationspartners Renault verbuchen konnte und wurde kurz darauf eingestellt. Dennoch verspricht Mercedes für den Citan einen attraktiven Preis für die Basisversion des neuen Small Vans. Er soll in der für Nutzfahrzeuge üblichen Berechnungsformel ohne Mehrwertsteuer bei unter 20.000 Euro liegen.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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