Mercedes F 015: Rückbesinnung auf die Kutsche

Zetsche zeigt auf CES Auto der Zukunft

Mercedes F 015: Rückbesinnung auf die Kutsche
Dieter Zetsche präsentierte den Mercedes F 015 Luxury in Motion. © Daimler

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat in Las Vegas mit dem Mercedes F 051 seine Vision vom Auto der Zukunft präsentiert. Details erinnern an den Benz Motorwagen des Jahres 1893.

Von Frank Mertens

Wie wird das Auto der Zukunft aussehen? Hat es noch ein Lenkrad, ein Gas- oder Bremspedal? Vorstellbar ist vieles, doch nicht alles ist umsetzbar. Allein schon aus gesetzlicher Sicht. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat nun von seiner Entwicklungsabteilung weit in die Zukunft schauen lassen und am Vorabend der Consumer Electronic Show (CES) vor 1500 geladenen Gästen den Mercedes F 015 Luxury in Motion vorgestellt.

Benz Motorwagen Vorbild für Sitzkonzept

Das Forschungsfahrzeug zeigt, wie das selbstfahrende Auto in 20, ja vielleicht sogar erst 30 Jahren aussehen könnte. Der Kunde kann sich schon einmal so langsam von dem verabschieden, was er von seinem heutigen Auto kennt. Da gibt es zwar noch weiter ein Lenkrad, aber es lässt sich einfahren, um somit mehr Raum für die Mitreisenden zu schaffen. Die können es sich dann auch in Loungesesseln bequem machen, bei denen Fahrer- und Beifahrersitz entgegen der Fahrtrichtung Platz nehmen und sich so mit den anderen Passagieren unterhalten können. Eine derartige Anordnung kannte man bereits 1893 beim Benz Motorwagen. „Nun gehen wir zurück in die Zukunft“, sagte Zetsche.

Im Auto der Zukunft ist dann auch alles auf mehr Platz und Zeitgewinn ausgerichtet. Der Mitreisende kann diese Quality-Time sinnvoll nutzen, in dem er sich beispielsweise mit den anderen Mitreisenden unterhält oder auch eine Videokonferenz abhält, wie Zetsche sagte. Das Auto, so betonte der Daimler-Chef, verändert sein Rollenverständnis. Es ist nicht mehr nur noch reines Transportmittel, sondern wird zu einem mobilen Lebensraum. Das sei Luxus.

F 015 kommt in evolutionären Schritten

Innenraum des Mercedes F 015
Loungesessel im Mercedes F 015 Daimler

Das Forschungsfahrzeug, das Mercedes da auf seine 26 Zoll großen und weit zum Heck hin angebrachten Räder gestellt hat, zeichne sich besonders durch seine klare und saubere Designsprache aus, wie Mercedes-Designchef Gorden Wagener sagte. Dass das Auto mit seinem radikalen Konzept den Kunden überfordern könnte, glaubt Wagener nicht. Denn ein solches Auto kommt ja nicht von heute auf morgen, sondern in kleinen, evolutionären Schritten, sagte Wagener und erinnert an das iPhone von Apple. Als es 2007 auf den Markt kam, war alles neu, die Kunden mussten es erst kennenlernen. Acht Jahre später gibt es bereits die sechste Generation des iPhones – „und es hat die Welt verändert“, wie Wagener sagte. Und das soll auch dem F 015 gelingen, den Zetsche am Montagabend (Ortszeit) in seiner Key-Note-Speech als „automobile Revolution“ bezeichnete.

Ob er das wirklich ist, wird man erst noch sehen. Doch eines steht fest. Autonom fahrende Fahrzeuge werden die Mobilität grundlegend verändern. Obwohl viele Menschen sagen würden, dass das Auto angesichts immer voller werdender Städte seine besten Zeiten hinter sich habe, glaubt Zetsche allein schon qua Amt daran, dass die besten Zeiten erst noch kommen werden. Denn das Auto der Zukunft biete den Käufern das wichtigste Luxusgut des 21. Jahrhunderts, nämlich „privaten Raum und Quality-Time“.

Fotoshooting auf dem Strip

Mercedes F 015
Mercedes blickt mit dem F 015 in die Zukunft Daimler

So präsentiert sich der F 015 als digitaler Erlebnisraum, der komplett mit der Außenwelt vernetzt ist. So können die Passagiere an den seitlich angebrachten Bildschirmen mit Touchfunktion beispielsweise die Route eingeben, Musik auswählen, sich Bilder und Kontakte ebenso anzeigen lassen wie die Fahrzeugumgebung. Das Frontdisplay lässt sich sowohl über Gesten als auch über die Bewegung der Augen steuern.

Dass der F 015 bereits im Alltag bestehen kann, zeigte er Montagnacht bei Fahrten auf dem Las Vegas Strip, dem berühmten Boulevard im Spielerparadies. Das Forschungsfahrzeug wurde so konzipiert, dass es dank eines Elektroantriebes mit Wasserstoffantrieb bis zu 1100 Kilometer emissionsfrei unterwegs sein kann. Der F 015 bringt es auf eine Leistung von 272 PS und ein maximales Drehmoment von 200 Nm.

Das Thema autonomes Fahren ist bei der an diesem Dienstag offiziell beginnenden CES neben der Vernetzung des Fahrzeugs eines der Topthemen. Nachdem Audi gerade einen A7 von Stanford nach Las Vegas über eine Strecke von 800 Kilometern autonom fahren ließ, beansprucht die VW-Tochter den Führungsanspruch beim autonomen Fahren, wie Audi-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg sagte, der ebenfalls Gast bei der Präsentation des F 015 war.

Mercedes zeigt sich hier indes gelassen, wie Entwicklungsvorstand Thomas Weber sagte, der darauf verweist, dass Mercedes bereits 30 Jahre Erfahrung bei der Forschung zum autonomen Fahren besitze und 2013 einen Mercedes S 500 Intelligent Drive die Strecke von Mannheim nach Pforzheim autonom zurücklegen ließ. "Wir wissen, wo wir stehen und was wir können", so Weber. Mit dem F 015 geht der Wettbewerb zwischen den Premiumherstellern schon einmal in die nächste interessante Runde.

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