Camper: Im Mercedes-Sprinter raus ins Abenteuer

Umbauten in Kalifornien

Camper: Im Mercedes-Sprinter raus ins Abenteuer
Der Mercedes Sprinter wird gern mit Allrad bestellt.. © ADF

Camping boomt – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Kalifornien. Dort rüstet Don Weaver Mercedes-Modelle um.

Die vielleicht schönsten Nationalparks der Welt nur ein paar Stunden entfernt und keine Förster oder Grundbesitzer, die einem da draußen jeden Spaß verderben. Kein Wunder, dass Camping auch in Kalifornien boomt, immer mehr Menschen dem Ruf des Abenteuers folgen und zumindest zeitweise aus ihrem Alltag fliehen.

„Nachdem Van-Life schon seit einigen Jahren grassiert und immer mehr Menschen tatsächlich dauerhaft im Auto leben, kommt jetzt Adventure Life in Mode und zahlreiche Städter zieht es für ein paar Tage in die Wildnis“, sagt Ron Weaver.

ADF rüstet Mercedes-Modelle in Simi Valley um

Und er muss es wissen. Denn der Mann aus Simi Valley eine Stunde nördlich von Los Angeles, baut ihre Fluchtwagen. Dort, wo US-Präsident Ronald Reagan seine Rente genossen und seine Memorial Library eingerichtet hat, betreibt er mit seinem Sohn Jerimiah und drei Dutzend Mitarbeiten die Firma ADF.

Als einer der größten Umrüster für Mercedes-Modelle in Kalifornien macht sie aus gewöhnlichen Sprintern oder Metris, wie die V-Klasse in den USA heißt, Camper und Wohnmobile, die am Surferstrand genauso zum Einsatz kommen wie in der Wüste um Palm Springs oder am Fuße von El Captian im Yosemite-Nationalpark.

„Dieser Trend hat unser Geschäft massiv verändert“, sagt Weaver, der eigentlich mal Geländewagen als VIP-Shuttle für Celebreties und die Casinos in Las Vegas umgebaut hat. Als dort die Nachfrage immer geringer wurde, kamen ihm zur Jahrtausendwende Sprinter und Metris gerade recht und er hat sich als Umrüster für gewerbliche Sonderfälle einen Namen gemacht – bis hin zum rollenden Friseur-Salon.

Auch Wellness-Van im Bau

Zwar stehen in der großen Halle in Simi Valley im Funkenflug der Schweißer und im Sägemehl der Schreiner noch immer eine Reihe von Vans, die bald als mobile Optiklabors Brillen an Schulkinder an sozialen Brennpunkten verschenken oder als mobile Labors im Kampf gegen Aids und Corona eingesetzt werden, und bald wird es sogar einen Wellness-Van geben, in dem sich gestresste Manager mit einer Unterdruck-Behandlung im Tauchbecken frisch machen können.

„Doch die Freizeitfahrzeuge nehmen unter unseren jährlich rund 300 Umbauten einen größeren Raum ein,“ sagt Junior Jerimiah, bald sind 50 Prozent erreicht und ADF kann gar nicht so viele Vans bekommen, wie sie verkaufen könnten.

Und selbst wenn einer da ist, brauchen die Kunden noch bis zu drei Monate Geduld, bis sie ins Abenteuer starten können, weil allein die Umbauten so lange dauern. „Wir haben keine Lösungen von der Stange, sondern bauen jeden Van individuell“, sagt Weaver Junior und erzählt von langen Gesprächen mit den Interessenten, in denen sie Wünsche und Bedürfnisse abfragen und daraus die entsprechenden Um- und Einbauten ableiten: „Es macht schließlich einen Unterschied, ob du lieber surfen willst, wandern oder Ski fahren.“ Und frei nach dem Motto „Work hard, play hard“ gehen seine Kunden gerne ins Extrem. „Da brauchen sie dann einfach das richtige Fahrzeug dafür.“

Einfache Umbauten für unter 100.000 Dollar

Für Preise, die bei unter 100.000 Dollar für die einfachen Umbauten im Geiste der Van-Life-Bewegung beginnen und bei den Adventure-Mobilen schnell mal das Doppelte oder gar das Dreifache erreichen, gibt’s dann alles, was man fürs Outdoor-Abenteuer braucht.

Die gerne mit Allradantrieb bestellten Sprinter haben dann außen mehr Bodenfreiheit, All-terrain-Reifen auf Spezialfelgen und robuste Schutzleisten ringsum sowie Solarmodule auf dem Dach, Markisen zum Ausklappen und ganze Batterien an Zusatzscheinwerfern, mit denen die Nacht zum Tage wird. Und drinnen gibt es je nach Familienstand ein bis drei Betten mit und ohne Schlafgelegenheit im Ausstelldach, Nasszelle und Küchenzeile und gerne auch mal einen Spültresen mit Holz in Harz, wie man ihn wohl nur in Amerika als „Dernier Cri“ verstehen würde.

Antrieb bleibt wie er ist

In den USA finden sich viele einsame Landstriche, die sich für Caravan-Übernachtungen besonders eignen. Foto: ADF

So viel die Weavers an der Ausstattung ändern und ergänzen, vom Antrieb lassen sie die Finger und belassen es bei den Vier- und Sechszylindern ab Werk. Nicht nur, dass sie weder an der Leistung noch am Getriebe schrauben. Vor allem kommen sie nicht auf die Idee, die Motoren auszutauschen oder gar eine E-Maschine einzubauen. Zwar hat Vater Ron schon viele Trends im Autogeschäft mitgemacht hat und lebt gut vom Boom der Aussteiger und Abenteurer.

Doch wenn man ihn auf den Hype um die Elektromobilität anspricht, winkt der alte Herr höflich ab. Und selbst sein Sohn, der Marketing und Vertrieb steuert und deshalb ein bisschen weiter in die Zukunft schaut, will von diesem neumodischen Zeugs nichts wissen. In den Städten möge das ja sinnvoll sein und vielleicht sogar auf den großen Interstates. Doch für ihr Geschäft können sich die Weavers beim besten Willen keine Akku-Autos vorstellen. Erst recht nicht bei den paar hundert Meilen Reichweite, auf die ein elektrischer Sprinter oder ein EQV kommen. „Unsere Kunden wollen der Zivilisation entfliehen, und das letzte, was Du da draußen finden wirst, ist eine Ladesäule.“ (SP-X)

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