Daimler auf drei Säulen zur Premiumspitze

Vertriebsvorstand Ola Källenius

Daimler auf drei Säulen zur Premiumspitze
Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius © Daimler

Auf dem Weg zur 2020 angepeilten Krone der Premiumhersteller setzt Daimler auf drei Säulen. Die Folgen des Diesel-Abgasskandals berühren die Stuttgarter dabei nur peripher.

Von Thomas Flehmer

Das Ziel 2020 steht fest verankert. Dann will Daimler von der Spitze der Premiumhersteller grüßen. „Wir sind die am stärksten wachsende Premiumarke“, sagte Daimler-Vertriebsvorstand Ola Källenius am Rande der New York International Auto Show (NYIAS), "und im vergangenen Jahr bereits von Platz drei auf zwei geklettert.“

Für die letzte Etappe bauen die Stuttgarter auf drei Säulen. „Die Trends sind autonomes Fahren, Connected Cars und Zero Emissions“, so Källenius weiter. Drei Bereiche, die der 46-Jährige ab dem kommenden Jahr als Nachfolger des aktuellen Entwicklungsvorstandes Thomas Weber verantwortlich betreuen wird.

Mögliche Partnerschaften mit Google und Apple

Dabei ist der Weg aber schon gelegt. Beim autonomen Fahren sieht der gebürtige Schwede sein Unternehmen „mit den Produkten am weitesten.“ Allerdings erwartet Källenius „in den nächsten fünf bis zehn Jahren große Schritte.“ Ob dann aber auch schon das vollautonome Fahren auf den Straßen stattfinden wird, daran zweifelt der Vorstand. „Dann müssten alle Unternehmen soweit sein, damit das klappt.“

Angst, dass Google oder Apple bei diesem Thema Vorsprünge herausfahren, hat der Manager nicht, auch wenn die „potentiellen Mitbewerber beobachtet“ werden. Källenius könnte sich sogar auf technischer Ebene Partnerschaften mit IT-Unternehmen vorstellen.

Brennstoffzellenauto ab Anfang 2018

Mit der B-Klasse F-Cell befand sich Daimler schon auf Weltreise Daimler

Auch beim zweiten Trend Connected Car wurde im vergangenen Jahr mit der App „Mercedes Me“ und der digitalen Steuerung über das Smartphone bereits ein Meilenstein gelegt - von Källenius selber verantwortet. „Es entsteht eine ganz neue Welt, die aber auch mit dem Thema autonomes Fahren eng verknüpft ist.“

Verknüpfungen bestehen auch zur dritten Säule „Zero Emissions“. Hier kann der künftige erste Forscher des Autoherstellers ab Ende 2016 auf zehn Plugin-Hybride sowie mit der B-Klasse und zwei Smart-Varianten auf drei reine Elektrofahrzeuge zurückgreifen. Unter seiner Forschungsägide befindet sich bereits ein „größeres Elektrofahrzeug mit eigenständigem Design in der Pipeline. Zudem soll das erste Brennstoffzellenauto in Serie gehen. Nachdem vor einigen Jahren 2015 als Start ausgegeben wurde, soll laut Källenius der Start in das Wasserstoffalter mit einem Serienauto „Ende 2017, Anfang 2018“ beginnen.

Optimistisch in China

Basierend auf den drei Säulen baut der ehemalige AMG-Chef auf weiteren drei Säulen. „Mit den Werten unserer Marke und unserer Produkten sollen die Kunden Zufriedenheit erhalten. Sind diese drei Dinge erfüllt, wird der Absatz steigen.“ Källenius plant dabei auch Rückschläge ein, zählt aber den Abgas-Skandal in den USA nicht dazu. „Wir haben in den Staaten nur einen kleinen Nischenanteil von drei bis vier Prozent. Andere Hersteller haben dagegen einen viel höheren Anteil.“

Man müsse natürlich sehen, wohin der Markt sich bewege, „aber wir spüren keine Gefahr.“ Auch vor einem Stopp des Booms in China ist Källenius nicht bange. „Ich glaube, dass die Reise nach wie vor nach oben geht. China ist der Markt, mit dem größten absoluten Wachstum.“ Auch wenn es Up and Downs geben werde. „Aber wir werden Schritt für Schritt unseren Rückstand aufholen.“ Denn auch das Ziel in China ist für 2020 ganz oben angesetzt. Noch aber liegt Mercedes hinter Audi und BMW.

Nachfolge-Thema "unwichtig"

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Für das laufende Jahr, das mit zwei Rekordmonaten begonnen hatte, rechnet Källenius nach dem Rekordjahr 2015 mit einem moderaten Wachstum. Der derzeit leicht ansteigende Ölpreis werde aber keine Wirkungen auf das Wachstum haben, sodass die Aufholjagd weiter fortgesetzt werden könne, die dann 2020 zum erfolgreichen Abschluss kommen soll.

Dass Källenius selbst dann an der Spitze des Unternehmens stehen wird, wenn der Vertrag von Zetsche ausgelaufen ist, wird gemunkelt. Den Schweden lässt die Gerüchteküche kalt. „Bei uns gibt es diese Diskussionen nicht. Also ist das Thema unwichtig.“

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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