Mercedes S 63 AMG: Um Reifenbreite in neue Cw-Welten

Kühlung als Zielkonflikt

Mercedes S 63 AMG: Um Reifenbreite in neue Cw-Welten
Der Mercedes S 63 AMG kommt auf einen Cw-Wert von 0,28. © Daimler

Mit der S-Klasse hat Mercedes einen Top-Cw-Wert von 0,23 erzielt. Bei der AMG-Variante S 63 werden dagegen andere Prioritäten gesetzt.

Von Thomas Flehmer

Zwei Welten tun sich innerhalb der neuen S-Klasse von Mercedes auf, obwohl die Zielstellung mehr als ähnlich ist. Während das sparsamste Modell der Baureihe als S 500 Hybrid ab dem kommenden Jahr mit weniger als vier Litern auskommen soll, ist auch bei dem stärksten Vertreter, dem S 63 AMG Sparen angesagt. "Der Verbrauch muss im akzeptablen Maß zur Leistung stehen", sagt Oliver Wiech der Autogazette.

AMG setzt auf Leichtbau

Doch der Bereichsleiter Baureihen Mercedes AMG denkt in anderen Dimensionen. "Alles über 13 Liter ist nicht mehr State of the Art." So soll sich der neue S 63 AMG mit knapp über zehn Litern zufrieden geben. Denn auch die zahlungskräftige Klientel hat trotz aller Leistung das Thema Verbrauch auf dem Schirm.

Allerdings beschränken sich die Ingenieure aus Affalterbach eher auf Leichtbau, als durch eine optimierte Aerodynamik den Cw-Wert und somit auch den Verbrauch zu senken. Rund 100 Kilogramm wiegt der S 63 AMG weniger als die Vorgänger-Version. Dagegen liegt der Cw-Wert bei 0,28. "Wir suchen die Performance mit dem bestmöglichen Cw-Wert", sagt Wiech, der bei AMG seit über 15 Jahren beschäftigt ist.

Reifen und Kühlung als Zielkonflikte bei AMG

Besonders bei den Reifen und bei der Kühlung ergeben sich die Konflikte mit den "normalen" Serienmodellen. Je schmaler die Reifen sind, umso besser ist der Cw-Wert. "Doch wir treten mit einer 585 PS starken Limousine nicht mit 16 Zöllern an, um einen besseren Cw-Wert zu erreichen", sagt Wiech.

Auch bei der Lüftung ergeben sich Konflikte. Während die Serienmodelle mit so genannten Jalousien unterwegs sind, um den Luftstrom am Motor vorbeiziehen zu lassen und so ein günstigeres Strömungsverhalten begünstigen, wird bei AMG auf dieses Hilfsmittel verzichtet, da der Achtzylinder mit seinen 900 Newtonmetern Drehmoment viel Kühlluft benötigt. Das große Aggregat macht es auch unmöglich, eine strömungsgünstige Motorhaube einzusetzen. "Aber wir achten auch schon darauf, dass während der Fahrt kein Pfeifen entsteht, denn der Kunde legt auch Wert auf möglichst niedrige bis keine Geräusche", so Wiech. Auch die Hochleistungsbremsen, die manchmal die unbändige Kraft des Business-Boliden etwas stärker bändigen müssen, bleiben von der Aerodynamik verschont, bieten dafür mehr Sicherheit.

AMG sucht bestmöglichen Cw-Wert

Beim Mercedes S 63 AMG arbeiten 900 Newtonmeter.
Beim Mercedes S 63 AMG werden andere Prioritäten gesetzt. Mercedes

Trotz unterschiedlicher Voraussetzungen treffen sich die Ingenieure der Mercedes-Tochter mit den Technikern des Mutterhauses während der gesamten Entwicklungsphase im Windkanal. Das sei laut eine sehr fruchtbare Sache, "aber dann kommt auch eine Zeit, in der man den jeweils anderen in Ruhe arbeiten lassen sollte." Nämlich dann, wenn die gemeinsamen Ziele auseinanderdriften und so auf verschiedene Cw-Werte kommen.

Ein Limit von ganz oben wird dabei nicht gesetzt, "weil bekannt ist, dass AMG darauf Wert legt, eine Performance-Limousine mit dem bestmöglichen Cw-Wert zu entwickeln." Auch wenn der weit vom Serienmodell entfernt in einer anderen Cw-Welt liegt.

Vorheriger ArtikelNeue Motoren für BMW-Mittel und Oberklasse
Nächster ArtikelNicht immer ist der Fahrlehrer schuld
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden