Die Mercedes-Tochter AMG hat den GT enthüllt. Das neuste Modell der Schwaben soll dem Porsche 911 Konkurrenz machen. Gelingen soll dies nicht nur mit einem schnittigen Design, sondern vor allem mit einer überragenden Fahrdynamik und viel Leistung.
Von Frank Mertens
Dienstagabend, es ist genau 20.03 Uhr in Affalterbach. Während ein imposantes Feuerwerk abbrennt, übertönt der dumpfe Klang eines V8-BiTurbos die Szenerie auf dem Firmengelände der Mercedes-Tochter AMG in der Kleinstadt vor den Toren Stuttgarts.
Sekunden später rollt der Nachfolger des Mercedes SLS vor die Bühne – und Formel-1-Pilot Nico Rosberg steigt aus dem GT, dem neusten AMG-Modell. Flügeltüren muss Rosberg wie beim SLS nicht mehr öffnen, darauf wurde beim GT verzichtet, sonst aber ist Verzicht für den Sportwagen ein Fremdwort. Kein Wunder, das Rosberg AMG-Chef Tobias Moers gleich fragt, wann er denn einen GT als Firmenwagen bekommen könne. Irgendwann Anfang 2015, antwortet ihm Moers.
Angetreten als Porsche-Schreck
Der Mercedes AMG GT ist angetreten, zum Porsche-Schreck zu werden. Neben Fahrzeugen wie dem Audi R8, einem M4 tritt er vor allem gegen den Porsche 911 an. Damit steht in etwa auch der Preis fest: er wird irgendwo im Bereich von 115.000 Euro liegen. Genaueres will Mercedes Anfang Oktober auf dem Autosalon Paris präsentieren.
Fest stehen indes schon die technischen Schmankerl des GT. Da ist zunächst die Fahrzeugarchitektur, die es so auch beim SLS gibt: der Neue kommt mit dem Front-Mittelmotor und dem an der Hinterachse angebrachten Doppelkupplungs-Getriebe auf eine Gewichtsverteilung von 47:53 und bietet damit eine exzellente Traktion. Nur mit dieser Architektur, so sagt Moers, lasse sich ein Sportwagen so richtig schnell, zugleich aber auch alltagstauglich machen. "Wir wollen die Faszination des Rennsports ins tägliche Leben bringen."
Neues Maß der Dinge
Schaut man unter die langgestreckte Haube, dann findet man dort einen komplett neu entwickelten V8-Motor mit 462 PS (600 Nm) beim Grundmodell beziehungsweise 510 PS (650 Nm) beim S-Modell. Wer mit so viel Leistung unterwegs ist, der darf sich darüber freuen, in 3,8 Sekunden auf Tempo 100 zu schnellen und das Ende der Glückseligkeit bei 310 km/h zu erreichen, beim Grundmodell sind es immerhin noch 304 km/h und das bei einem Lebendgewicht von rund 1,6 Tonnen. Der Verbrauch liegt dabei bei gerade einmal 9,3 Litern, im „V8-Segment das neue Maß der Dinge", wie Moers zufrieden feststellt.
Kein Wunder, dass Moers diesen Abend auch als Meilenstein in der AMG-Geschichte bezeichnete. Denn wer als Sportwagenmarke wirklich ernst genommen werden will, der muss auch ein eigenes Auto auf die Räder stellen – und der GT ist nach dem SLS bereits das zweite in kompletter Eigenregie erstellte Fahrzeug. Der GT, darauf legt Moers wert, solle jedoch kein Nachfolger des SLS sein. Er sei ein "reinrassiger Sportwagen", mit dem man in einem für AMG neuen Segment an den Start gehe und sich dabei der etablierten Konkurrenz stelle, "darunter auch echten Ikonen", wie Moers sagt, ohne auch nur einmal den Namen Porsche zu nennen, auf den er dabei abzielt.
Chefentwickler Jochen Hermann, mit dem Moers am Vorabend der Veranstaltung vor der Bühne noch einmal so richtige Bremsspuren hinterlassen hatte, ist da weniger zurückhaltend. "Wer in diesem Segment unterwegs ist, denkt natürlich an die Ikone Porsche 911 – und hier stellen wir uns nun selbstbewusst dem Wettbewerb."
Faszinierende Fahrdynamik
Fragt man Hermann, was ihm am neuen GT am besten gefällt, muss er nicht lange nachdenken. "Klar, der Motor und der Sound sind richtig cool, aber noch faszinierender ist seine Fahrdynamik." Wer einmal mit diesem Auto unterwegs gewesen ist, wird einfach begeistert sein, ist sich Hermann sicher. Vor allem auch deshalb, weil man mit ihm auch problemlos in der Stadt unterwegs sein kann, "der GT bietet eine hohe Alltagstauglichkeit". Deshalb sei er auch für die Wachstumsziele von AMG wichtig.
Nachdem man im Vorjahr weltweit über 32.000 Fahrzeuge abgesetzt hat, sollen es in diesem Jahr bereits mehr als 40.000 Einheiten werden, wie Moers sagt. Als einer der Wachstumsträger erweist sich dabei die neue A-, CLA- und GLA-Klasse, die den Einstieg in die Welt der Affalterbacher bilden. Nun also wird im ersten Quartal des kommenden Jahres der Porsche-Schreck GT auf den Markt kommen und der Mercedes-Tochter neue Kunden bringen.