Mazda 6e: Schönes Design allein reicht nicht

Mazda 6e: Schönes Design allein reicht nicht
Der Mazda 6e bietet ein komfortables Fahrerlebnis. © Carl Mertens

Mazda ist bekannt dafür, andere Wege zu gehen. Der Wankelmotor ist dafür ein Beispiel, die E-Mobilität ein anderes. Neuerdings haben die Japaner mit dem Mazda 6e wieder ein Elektromodell im Angebot.
Schön ist er, keine Frage. Wer den neuen Mazda 6e das erste Mal sieht, ist angetan von dem eleganten Design mit seiner klaren Linienführung. Dieses Auto schmeichelt dem Auge. Wer in den Mazda einsteigt, ist auch angetan von dem, was er dort zu sehen bekommt. Die Materialien sind wertig, fühlen sich auch so an – und vermitteln ein wenig Oberklasse-Ambiente. Das ist nicht selbstverständlich für einen Stromer, der in der Einstiegsversion Takumi mit 44.900 Euro in der Preisliste steht.

Dafür bekommt man ein E-Modell mit einer Batteriekapazität von 68,8 kWh (Reichweite 479 Kilometer) und einer Leistung von 258 PS. Daneben bieten die Japaner auch einen größeren Akku an: der bringt es auf 80 kWh (552 Kilometer) und hat – aufgemerkt – eine Leistung von 245 PS. Größerer Akku, geringere Leistung? Wirklich? Ja, Mazda geht auch hier seinen eigenen Weg. Verstehen muss man das nicht.

Großer Akku mit geringerer Ladeleistung

Was man mit Blick auf die PS-Zahl noch akzeptabel ist, ist es bei der Ladeleistung nicht. Wo größere Batterien bei anderen Herstellern mit einer höheren Ladeleistung einhergehen, geht Mazda auch hier seinen eigenen (irritierenden) Weg: der Ladeleistung von 165 kW beim Modell mit kleineren Akku stehen beim größeren gerade einmal 90 kW gegenüber. Das ist nicht nur ungewöhnlich, sondern Kundinnen und Kunden schlicht nicht vermittelbar. So dauert eine Aufladung von 10 auf 80 Prozent lange 47 Minuten. Im Gegensatz dazu vollzieht der Mazda 6e diese Ladeprozedur mit kleinem Akku in 24 Minuten.

Aufgeräumt und wertig: das Cockpit des Mazda 6e. Foto: Carl Mertens

Bleiben wir noch beim Innenraum: hier können sich Fahrerin oder Fahrer samt den Passagieren auch im Fond über ausreichend Platz freuen. Die Sitze sind straff, aber nicht unkomfortabel. Doch wer versucht, den Fahrersitz und das Lenkrad für eine optimale Sitzposition einzustellen, hat damit seine Probleme. Mit meiner Größe von 1,91 Meter hätte ich den Sitz gern tiefer eingestellt, als es möglich war – und auch das Lenkrad könnte sich bei seinen Einstellmöglichkeiten flexibler zeigen. So hat man leider ständig den Eindruck, zu hoch zu sitzen und keine optimale Position hinter dem Steuer einzunehmen. Unschön. Der Kofferraum bietet übrigens 336 Liter Gepäckvolumen, im Frunk sind es nochmals 72 Liter.

Einstellung der Spiegel über Touchdisplay

Das ist nicht das einzige, was nicht optimal ist. Gleiches trifft beispielsweise auf die Einstellung der Spiegel zu: die müssen, wie man es auch von anderen chinesischen Modellen kennt (der Mazda 6e wird in China produziert), über den 14,6 Zoll großen Multimedia-Touchscreen eingestellt werden. Das ist leider umständlicher, als wenn man dafür die Knöpfe an den Türen benutzen könnte. Dass man auch die Stufen der Scheibenwischer so einstellen muss und nicht über den Lenkradhebel – ist das nächste Manko, was einen fragen lässt, wer sich so etwas nur ausgedacht hat.

Der Mazda präsentiert sich an der Ladestation mit einer anständigen Ladekurve. Foto: Carl Mertens

Dass der Sprachassistent im Mazda 6e gelegentlich seine Schwierigkeiten hat, die ihm gegebenen Befehle korrekt auszuführen, mag man ja noch verstehen. Dass er aber bei einer Unterhaltung mit dem Beifahrer meint, man hätte ihn zu einer Interaktion aufgefordert, ist vor allem deshalb nervig, weil er nicht aufhört zu fragen, was er für einen tun kann. In der Folge habe ich den Sprachassistent deaktiviert.

Angenehme Laufruhe auf Autobahn

Aber wie fährt sich der Mazda 6e nun? Im Großen und Ganzen wirklich gut. Gerade auf der Langstrecke erweist sich der 4,92 Meter lange, 1,89 breite und 1,49 Meter hohe Chinese als ausgesprochen komfortabel. Mazda verspricht, dass diese Schräghheck-Limousine seiner Fahrerin oder Fahrer ein „präzises Handling“ und ein „intuitives Ansprechverhalten“ bietet. Damit verspricht der Hersteller nicht zu viel. Die Lenkung ist direkt abgestimmt, vermittelt eine gute Rückmeldung und das Ansprechverhalten des Mazda 6e ist ebenfalls nicht zu kritisieren.

Mit seinem Drehmoment von 320 Nm ist in diesem zwei Tonnen schweren Fahrzeug für einen kraftvollen Antrieb gesorgt. Sportlich beschleunigen kann man mit dem mit Hinteradantrieb ausgestattetem Stromer auch: in 7,6 Sekunden sind Tempo 100 erreicht und die Spitzengeschwindigkeit liegt bei vollkommen ausreichenden 175 km/h an. Wichtige Fahrinformationen wie das Tempo kann der Fahrer auf dem 10,25 Zoll großem Fahrerdisplay oder dem Head-up-Display ablesen.

Angenehme Laufruhe

Das schön gestaltete Heck des Mazda 6e. Foto: Carl Mertens

Auf der Autobahn präsentiert sich der Mazda 6e mit einer angenehmen Laufruhe und einem komfortablen Fahrverhalten. So unterwegs kommt man auch nach langen Strecken ausgeruht ans Ziel. Beim Rangieren in der Stadt sorgte die Schaltung indes beim Einlegen von der D- auf die R-Position für kleine Schreckmomente, weil das Fahrzeug schlicht nicht den gewünschten Gang einlegte. Erst wenn man komplett am Stehen war und die Bremse fest gedrückt hatte, klappte es. Ich war übrigens nicht der einzige, dem es so ging, sodass das Problem nicht beim Fahrer hinter dem Lenkrad zu finden war.

Und wie effizient präsentierte sich der Mazda 6e bei den Testfahrten? Als sehr effizient. Der Bordcomputer zeigte einen Durchschnittsverbrauch von 15,3 kWh/100 km an. Das ist deutlich weniger, als die nach WLTP in Aussicht gestellten 16,6 kWh/100 km. Nun bleibt abzuwarten, wie die Kundschaft auf den neuerlichen Versuch von Mazda bei der E-Mobilität reagiert und inwieweit sie es goutieren, dass ihr Stromer aus China und nicht aus Japan kommt. Gutes Aussehen allein bringt bekanntlich noch keinen Erfolg.

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