Bislang hatte Mazda mit der Elektromobilität kein glückliches Händchen. Der MX-30 war ein Ladenhüter, weshalb er vom Markt genommen wurde. Nun soll indes alles besser werden – dafür soll der Mazda 6e sorgen.
Der Ansatz, den Mazda mit dem MX-30 EV verfolgt hatte, war unter Nachhaltigkeitsaspekten, ziemlich logisch. Statt wie das Gros der Hersteller Elektroautos mit großer Batterie und damit hoher Reichweite auf den Markt zu bringen, gingen die Japanern mit dem MX-30 den anderen Weg. Ihr erstes E-Auto war nur mit einer 35,5 kWh großen Batterie unterwegs, die es so eben auf 200 Kilometer Reichweite brachte. Dafür wurden indes rund 36.000 Euro aufgerufen.
Warum mehr, wenn der typische Pendler pro Tag noch mehr als 40 Kilometer zurücklegt? Zudem: Je größer die Batterie, desto größer ist der CO2-Rucksack, mit dem man herumfährt. Dieser an sich schlüssige Nachhaltigkeits-Ansatz verfing bei den Kundinnen und Kunden ebenso wenig wie die niedrige Ladeleistung von 35 kW. Das Auto war ein Ladenhüter, weshalb er nun auch auf einigen Märkten wie Deutschland, Spanien oder den Niederlanden vom Markt genommen wird. Wie es weltweit ausschaut, ist noch nicht entschieden. Auf dem Markt bleiben wird indes der MX-30 mit Range Extender.
Zwei Batteriegrößen, zwei Leistungsstufen
Mit Blick auf die E-Mobilität wagt Mazda nun mit dem 6e indes einen Neuanfang – und der wurde, wie bereits vor zwei Jahren der MX-30 R-EV, an diesem Freitag auf der Brüssel Motorshow präsentiert. Es soll für die Japaner eine neue Ära einleiten – und deshalb elektrifiziert man seinen Bestseller, dem Mazda 6. Er hat mehr als 23 Jahre für solide Absatzzahlen gesorgt – und daran soll die elektrische Neuinterpretation anknüpfen. Damit das gelingt, haben die Mazda-Designer ein optisch gelungenes fünftüriges Schrägheckmodell gezeichnet. Doch hübsch zu sein allein reicht natürlich nicht, auch die inneren Werte müssen stimmen.
Deshalb orientierte man sich diesmal daran, was die Kundinnen und Kunden neben einem attraktiven Design haben wollen. Und dazu gehört insbesondere eine ausreichende Reichweite, weshalb man auch zwei Varianten des Mazda 6e anbietet: Da ist zum einen der Mazda 6e 258. Er hat eine 68,8 kWh große Batterie, die für eine Reichweite von 479 Kilometer reichen soll. Und dann wird es noch die Longe Range-Variante geben, die den Zusatz 245 in der Modellbezeichnung trägt. Mit ihr kann man 552 Kilometer elektrisch fahren.
Kleine Batterie mit mehr Leistung
Mazda wäre nicht Mazda, wenn man nicht auch diesmal alles etwas anders macht als die Konkurrenz. Denn die Zahl in der Modellbezeichnung steht für die Leistung des E-Motors – und die ist mit 245 PS bei der Longe Range-Variante geringer als bei der Variante mit kleiner Batterie (258 PS). Und das, was bei der Konkurrenz üblich ist, nämlich die größere Batterie auch mit der höheren Ladeleistung auszustatten, ist bei Mazda ebenfalls anders: So lässt sich der kleine Akku (Lithium-Eisenphosphat) mit bis zu 200 kW in 22 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden, bei der großen Batterie (Nickel-Kobal-Mangan) steht nur eine Ladeleistung von 95 kW (45 Minuten) zur Verfügung. Diese Logik muss man nicht verstehen. Sie macht auch keinen Sinn, denn bereits heute sind elektrische Kleinwagen mit zumeist mindestens 100 kW Ladeleistung unterwegs. Hier sollte Mazda vor dem Markstart noch mal in Klausur gehen.
Wie dem auch sei: neben dem Design wartet der Mazda 6e auf dem Papier auch mit guten Fahrleistungen auf. So steht bei beiden Varianten ein maximales Drehmoment von 320 Nm zur Verfügung, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei jeweils 175 km/h. Die leistungsstärkere Variante ist mit 7,6 Sekunden zwei Zehntel schneller auf 100 km/h gesprintet als die mit 245 PS. Das sind Werte, die sich sehen lassen. Auch mit Blick auf die Effizienz braucht sich der neue Mazda-Stromer nicht verstecken: sie liegt bei 16,5 kWh/100 bzw. 16,6 kWh/100 km.
So klar gezeichnet sich das Exterieur-Design des Mazda 6e präsentiert, ist auch der Innenraum gestaltet. Neben einem 10,25 Zoll großem Kombiinstrument gibt es zudem einen 14,6 Zoll großen Zentralbildschirm, der für alle Kommunikationsfunktionen wie auch die Navigationsanzeige dient. Fahrinformationen werden u.a. auch auf einem Head-up-Display angezeigt. Ein Panoramaglasdach sorgt zudem für ein gutes Raumgefühl.
Radstand liegt bei 2,85 Meter
Für größere Fahrer jenseits der 1,90 Meter wird es auf dem Fahrer- und Beifahrersitz mit Blick auf die Kopffreiheit etwas enger – viel Raum ist da nicht mehr, auch über die Sitzeinstellung lässt sich das nicht ändern. Die Sitze sind zwar straff, aber nicht unkomfortabel. Im Fond des immerhin 4,92 Meter lange Mazda 6e geht der Platz für zwei Erwachsene in Ordnung. Die Breite des Fahrzeugs liegt bei 1,89 Meter, die Höhe bei 1,49 Meter. Der Radstand des neuen Japan-Stromer beträgt übrigens 2,85 Meter.
Trotz dieser eigentlich üppigen Abmessungen lassen sich im Kofferraum nur 330 Liter Gepäck verstauen, was für ein Mittelklassemodell doch arg wenig ist. Bei umgeklappter Rückbank sind es 700 Liter. Im Sommer soll der rund 45.000 Euro teure und in China (hier wird das Modell als EZ-6 angeboten) im Rahmen des Joint Venture mit Changan gebaute Mazda 6e auf den Markt kommen. Der Preis soll sich trotz der Strafzölle der EU gegen aus China importierte Autos nicht erhöhen, sie seien bereits eingepreist.
Man darf nun gespannt sein, wie die Kundschaft auf den zweiten Mazda-Stromer reagiert. Zu wenig Reichweite oder ein zu hoher Preis dürften diesmal auf jeden Fall nicht der Grund dafür sein, sollte sich beim Mazda 6e kein Erfolg einstellen. Mit seiner Optik und seinen Leistungsdaten vermag er zu überzeugen – mit seiner Ladeleistung bei der größeren Batterie indes nicht.