Intelligente Lichttechnik findet man vor allem bei Premiumherstellern. Magna hat nun eine günstigere Alternative zu OLED-Rücklichtern entwickelt.
Mit der Übernahme von Olsa Lighting im Jahr 2018 ist der kanadisch-österreichische Magna-Konzern zu einem wichtigen Zulieferer der Autoindustrie im Bereich Lichttechnik aufgestiegen. Aktuell arbeitet das Unternehmen an mehreren Lösungen, die laut Frank Hallitschke, Technischer Leiter bei Magna Lightning, in puncto Styling und Sicherheit Autoherstellern neue Möglichkeiten eröffnen werden.
Ein Beispiel für smarte Innovationen ist die bereits serienreife Rücklichttechnik Surface Element Lightning, die Magna als günstige Alternative zu OLED-Rücklichtern entwickelt hat. OLED-Technik wird verstärkt von Premium-Herstellern wie Audi in Rückleuchten eingesetzt, um den Fahrzeugen ein Hightech-Styling mit besonderem Schick zu verleihen.
Nur ein geringer Aufpreis
Doch Automotive-OLEDs sind teuer und deshalb für Volumenhersteller nicht die passende Lösung. Mit der günstigeren Alternative Surface Element Lightning lässt sich hingegen ein Rücklicht erzeugen, das sich für den Betrachter wie bei OLED-Lösungen aus homogen leuchtenden Oberflächen zusammensetzt. Der Trick: Im Rahmen versteckte LED-Dioden, beleuchten die Oberflächen seitlich und damit homogen ohne Pixeleffekt.
Der Aufpreis im Vergleich zum klassischen LED-Licht ist gering, dennoch ergeben sich neue und effektvolle Möglichkeiten beim Design. So können durch eine räumliche Anordnung mehrerer Flächen 3D-Effekte erzeugt werden. „Die Surface Element Lightning lässt sich außerdem schön über einen Dominoeffekt animieren“, lobt Hallitschke die serienreife Lösung. Wie das aussehen kann, lässt sich bereits beim Elektro-SUV VW ID.4 erleben. Bislang gibt es nur Anwendungen fürs Rücklicht, doch der Zulieferer will mit der Technik auch Bremslichter und Blinker realisieren.
Kompaktes Packaging vieler Lichtpunkte
Flecsform heißt eine andere neue Rücklichttechnik, die die Flexibilität bei Design und Animationen erhöhen wird. Hier wird das Licht durch Mini-LEDs erzeugt, die sich auf den Bruchteil eines Millimeters schrumpfen lassen, was ein sehr kompaktes Packaging vieler Lichtpunkte erlaubt. Laut Hallitschke sind Auflösungen möglich, die dem Niveau von Displays sehr nahekommen. Der Zulieferer hat bereits verschiedene Rücklicht-Prototypen mit 600 bis 4.000 Punkten realisiert. Außerdem ermöglicht die Technik mehr Freiheiten bei der Animation: „Wir können mit Flecsform sogar Displays ins Rücklicht integrieren, mit denen sich animierte Grafiken darstellen lassen“, so Hallitschke.
Die Lichtlösungen von Magna sollen in Zukunft außerdem die Integration sicherheitsrelevanter Technik in Form von Sensoren erlauben. Statt diese in den Kühlergrill oder die Front- und Heckschürze zu integrieren, sollen Radar und Kamera künftig in den Leuchten Platz finden. Hallitschke: „Wir sind überzeugt, dass die Position der Lampen auch eine gute Position für Sensorintegration ist. Das Problem hierbei ist allerdings die Baugröße von Radar- und Kamerasensoren. Wir zielen deshalb darauf ab, das Paket zu minimieren. Wir haben ein 77-GHz-Radar, das sich unscheinbar in ein Rücklicht ohne Nachteil für das Styling integrieren lässt.“ Die integrierte Sensortechnik im Rücklicht soll wiederum die Implementierung etwa von Tot-Winkel-, Spurwechsel- und Querverkehrwarner sowie Kollisionsverhinderer bei Rückwärtsfahren erlauben. „Licht“, sagt Hallitschke „wird künftig nicht einfach nur ein Baustein wie viele andere sein, die einfach zusammengefügt werden, sondern stärker als bisher zum integrativen Systembaustein im Auto werden.“
Halogen-Lampen vor Ablösung
Laut Hallitschke wird bei den Autoscheinwerfern die LED die Halogen-Lampen endgültig ablösen. Dabei sollen LED-Scheinwerfer zunehmend kompakter ausfallen und mehr Sicherheitsfunktionen bieten. ADB60 heißt Magnas jüngste Evolutionsstufe adaptiver Matrix-LED-Scheinwerfer mit insgesamt 60 in drei Reihen à 20 aufgeteilten LEDs, die unter anderem ein blendfreies Dauerfernlicht ermöglichen. Magna will zeitnah kompakter bauende Scheinwerfertechnik anbieten. 2022 soll eine schlanke und ein Jahr später eine ultraschlanke Frontleuchte auf den Markt kommen.
Neuigkeiten hat Hallitschke auch für den Innenraum in Planung. „Der nächste Schritt wird sein, in das Ambientelicht Sensoren und Aktuatoren zu integrieren, um funktionale Oberflächen zu realisieren.“ Eine mögliche Lösung: Licht als Bedieneinheit für die Klimatisierung. Die wird dann per Sprachbefehl zum Leben erweckt. Der berührungsempfindliche und mehrfarbig leuchtende Lichtstreifen gibt beim Einstellen ein haptisches und akustisches Feedback. (SP-X)