Ladesäulenbetreiber wegen THG-Quote in der Kritik

Zusätzliche Millioenn-Einnahmen

Ladesäulenbetreiber wegen THG-Quote in der Kritik
Eine Ladestation für ein Elektroauto. © dpa

Der Bundesverband Betriebliche Mobilität (BBM) wirft den Ladesäulenbetreibern Abzocke vor. Die Millionen-Einnahmen durch die Treibhausgas-Minderungsquote (THG) würden nicht an die Kunden weitergeben, lautet der Vorwurf.

„Offenbar werden Kundinnen und Kunden an der Ladestation abgezockt, denn die Ladesäulenanbieter kassieren Treibhausgasminderungsquoten (THG-Quoten) in Millionenhöhe – ohne dass sich dies auf die Preise beim Laden auswirkt“, heißt es in einer Pressemitteilung des BBM von diesem Donnerstag.

Der BBM sieht in der bisherigen Regelung ein Versäumnis des Staates bei den Vorgaben für die Betreiber der Ladesäulen. „Förderungen des Staates müssen Anreize setzen und sollten – wenn schon – so eingesetzt werden, dass es die Richtigen bekommen“, betont BBM-Geschäftsführer Axel Schäfer.

Einnahmen an Kunden weitergeben

Angesichts der Energiekrise hatten zuletzt immer mehr Ladesäulenbetreiber ihre Preise erhöht. Vor diesem Hintergrund hatte der BBM zuletzt gefordert, die Strompreisbremse auch an Ladesäulen geltend zu machen. „Die großen Ladesäulenanbieter beziehen THG-Quoten in Millionenhöhe. Da erwarten wir einfach aus Fairnessgründen, dass sie das eingenommene Geld durch Preisminderungen an die Kundinnen und Kunden weitergeben – und nicht stattdessen die Preise sogar noch erhöhen“, so Schäfer weiter.

Wie der BBM sagte, würden einige Anbieter die Erlöse durch die THG-Quote weitergeben, doch die Mehrheit tue dies nicht. Der BBM fordert hier mehr Transparenz. „Die THG-Quote für Ladesäulen liegt dieses Jahr bei rund 50 Millionen Euro. Große Anbieter, die etwa 30 Millionen Kilowattstunden verkaufen, erhalten dafür ungefähr fünf bis sechs Millionen Euro. Damit lässt sich gut in die eigene Tasche wirtschaften. Ladesäulenbetreiber kassieren also doppelt“, so Schäfer.

Einnahmen von 100 Millionen Euro

Wie eine Statista-Auswertung von Lichtblick zeigt, würden die Betreiber öffentlicher Ladesäulen mit dem Verkauf von Treibhausgaszertifikaten an Mineralölunternehmen in diesem Jahr bis zu 25 Cent pro geladener Kilowattstunde erhalten. Bei allen Ladesäulenbetreibern summiere sich das auf eine Summe von 100 Millionen Euro. „Der gewinnbringende Verkauf der Treibhausgasquoten verschärft die massive Preisschieflage an der Ladesäule. Die Betreiber streichen bei jedem Ladevorgang eigener Kundinnen und Kunden sowie der Kundinnen und Kunden von Drittanbietern extra Geld ein“, sagte Lichtblick-Chefjurist Markus Adam. „Die Einnahmen, die durch den Verkauf der Quoten erzielt werden, versanden offensichtlich beim Ladesäulenbetreiber – und dieser subventioniert damit seinen Haustarif“, so Adam weiter.

Der Umstand, dass Drittanbieter von Ladestrom, die die Säulen anderer Betreiber nutzen, nicht von der THG-Quote profitieren, sei „eine krasse Benachteiligung im Ladestrom-Wettbewerb“, so Adam weiter. Wie die Prognose von Lichtblick weiter zeigt, würde die Einnahme durch die THG-Quote ab 2028 sogar bei 200 Millionen Euro liegen. „Ein Unding! Bei so hohen Extraeinnahmen fragt man sich einmal mehr, wie es zu Preiserhöhungen kommen kann“, so BBM-Geschäftsführer Schäfer.

„Als Ladeinfrastrukturbetreiber berücksichtigen wir die Erlöse aus den THG-Quoten in unserer „Kostenkalkulation. Die THG-Quoten sind also ein Teil der Gesamtberechnung. In den vergangenen rund 1,5 Jahren dienten sie dabei vor allem dazu, ein Gegengewicht zu den stark gestiegenen und anhaltend hohen Strombeschaffungskosten zu bilden. Darüber profitieren auch Autofahrerinnen und Autofahrer von den Einnahmen aus den THG-Quoten“, sagte EnBW-Sprecher Heiko Willrett auf Anfrage der Autogazette. Wie er hinzufügte, würde EnBW jährlich 100 Millionen Euro in den Ausbau eines Schnellladenetzes investieren.

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