Die Initiative „Verkehrswende jetzt“ hat in Stuttgart gegen den „Strategiedialog Automobilwirtschaft BW“ protestiert. Kritik gab es für Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Die Aktivisten enthüllten bei ihrer Protestaktion eine Büste des Grünen-Politikers, die ihn mit preußischem Dreispitz zeigt. Sie protestierten damit gegen den „Strategiedialog Automobilwirtschaft BW“, der am Freitag auf der Messe Stuttgart stattfand.
Der Dreispitz stehe für die Pflichterfüllung des Ministerpräsidenten, der die Bürger und vor allem auch die Automobilindustrie im Herzen trage, erklärte Aktivist Peter Grottian. „Kretschmann liebt Porsche mehr als seine Bürger.“ Kretschmann habe vor Jahren einmal gesagt, es solle weniger Autos und dafür mehr Lebensqualität geben. Diesen Satz habe er jedoch in letzter Zeit nicht mehr wiederholt.
Keine Umweltverbände beim Strategiedialog dabei
Die Teilnehmer kritisierten, dass außer der Umweltorganisation BUND keine Umweltverbände und auch keine Bürgerinitiativen am Strategiedialog teilnehmen. Der Strategiedialog findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt – beim Top-Level-Meeting tauschen sich unter anderem die Chefs von Daimler, Porsche, Bosch mit Ministerpräsident Kretschmann aus. Ziel ist es, den Automobilstandort Baden-Württemberg zukunftsfest zu machen. Außerdem sind Roman Zitzelsberger von der IG Metall und Frank Mastiaux vom Versorger EnBW dabei.
Das Land und die Automobilindustrie hatten ihre strategische Partnerschaft im Mai 2017 ins Leben gerufen, um damit gemeinsam den Wandel hin zur Elektromobilität anzugehen. Für den Südwesten ist die Branche von immenser Bedeutung, zugleich leidet ausgerechnet die Daimler- und Porsche-Heimat Stuttgart ganz besonders unter schlechter Luft. Der „Strategiedialog“ ist auf sieben Jahre angelegt und umfasst sieben verschiedene Themenfelder.
Am Freitag hatten zudem Greenpeace-Aktivisten ein Banner mit der Aufschrift «Sauber werden!» am Turm des Hauptbahnhofs befestigt. Die Umweltschutzorganisation demonstrierte damit für bessere Luft in der Stadt. „Die deutsche Autoindustrie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie schnell auf den rasanten Branchenwandel reagiert“, sagt Greenpeace-Sprecher Niklas Schinerl. „Ihre Glaubwürdigkeit aber gewinnen Daimler und die anderen Konzerne nur zurück, wenn sie konsequent die Abgasprobleme lösen, die ihre schmutzigen Diesel Städten wie Stuttgart eingebrockt haben.“ (AG/dpa)