Kia EV9 will Teil der Mobilitätswende sein

Neues E-Flaggschiff der Marke

Kia EV9 will Teil der Mobilitätswende sein
Der Kia EV9 ist das neue Elektro-Flaggschiff der Marke. © Kia

Kia versucht Teil der Mobilitätswende sein. Dafür hat sich der koreanische Autobauer ambitionierte Ziele gesetzt. Bis 2027 sehen die Produktplanungen einen Ausbau auf 15 Elektromodelle vor.

Dazu gehört auch der EV9, das neue Flaggschiff der Koreaner. Es ist ein SUV mit einer Länge von 5,01 Metern, einer Breite von 1,98 Metern und einer Höhe von 1,75 Meter. Er bietet Platz für bis zu sieben Personen. Es ist ein Trumm von Auto. Passt ein solches Modell wirklich zu einer Marke, die Teil der Mobilitätswende und damit ihren Beitrag zur Verkehrswende beitragen will?

Es ist eine Frage, die die Verantwortlichen von Kia bei der Vorstellung des EV9 in der Vorwoche in Dreieich nicht überrascht. „Der EV9 ist ein globales Auto“, sagt Sjörd Knippping, Vize-Präsident Marketing und Produkt bei Kia Europa. „Hauptmarkt dieses Modells werden die USA sein“, fügt Kipping hinzu. Kia erwartet, dass der EV9 dort mehr als 50 Prozent des weltweiten Absatzes ausmachen wird. Kein Wunder, dass der EV9 insbesondere für den US-Markt und die Bedürfnisse der dortigen Kundschaft konzipiert wurde.

EV9 gilt in USA als Midsize-SUV

In den Staaten, wo nach wie vor Pick-ups wie der Ford F-150 das Straßenbild prägen, gilt der EV9 als Midsize-SUV. Größe ist manchmal halt auch eine Frage der Perspektive – oder anders ausgedrückt: des Marktes. Neben den USA gilt der Heimatmarkt Korea als weiterer wichtiger Absatzmarkt für den EV9. Doch welche Rolle spielt Europa für das Flaggschiff? Eine wichtige. Denn von den im Jahr 2022 abgesetzten 542.423 Fahrzeugen kamen Elektroautos auf einen Anteil von 31 Prozent, sagt der Marketingchef. Im ersten Quartal dieses Jahres entfielen sogar 35 Prozent der rund 149.000 (neuer Absatzrekord) abgesetzten Einheiten auf batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV), wie Kipping sagt.

Und dieser Anteil ist nur ein Zwischenschritt zu weitaus ambitionierteren Zahlen. Bis 2030 plant Kia, dass 75 Prozent aller in Europa abgesetzten Fahrzeuge bereits BEVs sind. Weltweit sollen es 55 Prozent von einem Gesamtabsatz von 4,3 Millionen Einheiten sein. Das entspräche 2,38 Millionen E-Autos. Das Ziel von Kia ist damit klar umrissen: man will zu einer der weltweit führenden Marken bei der E-Mobilität werden.

Bis zu sieben Sitzen

Der EV9 von Kia bietet Platz für bis zu sieben Personen. Foto: Kia

Der EV9 unterstreicht diesen Anspruch mit seiner Technologie Wie bereits der EV6 basiert das E-Flaggschiff auf der Electric Global Modular Platform (E-GMP). Diese Plattform ermöglicht eine Vielzahl von Vorteilen: dazu gehört u.a. ein ebener Boden, der auch für die Variabilität im EV9 sorgt. Dazu zählt, dass das Flaggschiff über drei Sitzreihen mit sechs oder optional sieben Sitzen verfügt. Dabei lässt sich der Sitz in der zweiten Sitzreihe dank des ebenen Bodens im Stand um 90 Grad zur geöffneten Tür und um 180 Grad zur dritten Sitzreihe drehen.

Das ist ein feine Sache, wenn man seine Mitreisenden in Reihe drei bei längeren Fahrten bei einem Gespräch auch anschauen mag. Angesichts eines Radstandes von 3,10 Metern brauchen sich die Insassen über zu wenig Platz wahrlich keine Sorgen machen. Dieses Auto bietet die von vielen Herstellern immer wieder gern zitierte Loungeatmosphäre. Feature wie diese soll die Kundschaft mit dazu animieren, sich für den Umstieg auf ein E-Auto zu entscheiden. Vor allem aber bietet der EV9 eine 800 Volt-Architektur, die besonders hohe Ladeleistungen ermöglicht. So soll sich die 99,8 kWh große Batterie in gerade einmal 15 Minuten wieder soweit befüllen lassen, dass damit wieder 239 Kilometer Reichweite möglich sind. Insgesamt bietet der EV9 eine Reichweite von 541 Kilometer.

Leistung von 204 bis 384 PS

All dies ist gepaart mit einer hohen Leistung: So steht ein Heckantrieb mit einer Leistung von 204 PS und auch ein Allrader mit 384 PS zur Wahl. Als Allradversion wird der EV9 übrigens in zwei Versionen angeboten: Als Baseline und GT-Line: Während der EV9 mit Heckantrieb ein maximales Drehmoment von 350 Nm aufweist, sind es bei der AWD-Variante zusammen 600 Nm, bei der sportlichen GT-Line sogar 700 Nm. Den Sprint von 0 auf 100 absolviert der Allrader in sechs Sekunden (9,4 Sekunden/Heckantrieb). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h (185 km/h/Heck).

Optional gibt es den Kia EV9 mit digitalen Rückspiegeln, deshalb die Monitore an der A-Säule. Foto: Kia

Wer umsichtig unterwegs ist, kann den EV9 laut Datenbblatt auch effizient bewegen. Für den Hecktriebler wird ein Verbrauch von 21 kWh in Aussicht gestellt, beim Allradmodell sind es 22,8 kWh. Damit ist dann eine Reichweite von knapp unter 500 Kilometer möglich. Für diese für ein 2,6 Tonnen schweres Fahrzeug mehr oder minder effiziente Verbäuche trägt auch eine gute Aerodynamik bei: sie liegt beim EV9 bei einem Cw-Wert von 0,28.

EV9 als rollender Stromspeicher

Daneben ist der EV6 auch bereit, bidirektional zu laden. Das heißt, er kann nicht nur geladen werden, sondern kann zudem auch Strom ins Energienetz abgegeben, sofern es die gesetzlichen Regelungen erlauben und eine entsprechende Wallbox zur Verfügung steht. Damit kann der EV9 als rollender Energiespeicher fungieren, sagt Knipping und dazu beitragen, das Stromnetz zu entlasten. Zugleich ist er in der Lage, auch elektrische Geräte zu betreiben oder auch andere E-Autos aufzuladen.

Natürlich ist auch der EV9 als Flaggschiff der Marke in der Lage, autonom auf Level 3 zu fahren. Dafür verfügt er über ein entsprechenden Kamerasystemen und auch über ein Lidar. Ansonsten verfügt der EV9 über alle modernen Fahrassistenzsysteme wie beispielsweise Autobahnpilot (Level 3), Spurwechsel-, Totwinkelassistent oder auch eine Querverkehrserkennung. Erstmals in einem Kia kommt im EV9 übrigens eine Routenplaner zum Einsatz, der das Laden auf der Langstrecke erleichtert. So plant das System Ladestopps in die Routenführung ein, sollte der Ladestand der Batterie es nicht ermöglichen, das Ziel zu erreichen. Dazu analysiert das System die Echtzeit-Fahrzeugdaten sowie die in das Navigationssystem eingegebene Route. Der Fahrer kann den vom System vorgeschlagenen Ladestopps proaktiv der Routenführung hinzufügen.

Wohlbefinden der Passagiere

Ohnehin ist im Innenraum alles auf das Wohlbefinden der Passagiere ausgelegt. Sie können nicht nur auf bequemen Sitzen in Reihe zwei oder drei Platz nehmen, sondern auch dem Fahrer oder der Fahrerin wird ein komfortables Reisen ermöglicht. Dazu trägt auch ein optisch nett ausschauendes Cockpit bei. Es besteht aus einem Dreifach-Panoramadisplay mit zwei jeweils 12,3 Zoll großen Bildschirmen und einem 5,1 Zoll-Display für die Anzeige und Steuerung der Klimatisierungsfunktionen. Es sind Feature, die nicht nur die Kundinnen und Kunden in den USA zu schätzen wissen.

Der Kia EV9 ist über fünf Meter lang. Foto. Kia

Entsprechend ist sich Knipping sicher, dass der EV9 auch in Europa ausreichend Kunden finden wird. Damit könnte er recht behalten. Das Design ist ansprechend, die Qualität ist gut und die Technologie ist so, wie man es sonst nur von Premiumanbietern kennt.
Doch passt ein Auto dieser Größe wirklich noch in unsere Zeit? Muss ein Auto wie der EV9 wirklich auch in Europa auf den Markt kommen? Schließlich werden die Städte in Europa immer voller – und ein derart großes Auto dürfte Kritiker großer SUVs erneut auf den Plan rufen.

„Wir sehen auch in Europa ein Nachfrage nach diesem Modell“, sagt Knippping. Er verweist auf Modell wie den Q8 e-tron von Audi oder den EX90 von Volvo. Es sind Fahrzeuge von Herstellern, mit denen Kia konkurrieren will – und denen man keine Marktanteile schenken will. Doch mit dem EV9 findet das Größenwachstum bei den Kia-Modellen zugleich sein Ende. „Unsere kommenden Modelle werden jetzt nur noch kleiner“, verspricht der Marketingchef. Damit dürften die Koreaner ihrem Anspruch Teil der Mobilitätswende zu sein dann auch besser gerecht werden als mit einem Modell wie dem EV9.

Keine Beiträge vorhanden