Der koreanische Autobauer KGM hat mit dem Torres bisher nur ein Modell im Angebot. Das ändert sich nun mit dem Actyon. Bisher gibt es ihn aber nur als Verbrenner.
Was so ein angedeutetes Coupé-Heck ausmachen kann. Gegenüber dem technisch und größenmäßig eng verwandten Torres wirkt der Actyon deutlich eleganter, schnittiger. Seine kantige Front mit markantem Kühlergrill und auffälliger Lichtgrafik ist für ein 4,74-Meter-Gefährt geradezu imposant.
Die Seitenlinie erscheint langgezogen, die 20-Zöller machen einen robusten Eindruck und das Heck mit der schmalen Lichtleiste und den „vergitterten“ Rückleuchten verströmt sogar einen leichten Hauch von Range Rover Velar – nicht die schlechteste Assoziation bei einem Produkt, dessen Preisliste schon bei 35.790 Euro losgeht.
Edles Ambiente im Innenraum
Im Innenraum werden die Passagiere je nach Ausstattung (Core, Bliss, Lux) von Leder, Holz- und Karbonleisten und einer mehrfarbigen Ambientebeleuchtung empfangen. Das alles wirkt sehr ansehnlich, erst beim sehr genauen Hinschauen offenbart sich, dass natürlich auch KGM bei Material und Verarbeitung unter Kostendruck steht. Aber man kann sagen: Das Ergebnis ist im Obergeschoss durchaus appetitlich ausgefallen.
Nach unten hin, in Richtung Wagenboden, übernehmen dann erkennbar preiswertere Materialien die Vorherrschaft. Insgesamt fühlt man sich aber wohl und gut aufgehoben. Dazu tragen unter anderem die serienmäßige Sitzheizung vorn und hinten, die vordere Sitzbelüftung und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik bei. An Platz mangelt es definitiv nicht – auch nicht auf der Rückbank. Geschweige denn im Kofferraum: 668 bis 1.568 Liter sind absolut konkurrenzfähig. Eine elektrisch betätigte Heckklappe gibt es für den Actyon Bliss für 1.100 Euro, beim Lux ist sie Teil der Serienausstattung. Die restliche Aufpreisliste umfasst unter anderem die Metallic-Lackierung für 700 Euro oder eine zweifarbige Kontrast-Lackierung bei Bliss und Lux für 600 Euro.
Zwei große Displays für den Fahrer
Zwei direkt nebeneinander platzierte 12,3-Zoll-Displays sind für Fahrinformationen und Infotainment zuständig. Knöpfe und Tasten sind auch im Actyon Mangelware. Das SUV-Coupé arbeitet mit dem neuen KGM-Betriebssystem namens Athena 2.0, das laut Hersteller eine „intuitive Benutzeroberfläche“ bietet.
Die ersten Erfahrungen damit verliefen nach der grundsätzlich unverzichtbaren Orientierungsphase durchaus positiv. Die einzelnen Menüs sind relativ logisch aufgebaut, häufig genutzte Funktionen werden nicht tief in Untermenüs versteckt, sondern sind durch Shortcuts erreichbar. Die gesetzlich vorgeschriebenen Warntöne etwa bei zu hohem Tempo oder vom serienmäßigen Spurhalteassistenten klingen wie schon beim Torres recht melodisch. Auf Wunsch lassen sie sich natürlich auch ausschalten.
Topmodell kostet knapp über 42.000 Euro
In der Basisausstattung sind außerdem der Notbrems-, der Fernlicht- und der Spurhalteassistent plus eine Müdigkeitserkennung an Bord. In Ausstattungsstufe zwei, die ab 39.4590 Euro zu haben ist, gesellen sich noch Totwinkelassistent und Querverkehrswarner dazu, auch die Sechsstufen-Automatik ist dann immer installiert. Wer damit noch nicht zufrieden ist, kann sich mit der Lux-Ausstattung ab 42.250 Euro beispielsweise noch ein 360-Grad-Kamerasystem, den Querverkehrsassistenten mit Notbremsfunktion, einen Ausstiegswarner und einen adaptiven Abstandsregel-Tempomaten gönnen.
Antriebsseitig wirkt der schicke Südkoreaner ein bisschen aus der Zeit gefallen, weil er sich dem massiven Trend zur zumindest teilweisen Elektrifizierung komplett verweigert. Einziger zum Start verfügbarer Motor ist nämlich ein 1,5 Liter großer Turbobenziner, der 163 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 280 Nm liefert. Klingt nicht gerade üppig für ein Mittelklasse-Gefährt mit mindestens 1570 Kilo Leergewicht, doch speziell in Kombination mit der in Bliss und Lux serienmäßigen Automatik fühlt man sich nicht wirklich untermotorisiert. Wer flott vom Fleck kommen will, muss dem Actyon allerdings kräftig die Sporen geben – mit erkennbarem Einfluss auf den Verbrauch.
Verbrauch bei über acht Liter
Schon laut WLTP-Norm laufen 8,1 Liter Sprit je 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen, beim Automatik-Allradler (Aufpreis: 2.200 Euro) sind es noch 0,9 Liter mehr. In der Praxis sind einstellige Werte nur bei äußerster Zurückhaltung am Gaspedal zu schaffen. Bei der ersten Testrunde innerorts, auf Landstraßen und Autobahnen schluckte der Actyon 11,4 Liter je 100 Kilometer – nicht gerade wenig. Doch KGM hat für die Zukunft noch ein Ass im Ärmel: So wie der Torres im September 2025 wird der Actyon ab dem ersten Quartal 2026 auch als Vollhybrid angeboten.
Der Actyon gibt sich komfortabel, aber nicht zu soft. Er ist zwar eher der Idee des genussvollen Reisens als der des sportlichen Flitzens verpflichtet, packt aber auch scharfe Kurven problemlos. Und er pariert flotte Passagen auf sehr schlechten Straßen geradezu mit Bravour.
Lenkung, Bremsen und Fahrgeräusche liefern keinen Anlass zur Kritik. Die Fahrmodi für unterschiedliche Einsatzzwecke (Normal, Sport, Winter) nimmt man erfreut zur Kenntnis, allenfalls der Blick auf die reguläre maximale Anhängelast von gerade mal 1.500 Kilo ist nicht unbedingt überzeugend. Zum Vergleich: Der neue VW Tayron, den KGM als Mitbewerber des Actyon ausgemacht hat, kann immerhin 1800 bis 2300 Kilo an den Haken nehmen. Aber dafür ist er auch mindestens 10.000 Euro teurer. Und: Zumindest den KGM-Allradler kann man optional auf 1800 Kilo auflasten. (SP-X)