Geländwagen und Elektro. Passt das zusammen? Ja, findet Jeep und will bis 2030 nur noch Elektroautos im Angebot haben.
US-Marken wie Chrysler, Dodge und Jeep gehören zum großen Stellantis-Konzern. Eine Million Fahrzeuge mit dem Jeep-Logo wurden im letzten Jahr weltweit verkauft. Gut zwei Drittel davon im Heimatmarkt Nordamerika.
Deutschland meldete 2023 rund 15.300 Neuzulassungen. Mehr als ein Drittel davon vom Avenger, dem ersten vollelektrischen Modell der Marke. Zahlen, die Antonio Filosa gerne hört. Der oberste Jeep-Chef bekräftigt bei einem Europa-Besuch den Plan, bis zum Jahr 2030 nur noch E-Autos im Programm zu haben.
Drei E-Modelle vor Start
Derzeit sind drei neue E-Modelle in der Jeep-Pipeline. Den Anfang macht die Allradversion des Avengers, der laut Filosa der „kompakteste Allrad-Jeep aller Zeiten“ sein wird. Er kombiniert die Vorteile eines elektrischen SUV mit den Fähigkeiten eines echten Geländewagens. Im Laufe des nächsten Jahres folgt der große Jeep Wagoneer S, das wohl teuerste Jeep-Modell.
Elektrischer Allradantrieb mit 600 PS, dank großer Batterie eine Reichweite von mehr als 600 Kilometern. Mit diversen Fahrprogrammen für Gelände oder auch Schnee soll der Wagoneer die Jeep-Kompetenz auch abseits fester Straßen auch unter den Elektroautos unter Beweis stellen. Damit könnten selbst die Fans der jetzigen Verbrenner mit V8 Kompressor-Triebwerk und 710 PS im Grand Cherokee weggelockt werden.
Auch Wrangler wird elektrisch
Auch die Offroad-Ikone Wrangler, die im Jeep-Programm am deutlichsten an den militärischen Urvater der 40er-Jahre erinnert, bleibt vom Starkstrom unter der Haube nicht verschont. Der kastige neue Ableger Recon wurde für die Elektrifizierung komplett neu entwickelt, gönnt sich aber Anleihen am Wrangler. Beispiele sind das außen montierte Reserverad oder die Allradtechnik mit Differential-Sperren.
Auch beim Recon können Türen und Dach schnell ausgebaut werden, ebenfalls ein Merkmal des Urvaters. Anfang nächsten Jahres soll der Sonderling auch nach Europa kommen. Über Batteriegröße und Reichweite schweigt sich Jeep derzeit noch aus.
Marken-DNA nicht in Gefahr
Die Gefahr, dass das Image der Marke durch die Konzentration auf die gefragten SUV bei den Offroad-Jüngern der alten Schule leiden könnte und als zu „normal“ angesehen werden könnte, sieht Jeep-Vorstandschef Filosa nicht. „Es ist wohl kaum normal, einem Auto ohne Türen und Dach wie dem Recon zu begegnen oder durch einen 80 Zentimeter tiefen Fluss fahren zu können? Normalität ist nicht unsere Welt. Unser Umfeld, unsere Art, über die Zukunft zu denken, sieht anders aus“.
Antonio Filosa ist überzeugt, dass es immer viele Menschen geben, die sich mit der wilden Natur verbinden möchten, elektrisch oder nicht – mit viel Digitalisierung oder nicht.
Recon hält sich Antriebsoptionen offen
Er räumt aber ein, dass Jeep schnell reagieren kann, wenn die Politik die Vorgaben wieder ändert und eine Renaissance des Verbrenners möglich macht. So ist der Recon darauf vorbereitet, nicht nur mit E-Motor im Schaufenster zu stehen. Möglich sind auch Plug-in-Antrieb oder ähnliche Technologien.
Dabei hat Jeep die vielen Länder im Blick, in die die diversen Modelle exportiert werden. Es gäbe deutliche geographische Unterschiede, sagt Filosa. Der Norden setzt eher auf Strom, der Süden wie Brasilien oder Indien bevorzugt alternative Kraftstoffe zur Schadstoffreduzierung wie Ethanol. (SP-X)