Der Feier-Laune um die Lifestyle-Laster folgte ein Katzenjammer: Viele Hersteller haben ihre Pick-Ups wieder aus dem Programm gestrichen. Der Isuzu D-Max ist noch da.
Mit dem kleinen Fluss Isuzu südlich der japanischen Stadt Nagoya verhält es sich ähnlich wie mit der gleichnamigen Fahrzeugmarke: Beide sind hierzulande nur wenig bekannt. Wer weiß denn schon, dass Isuzu in den vergangenen 15 Jahren mehr als 21 Millionen Dieselmotoren gefertigt hat? Sie kommen in den unterschiedlichsten Modellen von General Motors, Renault oder Opel zum Einsatz. Für einheimische Kunden ist derzeit nur der Pick-Up „D-Max“ erhältlich, der mit frischem Design und vielen technischen Modifizierungen im Nutzfahrzeugmarkt reüssieren will.
Den Aufwärtstrend in Deutschland (2024 plus 24 Prozent) soll das Facelift stabilisieren helfen. Durch neu gestaltete Scheinwerfer (LED in Serie), eine dynamischere Frontpartie mit veränderter Motorhaube und markantem Kühlergrill sowie ein modernisiertes Rückleuchten-Design hebt sich die aktuelle D-Max-Version von vorangegangenen ab. Das teil-digitale Cockpit stellt seine Informationen über einen 7-Zoll-Monitor hinter dem Lenkrad und einen 9-Zoll-Bildschirm über der Mittelkonsole zur Verfügung.
Ein bisschen Trucker-Romantik
Zwei Kabinen- und vier Ausstattungsvarianten hält die in der Nähe von Frankfurt/Main beheimatete deutsche Isuzu-Vertretung aktuell bereit. Dabei hat sie längst nicht nur Handwerker und Gewerbetreibende, Transport-Unternehmen oder andere Dienstleister im Blick, sondern auch Privatkunden, die den finanziellen Aufwand, der mit dem Erwerb eines VW Amarok oder Ford Ranger verbunden ist, nicht leisten können oder wollen. Allen D-Max-Varianten gemein ist ein 1,9 Liter großes Dieselaggregat, das mit 6-Gang-Automatik und einem zuschaltbaren Allradantrieb kombiniert ist.
Ein wenig Trucker-Romantik schwingt immer mit, wenn man in die Kabine eines Pick-Ups klettert. Das ist beim D-Max nicht anders, wo serienmäßige Trittbretter dabei helfen. Überrascht werden aber viele sein, wenn sie die Wohnlichkeit der Doppelkabine entdecken. Insbesondere bei der gefahrenen V-Cross-Ausstattung fallen die Lederbezüge der gut konturierten Sitze auf, vorn sind sie beheizbar und der Fahrersitz ist elektrisch verstellbar. Leder findet sich auch an Lenkrad, Schaltknauf sowie Teilen der Verkleidung, doch wo Plastik zum Einsatz kommt, sollte auf Klavierlack-Optik besser verzichtet werden. Solche Hochglanz-Oberflächen sind einfach zu kratzempfindlich.
Viele neue Assistenz-Systeme
Schon beinahe Premium-Niveau hat das Arsenal der Sicherheits- und Assistenz-Systeme: Unter anderem sind Spurhalter und Spurverlassens-Warnung inklusive Lenkkorrektur, adaptiver Tempomat, Hindernis-Erkennung mit Notbremsfunktion, Verkehrszeichen-Erkennung und Querverkehrswarner, Reifendruck-Kontrolle, Licht- und Regensensor, Rückfahrkamera, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Kopf- und Knie-Airbags, Infotainment-System mit Android-Auto und Apple Car Play an Bord, dazu Isofix-Kindersitzbefestigungen sowie Einpark-Sensoren vorn und hinten. Letztere sind deshalb äußerst sinnvoll, weil das Rangieren mit einem 5,30-Meter-Laster mitunter eine Herausforderung bedeuten kann. Ein Onboard-Navi ist nicht vorgesehen, bei Isuzu geht man davon aus, dass jeder Nutzer ein Smartphone besitzt und es über Bluetooth oder USB verbindet.
Die Kabine bietet den Insassen vorn 1,48 Meter Breite, hinten sind es 1,46 m, Kopf und Beinfreiheit sind auf allen Plätzen reichlich vorhanden. Die Ladefläche ist bei den Versionen mit Doppelkabine 1,53 Meter tief, die Beladekante 81 Zentimeter hoch. Zwischen den Radkästen wurde eine Breite von 1,20 Metern gemessen. As Abdeckungen für die Pritsche sind ein Rollo oder ein Hardtop erhältlich. Wer eine Anhängerkupplung bestellt, darf bis zu 3,5 Tonnen auf den Haken nehmen. Die maximale Zuladung beträgt 1,1 Tonnen.
Genügsam schnurrender Diesel
Beim Druck auf den Starterknopf an frostigen Morgenden können schon mal fünf bis sieben Sekunden vergehen, bis sich der knorrige Klang des Vierzylinders meldet, aber dann ist er hellwach und im Eiltempo auf Betriebstemperatur. Dann hat er auch sein etwas vorlautes Wesen abgelegt und schnurrt mit Genügsamkeit seinen Aufgaben entgegen. In diesem Test wurde ein Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern protokolliert, das ist nahe am offiziellen WLTP-Wert (9,0 L). Es hätten wohl noch einige Zehntel weniger sein können, jedoch erwies sich die Start-Stopp-Automatik des Testwagens auch bei warmem Motor als wenig zuverlässig.
Ohne die besonderen Anforderungen von Wald, Wiese oder Feldmark wird der D-Max im 2WD-Modus bewegt, das heißt, über die Hinterräder angetrieben. In diesem Fall ist es ratsam, insbesondere bei regennasser Fahrbahn und ohne Ladung, das Drehmoment von 360 Nm behutsam einzusetzen. Andernfalls können Traktionsprobleme die Folge sein, denn die Antriebsachse trägt rund 360 Kg weniger von der Gesamtmasse des Fahrzeugs als der Vorderwagen. Im Allrad-Betrieb sind die Modi „4L“ für Getriebeuntersetzung und „4H“ verfügbar, zusätzlich gibt es eine elektrisch schaltbare Hinterachs-Differenzialsperre. So ausgerüstet meistert der D-Max zwar auch schwierigstes Terrain, die Manövrierfähigkeit ist jedoch durch Verspannungen im Antriebsstrang leicht eingeschränkt. Beim Wendekreis ist zwischen „2WD“ und „4H“ mit einer Differenz von etwa einem Meter zu rechnen.
Ob der Brennholz-Vorrat für den Winter transportiert werden muss oder der Jetski für den Urlaub am Meer – ein Pick-Up ist dann doch noch etwas vielseitiger einsetzbar, als ein normaler Kombi. Die Allradfähigkeiten machen überdies verschwiegene Orte für Ruhesuchende zugänglich. Während die Einstiegsversion (Single Cab) für unter 40.000 Euro zu haben ist, muss der Pkw-ähnliche Komfort der LSE-Doppelkabine mit 54.490 Euro vergütet werden.