Der Ineos Grenadier sieht so aus wie der alte Land Rover Defender. Doch unter der Karosserie ist er auf dem Stand der heutigen Techniken und Vorschriften.
Weil der britische Milliardär Jim Ratcliffe nicht an das Ende der Gelände-Dinosaurier glauben will, baut der Chef des Chemiegiganten Ineos jetzt einfach selbst einen Offroader nach altem Schrot und Korn: den Grenadier.
Der sieht nicht nur fast genauso so aus wie der originale Defender, der im Januar 2016 nach bald 70 Jahren ohne nennenswerte Änderungen eingestellt wurde und erst jetzt einen offiziellen, dramatisch modernisierten Nachfolger bekommen hat. Er ist auch genauso konstruiert. Die Aluminium-Karosserie ruht auf einem konventionellen Leiterrahmen aus Stahl und darunter stecken zwei starre Achsen. Denn Ratcliffe geht es nicht in erster Linie um Lifestyle und er denkt erst später an Helikopter-Mammis und Großstadt-Dandys, der Grenadier soll ein handfestes Werkzeug für Arbeiter und Abenteuer werden.
Betont rustikales Design
Zwar ist das Design des knapp fünf Meter langen Viertürers mit der vertikal geteilten Heckklappe und dem außen angeschlagenen Ersatzrad betont rustikal und die Technik soll extrem robust sein. Doch auch Ineos muss sich den Zulassungsregeln beugen, die Land Rover letztlich zu einer Neuauflage des Defender gezwungen haben. Der Grenadier soll deshalb alle Crashvorschriften erfüllen, bekommt moderne Sicherheits- und Assistenzsystem und vor allem zeitgemäße Motoren mit dem Potential für Euro VII.
Ratcliffe wird in das Projekt samt der Fabrik in Wales am Ende rund eine Milliarde Euro investieren. Doch allein kann der Milliardär den Grenadier trotzdem nicht stemmen. Die Entwicklung verantwortet deshalb Manga Steyr, die Automatik kommt von ZF und die Sechszylinder-Diesel und –Benziner hat er bei BMW bestellt – in einer „hohen fünfstelligen Zahl”. Die wird er auch brauchen, wenn er mittelfristig 25.000 Autos im Jahr bauen will. Das wären übrigens mehr, als Land Rover vom alten Defender produziert hat.
Viel Geduld gefragt
Auch wenn Ratcliffe bewusst einen ganz anderen Weg gegangen ist als Land Rover und den Defender eben nicht neu erfunden hat, sondern mit neuer Technik nach altem Konzept am Leben halten will, gibt es doch eine Gemeinsamkeit: Beide brauchen für ihre Projekte reichlich Zeit.
Denn so, wie Land Rover die Defender-Fans immer wieder vertrösten musste und am Ende volle vier Jahre auf die Folter gespannt hat, so ist auch der Grenadier eine Geduldsprobe: 2017 gestartet, hat Ineos erst jetzt das finale Design vorgestellt und die Markteinführung nicht vor Ende 2021 angekündigt. (SP-X)