Hyosung GT 650i Naked: Fahrspaß garantiert

Kerniger Zweizylinder

Hyosung GT 650i Naked: Fahrspaß garantiert
Hyosung senkt die Preise der GT 650i © Hyosung

Wer nach einem bezahlbaren Motorrad sucht, sollte sich die Hyosung GT 650i Naked einmal genauer anschauen. Das Korea-Bike bietet ein attraktives Preis-Leistungsverhältnis – und auf Fahrspaß muss man auch nicht verzichten.

Von Werner Wagner

Geld regiert die Welt - auch die der Motorradfahrer. Sie betreiben beileibe kein billiges Hobby, und wen nach einem neuen Zweirad gelüstet, der wird beim Blick auf die Preisliste schnell ernüchtert und schraubt die Ansprüche zurück. Oder er schaut Richtung Korea. Denn von dort kommt mit der Hyosung GT 650i Naked ein Motorrad, das derzeit vermutlich das attraktivste Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Markt bietet: Ganze 4 895 Euro verlangt der Händler für die unverkleidete 650er, die mit stattlichen 54 kW/74 PS Höchstleistung, Zweizylinder-V-Motor und 212 Kilogramm Gewicht nach den technischen Angaben her durchaus ein ansprechendes Fahrvergnügen verspricht.

Hyosung macht guten Eindruck

Der erste Eindruck vertreibt etwa vorhandene Vorurteile gegenüber dem günstigen Fernost-Angebot: Der Lenker ist breit und vermittelt das Gefühl, das Bike gut im Griff zu haben, die Ergonomie von Schaltern und Knöpfen stimmt, die Instrumente sind übersichtlich und gut ablesbar, die Knie liegen eng am Tank an, die Spiegel zeigen genug vom Geschehen hinter einem.

Auch der zweite Eindruck befriedigt: Der Zweizylinder mit 647 ccm Hubraum klingt nach dem Druck auf den Startknopf angenehm kernig, und der erste Gang lässt sich leicht einlegen. Auch der dritte Eindruck nach den ersten Kilometern entlarvt die GT 650i nicht als Billig-Bike. Zwar liegt der Schalthebel ein wenig eng am Motorblock, aber das trübt den Fahrgenuss nicht übermäßig. Der grundsätzlich positive Eindruck sollte bis zum Ende der Testfahrten anhalten.

Die Verarbeitung der Hyosung ist nicht zu beanstanden Hyosung

Dass der Motor Drehzahlen im höheren vierstelligen Bereich braucht und die sechs Gänge fleißig geschaltet werden müssen, soll es zügig vorangehen, ist bei dem Hubraum und der Motor-Charakteristik kein Wunder. Die Maximalleistung liegt bei 9 250 U/min und das maximale Drehmoment ist mit 67 Nm bei 7 250 U/min nicht gerade üppig. Das Fahrwerk zeigt zwar keine ausgeprägten Schwächen, und die GT hält die eingeschlagene Linie durch die Kurven, braucht aber dazu eine kundige Hand am Lenker. Allzu forscher Vorwärtsdrang ist nur bedingt ratsam, extreme Anforderungen beantwortet die Koreanerin mit Unruhe im Fahrwerk, was auch an den nicht allzu geschmeidigen Federelementen liegt. Immerhin: Die Bremsen packen ordentlich zu, ein exakterer Druckpunkt im Bremshebel wäre jedoch wünschenswert.

Ohne große Schwächen

Ansonsten schlägt sich die nackte Hyosung recht wacker, sie leistet sich keine weiteren Schwächen, auch nicht auf der Autobahn. Die vom Hersteller angegebene Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h erreichten wir nicht annähernd, schon bei gut 190 km/h war Schluss, aber mit diesem Tempo fährt man normalerweise sowieso nicht auf Dauer mit einem unverkleideten Motorrad. Aber auch ohne rasante Etappen hatte die GT 650i Naked einen ordentlichen Durst: 5,6 Liter genehmigte sie sich im Schnitt auf 100 Kilometer, der 17-Liter-Tank reicht also theoretisch für gut 300 Kilometer.


Die Hyosung bietet ein gutes Handling Hyosung

Alles in allem ist die Hyosung eine durchaus ernst zu nehmende Alternative, und das nicht nur wegen ihres konkurrenzlos niedrigen Preises. Die Verarbeitung ist ordentlich, die Fahrleistungen sind gut, die Optik stimmt, die Haltegriffe für den Soziusplatz gefallen sogar mit außerordentlichem Design, die LED-Rückleuchten entsprechen dem derzeit modernsten technischen Standard im Motorradbau, und obendrein haben die Hersteller dem vermeintlichen Billig-Bike sogar eine Warnblinkleuchte spendiert - auch das ist keinesfalls in dieser Preisklasse üblich. Wer mit der Hyosung vorfährt, demonstriert Preisbewusstsein und darf sich nicht wundern, wenn sein fahrbarer Untersatz für deutlich wertvoller geschätzt wird. Gutes muss nicht teuer sein. (mid)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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