Mit der Husqvarna 801 Svartpilen präsentiert die KTM Group eine attraktive 800er. Technische Basis des Bikes ist die KTM 790 Duke.
Die KTM Group baut ihr Modellangebot kontinuierlich aus, wobei die Rolle der Zweitmarke Husqvarna immer deutlicher wird. Nachdem die Norden 901 für viele Kunden eine willkommene, weil optisch zugänglichere Alternative zur kantig-schrillen KTM 890 Adventure darstellt, lancieren die Österreicher jetzt die Husqvarna 801 Svartpilen.
Ihr ruhiges, aber ganz und gar nicht langweiliges Kleid im dezenten, natürlich schwarzen Scrambler-Stil steht der Achthunderter vorzüglich. Technische Basis ist die KTM 790 Duke, die mittlerweile nicht mehr in Mattighofen, sondern bei CF Moto in China vom Band läuft und mit recht günstigen 9.200 Euro in der Preisliste steht.
Preis der Svartpillen bei 10.900 Euro
Die wesentlich edler wirkende, sehr eigenständig daherkommende Husqvarna mit demselben Antrieb kostet 1.700 Euro mehr, nämlich 10.900 Euro. Trotz ihrer schlanken Silhouette bietet die schwarze Beauty, montiert in Mattighofen, fraglos mehr Motorrad fürs zusätzliche Geld. Ihr Mehrgewicht von sieben Kilogramm erscheint uns vernachlässigbar.
Der Motor der Svartpilen, ein leichtgewichtiger Zweizylinder mit 799 Kubikzentimetern Hubraum dreht willig und schnell hoch, liefert auch bei mittleren Drehzahlen viel Kraft (max. 87 Nm) und legt selbst bei unter 3.000 Touren zumindest akzeptable Manieren an den Tag. Die Zeiten permanent hackender Antriebsketten bei 2.500 Kurbelwellenumdrehungen sind auch bei KTM Vergangenheit.
Exzellente Gasannahme
Der kurzhubige Vierventiler, der aus China angeliefert wird, hängt in der Svartpilen ausgezeichnet am Gas, die drei Fahrmodi Rain, Street und Sport decken im Grunde alle Bedürfnisse ab. Zusätzlich gegen Mehrpreis freischaltbar ist der Dynamic-Modus; ihn muss man ob seiner extrem scharfen Abstimmung mögen. Und die Möglichkeit, in der Höhe vordefinierte Wheelies auf die Straße zu legen, muss man zu nutzen verstehen. Von Vorteil ist sicherlich die Möglichkeit, einen selbstdefinierten Fahrmodus zu hinterlegen und die Traktionskontrolle damit zu individualisieren.
Das Fahrverhalten der Achthunderter überzeugt. Die vollgetankt 191 Kilogramm wiegende Husqvarna ist leicht dirigierbar, umrundet Kurven aller Radien ebenso messerscharf wie stabil und legt ein zugängliches Wesen an den Tag. Mit ihren recht grobstollig wirkenden Pirelli-Reifen des Typs MT60 RS lässt sie sich gut, aber nicht perfekt fahren, denn der hohe Negativanteil des Profils verhindert in der Hand sehr sportlich agierender Piloten das letzte Quäntchen Grip. Für den Fahrspaß gibt’s deshalb eine „1 minus“. Die Dreischeiben-Bremsanlage ist ordentlich dimensioniert und kombiniert ein gutes Ansprechverhalten mit guten Verzögerungsleistungen. Sie spricht nicht überscharf an, sondern ist rundum sozialverträglich.
Attraktiv gezeichnete Maschine
Eine Freude ist es auch, die Svartpilen von hinten bis vorne anzusehen: Ihre Linien sind nämlich ausgesprochen attraktiv. Das kurze Heck harmoniert prächtig mit dem matt-polierten Endtopf der Auspuffanlage, die Kombination des aus feinstem Druckguss gefertigten Heckrahmens mit den Sitzpolstern und dem Tank überzeugt ebenfalls.
Doch auch der großen LED-Scheinwerfer mit umlaufendem Tagfahrlicht ist alles andere als langweilig. In unseren Augen ist die Husqvarna 801 Svartpilen ein ausgesprochen attraktiv gezeichnetes und gut verarbeitetes Mittelklasse-Motorrad. Die Alu-Kontraste zu den vielen schwarzen Komponenten sind gefühlvoll arrangiert. Die Sitzposition ist gediegen, Hände wie Fahrerfüße sind sehr gut positioniert, um entspannt und doch sportiv zu fahren. Auch die Ausformung wie die Nachgiebigkeit des Sitzpolsters überzeugen.
Drei Fahrmodi im Angebot
Voll auf der Höhe der Zeit ist auch ihre Elektronik-Ausrüstung. Zu den genannten drei Fahrmodi addiert sich eine komplette Fahrsicherheitskontrolle (ABS und Traktionskontrolle sind schräglagentauglich), deren aktuelle Regelparameter vom gewählten Fahrmodus abhängig sind.
Gesteuert wird alles über die Schaltereinheit links am Lenker; die Menüstruktur des Bordcomputers ist vollkommen logisch aufgebaut und erfordert deshalb von Beginn an kein großes Nachdenken. Das fünf Zoll große TFT-Display ist klar gezeichnet, ermöglicht die Priorisierung gewünschter Anzeigen und überzeugt durch sehr gute Ablesbarkeit auch bei direkter Sonneneinstrahlung. Dass volle Konnektivität samt Pfeilnavigation geliefert wird, sofern das Smartphone gekoppelt wurde, ist in der Mittelklasse noch nicht selbstverständlich.
Anständige Verbrauchswerte
Unterm Stricht stellt die Husqvarna 801 Svartpilen ein attraktives Angebot dar: Sie ist optisch wie fahrtechnisch leicht zugänglich, liefert sehr gute Fahrleistungen und überzeugt mit prima Fahreigenschaften. Mit dem Treibstoff geht sie hinreichend sparsam um und liefert mit etwa 250 Kilometern auch eine anständige Reichweite.
Die recht wenigen Teile, die sie mit der KTM 790 Duke gemeinsam hat, erscheinen niemals als Nachteil, die vielen Husqvarna-Individuallösungen lassen sie vorteilhafterweise als komplett eigenständig erscheinen. Insofern geht auch der Preis der Husqvarna in Ordnung. (SP-X)