Honda CMX 500 Rebel: Bonsai-Bobber

46 PS starkes Einsteigerbike

Honda CMX 500 Rebel: Bonsai-Bobber
Die Honda CMX 500 Rebel. © Honda

Honda bringt mit der CMX 500 Rebel ein Bike auf den Markt, das auch von Autofahrern ohne offenen A-Führerschein gefahren werden kann. Mit einem Preis von unter 6000 Euro ist die Einstiegshürde niedrig gehalten.

Vorbei sind die Zeiten, als Honda Motorräder mit Zweizylinder V-Motor, langem Radstand, tief positioniertem Sitz und schräg gestellter Gabel gebaut hat. VX 1300 hieß eines, VX 1800 ein anderes, noch mächtigeres. Fürs Modelljahr 2017 wagt der weltgrößte Zweiradhersteller den Versuch, eine Art Bonsai-Bobber auf die notabene dicken Räder zu stellen. Matte Lackierungen und der Verzicht auf alles, was vom „puren“ Motorradfahren ablenken könnte, gehören zum Konzept. Angetrieben wird die Honda-Neuheit vom Zweizylinder-Reihenmotor aus der CB 500; die A2-gerechte Leistung von 34 kW/46 PS passt genau in die Einsteigerklasse.

Selbst nach dem zweiten Umkreisen der mattgrau lackierten Testmaschine müssen passionierte Chrom-Sucher passen: Außer den Gabeltauchrohren lässt sich nicht ein einziges hochglanzpoliertes Metallteil an der Rebel finden. An ihr dominiert vielmehr Schwarz, vorzugsweise in matter Ausführung.

Attraktiver Preis

Es findet sich an den Aluminiumrädern, am Motorblock, am Auspuff, am Rahmen und am Scheinwerfer. Ein solch glanzloses Outfit ist in bei jungen Leuten, und ebensolche hat Honda als Käufer-Zielgruppe ausgemacht. Dazu passt die Motorisierung, nimmt sie doch Rücksicht auf jene, die (noch) keinen offenen A-Führerschein haben. Auch die Preisgestaltung nimmt Rücksicht: 5990 Euro weist die Honda-Preisliste für die Rebel aus, die Nebenkosten sind da bereits enthalten.

Nicht die Leistungswerte von Motor oder Fahrwerk sind bei der Rebel deshalb von vorrangigem Interesse, sondern das Gefühl, das sie beim Fahren vermittelt. Tief, nur 69 Zentimeter, sitzt der Fahrer, wobei „sitzt“ es nicht so ganz trifft; eher passend erscheint das Wort „hockt“. Denn die Fußrasten sind ziemlich mittig angeordnet, der relativ hoch montierte Lenker zwingt die Fahrerarme nahezu in Streckposition. Nein, die Sitzhaltung ist nicht unbequem, sie ist eher gewöhnungsbedürftig.

So ließe sich auch charakterisieren, was der Fahrer dort erblickt, wo bei anderen Motorrädern das Cockpit ist. Bei der Rebel reduziert sich das Gebotene auf ein düsteres Rundinstrument vom Durchmesser eines nicht zu großen Kaffeebechers. Dominiert wird die Anzeige vom Digitaltacho, dazu gibt es auch noch eine Benzinstandsanzeige, eine Zeituhr und den Wegstreckenzähler sowie ein paar Kontrollleuchten. Viel ist das nicht, doch es reicht. Denn einziger Sinn und Zweck ist es, Frischluft an die Nase des Fahrers zu schaufeln.

Einfache Fahrwerks-Architektur

Diesem Zweck genügt auch die einfache Fahrwerks-Architektur. Ein stählerner Doppelschleifenrahmen, eine Stahlrohr-Zweiarmschwinge, dazu zwei (natürlich geschwärzte) Stoßdämpfer und eine ziemlich schräg angeordnete konventionelle Telegabel – das muss reichen. Es reicht tatsächlich, denn Gabel wie Stoßdämpfer sind für die überschaubare Fahrdynamik einwandfrei abgestimmt; sollte das Sitzbrötchen auf dem hinteren Kotflügel montiert sein, lässt sich die Federung manuell vorspannen.

Nicht verwunderlich ist es, dass die der Rebel spendierte Schräglagenfreiheit fürs Herumtollen auf kurvenreichen Landstraßen nicht ausreichend bemessen ist; man muss sich deshalb aber auch nicht mit beschaulichem Herumbobbern begnügen. Dem gesamten Fahrzeugkonzept angemessen ist auch die Zweischeiben-Bremsanlage: x-fache Gewaltbremsungen vor Haarnadelkurven wird kein halbwegs vernünftiger Mensch von ihr weder erwarten noch verlangen. Das ABS regelt zeitgemäß unspektakulär.

Nicht ganz unspektakulär ist das Kurvenverhalten der Rebel in langsam gefahrenen Kurven mit relativ hoher Schräglage, wie man sie beispielsweise in Kreisverkehren häufig erreicht. Da neigt das sehr dicke Vorderrad zu einer gewissen Kippeligkeit, was vom Fahrer permanentes Nachjustieren am Lenker erfordert. Ansonsten tut die Rebel alles genau so, wie es ihr Fahrer von ihr erwartet.

Mehr Drehmoment realisiert

Die Rebel von Honda Honda

Das gilt auch fürs 471-Kubikzentimeter-Triebwerk. Die Entwickler haben es für den Rebel-Einsatz extra in die Leistungskur geschickt und in deren Zug auch ein wenig mehr Drehmoment realisieren können; mehr Spitzenleistung wäre unsinnig gewesen. Wie hoch oder niedrig der Motor dreht, bleibt dem Fahrer mangels Drehzahlmesser vorenthalten, aber das ist im Grunde egal. Wer zackig überholen will, muss den Motor ausquetschen und fleißig schalten, wer’s entspannt angehen lassen will, fährt ab Tempo 60 schon im sechsten Gang, und zwar vollkommen ruckfrei. Vier Liter oder sogar weniger genügen dann für 100 Kilometer Strecke, so dass selbst der kleine Elfliter-Tank für etwa 250 Kilometer ausreicht.

Angesichts der überschaubaren Investitionssumme von knapp 6.000 Euro darf der Käufer verständlicherweise nicht mit Hightech-Erwartungen an die 190 Kilogramm wiegende Rebel herangehen. Diesbezüglich ist nichts geboten, noch nicht einmal ein LED-Rücklicht. Aber selbst wenn die Rebel eines hätte – wem wollte man es nach getaner Überholarbeit auch stolz zeigen? Nein, die technische Zurückhaltung und die optische Präsentation passen gut zusammen. Denn mehr als ein böses Bübchen will die Honda Rebel ja gar nicht sein. Sie ist im Grunde eine sanfte Natur. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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