Zum neuen Modelljahr hat Honda seinem Tourer NT1100 ein umfassendes Facelift gegönnt. Neben einer geschärften Optik wurde auch viel an der Technik getan.
Für die Saison 2025 hat Honda seinem Tourer NT1100 ein sehr gründliches und effektives Update angedeihen lassen. Eine geschärfte Optik gehört bei dem mindestens 15.000 Euro teuren Bike ebenso dazu wie verbesserte Fahrassistenzsysteme, deutlich erhöhter Fahrkomfort und die neue Variante NT1100 DCT Electronic Suspension mit elektronisch gesteuerten Federelementen sowie Doppelkupplungsgetriebe.
Der bewährte Zweizylinder-Reihenmotor, erstmals in der Africa Twin präsentiert, hat ein paar nicht unwesentliche Detailmodifikationen erhalten. Neben der Homologation nach Euro5+ erhielt er ein Drehmomentplus von stolzen 7 Prozent von 105 auf 112 Nm. Die Spitzenleistung von 102 PS bei 7.500 U/min blieb unverändert. Neuerdings werden die Daten einer Gyro-Sensorik verarbeitet, die über ein Sechsachsen-Modul sämtliche Daten des aktuellen Fahrzugstands ermittelt. Die drei Fahrmodi Urban, Rain und Tour können auf diese Weise präziser arbeiten. Dazu gibt es zwei individuell konfigurierbare Fahrprogramme. Die Traktionskontrolle wie auch das ABS arbeiten nunmehr selbstverständlich schräglagengesteuert.
Präzisere Schaltvorgänge dank DCT
In die neue Sechsachsen-Sensorik ist auch das Doppelkupplungsgetriebe DCT eingebunden; damit ist eine Kurvenerkennung möglich, wodurch die automatischen Schaltvorgänge nun präziser gesetzt werden. Das wirkt sich in der Praxis positiv aus, weil Schaltvorgänge bei deutlicher Schräglage vermieden werden. Außerdem ist der S-Modus des DCT nun „schärfer“ abgestimmt; es werden höhere Drehzahlen zugelassen und es wird auch früher zurückgeschaltet. Zugleich ist das Anfahren sanfter geworden, was sich durch ein feinfühligeres Ansprechverhalten positiv auf Wendemanöver auswirkt. Wir erwarten, dass damit der Anteil der DCT-Käufer – er lag bei der NT1100 bisher bei 66 Prozent – noch weiter steigt.
Die von uns gefahrene neue Variante mit serienmäßigem elektronisch gesteuertem Fahrwerk sowie dem DCT der neuesten Generation überzeugt auf welligen Straßen genauso wie bei engagierter Kurvenfahrt. Die NT1100 stellt zwar einen geschmeidigen Gleiter für lange Distanzen dar, ist aber dynamischer Fortbewegung keineswegs abgeneigt; wer will, kann sie auch mit Sozia durchaus sportlich fahren. Die Dame des Herzens genießt bei der Ausstattung mit Topcase zusätzlichen Halt und weiter gesteigerten Komfort.
Dieser ist auch durch die Neukonfiguration des Windschilds erhöht worden: Es ist nun mit einer Hand fünffach verstellbar, der Windschutz ist gut, Turbulenzen können je nach Helm und Fahrergröße aber vorkommen. Mehr Komfort gibt es als Folge eines geänderten Fahrer- und Soziussitzes, auch verbessert ein verlängerter Frontkotflügel den Spitzschutz bei regennasser Fahrbahn.
Auch beim Licht gibt es Modifikationen
Neu gestaltet wurde die LED-Scheinwerferanlage mit neuem Tagfahrlicht. Heizgriffe, ein Hauptständer und zwei Steckdosen sind außerdem Serie. Auch zwei Zubehörpakete hat Honda neu entwickelt: Im 1.550 Euro kostenden Voyage-Paket sind neben Nebelscheinwerfern und Topcase samt Innentasche unter anderem auch ein komfortabler Soziussitz sowie ein One-Key-Schließsystem für Fahrzeug und alle Gepäckbehälter enthalten. Alternativ kann die NT1100 auch mit einem Urban-Paket aufgerüstet werden; es verzichtet bei einem Aufpreis von 850 Euro auf solche Features, die speziell beim Reisen als vorteilhaft gelten. Im Mittelpunkt stehen hier das Topcase und eine Alarmanlage.
Das von Öhlins stammende EERA-Federungs- und Dämpfungssystem mit elektronischen Dämpfern macht seine Sache gut. Eine Besonderheit ist, dass die Federvorspannung am Hinterrad während der Fahrt angepasst werden kann. Mit diesem Detail macht die Honda NT1100 im Kreis der wenigen feinen Tourer eine gute Figur.
Überzeugendes Fahrverhalten
Auch wenn sie nicht dermaßen kräftig motorisiert ist wie die im Zweizylindersegment überlegene BMW R 1250 RT, so setzt sie sich doch als Reisemotorrad ausgezeichnet in Szene. Das gilt für das Fahrverhalten insgesamt, wie auch die Souveränität, mit der sie sich sowohl auf langen Strecken wie auch beim Bewältigen kurvigen Geläufs in hügeligem Gelände darstellt. Dass sie sich in punkto Elektronik-Ausstattung (Connectivity und TFT-Display) keine Blöße gibt, sei nur am Rande erwähnt.
Wir empfinden die Honda fahrfertig 249 Kilogramm (plus 12 Kilo für die Seitenkoffer) wiegende NT1100 als im Wortsinne preiswert. Sowohl die Standardversion mit normaler Fahrwerksausstattung und Sechsgang-Schaltbox für 14.990 Euro wie auch von uns gefahrene Topversion mit dem semiaktiven Fahrwerk und Doppelkupplungsgetriebe für 17.490 Euro erscheint als seriöses Angebot. Auch für die NT-1100 gilt die Erfahrung, dass eine Honda nicht nur zuverlässig, sondern ausgesprochen ausgewogen ihren Zweck erfüllt. In diesem Fall zwei Personen vergnüglich, sicher und komfortabel nicht nur von A nach B, sondern von A nach Z zu bringen. (SP-X)