Mit dem Honda Jazz hat der Hybridantrieb ins Kleinwagensegment Einzug gehalten. Doch die Effizienz gestaltet sich nicht in dem Maße, mit dem der teure Preis gerechtfertigt wäre.
Von Jens Meiners
Die meisten Kleinwagen zeichnen sich ohnehin dank kleiner Motoren und niedriger Gewichte durch Effizienz und niedrige Verbrauchswerte aus. Die teure Elektrifizierung findet normalerweise in höheren Preissegmenten statt - dort ist auch der Effizienzgewinn höher. Die traditionell technikverliebte Marke Honda bietet im Kleinwagen Jazz dennoch eine aufwendige Hybrid-Lösung an.
Honda Jazz ohne rein elektrisches Anfahren
Wichtigstes Element dabei ist die Kombination eines 65 kW/88 PS starken 1,3-Liter-Benzinmotors mit einem 10 kW/14 PS starken Elektromotor. Die Elektronik überwacht die Fahrzustände dabei pausenlos und sorgt automatisch für die jeweils günstigste Auswahl aus reinem Betrieb mit Verbrenner, kombinierten Betrieb mit Elektromotor oder abgeschaltetem Verbrennungsmotor. Rein elektrisches Anfahren ist nicht vorgesehen - dazu ist der kleine E-Motor einfach zu schwach.
Im Fahrbetrieb zeichnet sich der Jazz Hybrid durch einige interessante Eigenschaften aus. So ist der integrierte Starter-Generator in der Lage, den Motor lautlos und in Sekundenbruchteilen anzuwerfen - ein bemerkenswerter Kontrast zu den verbreiteten anlasserbasierten Start-Stopp-Systemen, welche die Fahrzeuginsassen den Vibrationen und dem unangenehmen Geräusch des klassischen Anlassers aussetzen. Weniger sanft als das Anlassen geschieht beim Jazz das Aufschalten des E-Motors - der Vorgang ist zuweilen deutlich spürbar.
Honda Jazz Hybrid schwimmt am liebsten mit
Mittels der serienmäßigen Eco-Taste lässt sich das Ansprechverhalten des Japaners nochmals deutlich in Richtung Effizienz anpassen. In diesem Modus zeichnet sich der Jazz Hybrid allerdings durch ein derart ausgeprägtes Phlegma aus, dass auch Fahrer ohne sportliche Ambitionen den Japaner lieber im Normal-Modus belassen werden. Dann allerdings ist der versprochene Durchschnittsverbrauch von 4,5 l/100 km nur noch schwierig zu erreichen.
Am angenehmsten gestaltet sich mit dem Jazz Hybrid das unauffällige Mitschwimmen; dann hält das stufenlose Getriebe den Motor in einem konstant niedrigen Drehzahlbereich. Wer hingegen jede Lücke im Verkehr ausnutzen will und das Gaspedal zu diesem Zweck voll durchtritt, erntet zwar wenig zusätzlichen Vortrieb, dafür jedoch lärmenden Protest des jäh hochdrehenden Benzinmotors. Aus dem gleichen Grund lässt man es auf der Autobahn am besten mit 150 bis 160 km/h bewenden - wer noch schneller unterwegs ist, wird für seine ungebührliche Hast mit scharf ansteigenden Verbrauchs- und Dezibel-Werten abgestraft.
Honda Jazz mit innovativem Sitzkonzept
Abgesehen von seinem ungewöhnlichen Antrieb teilt der Jazz Hybrid mit seinem Ausgangsmodell viele positive Eigenschaften - darunter die exzellente Raumausnutzung mit viel Platz vorn und hinten sowie das pfiffige Sitzkonzept, bei dem die hintere Sitzfläche mit einem Handgriff gegen die Lehne hochgeklappt werden kann. Das Fahrverhalten ist Honda-typisch agil und gutmütig, wenngleich sich die rund 100 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem normalen Jazz beim Einlenken bemerkbar machen.
Stilistisch unterscheidet sich der Jazz Hybrid durch eine verglaste Kühlermaske und Klarglas-Rückleuchten von seinen konventionell angetriebenen Geschwistern. Unser Testwagen war mit einem großen Panorama-Dach ausgerüstet, das die Fahrt durch Berg- oder Hochhaus-Schluchten zu einem besonderen Erlebnis macht.
Teure Technik im Honda Jazz Hybrid
Die aufwendige Technik des Jazz Hybrid hat natürlich ihren Preis. Selbst in seiner günstigsten Variante kostet das Modell 18.900 Euro. Unser Testwagen kam auf stolze 22.000 Euro, und mit Vollausstattung wechseln sogar fast 25.000 Euro den Besitzer. Das ist ziemlich genau das Doppelte des immerhin 66 kW/90 PS starken Jazz-Einstiegsmodells, das allerdings weniger üppig ausgestattet ist. Doch die gewünschten Extras lassen sich auch einzeln oder in Form von Paketen hinzuwählen.
In Anbetracht praktisch identischer Fahrleistungen und nicht wesentlich besserer Verbrauchswerte muss man schon ein besonderes Faible für die Hybridtechnik hegen, um den Kauf ausgerechnet dieser Jazz-Variante zu rechtfertigen. (SP-X)