Der Honda Jazz Hybrid feierte auf der Tokio Motorshow seine Weltpremiere. Doch die Japaner haben mehr im Angebot als den elektrifizierten Kleinwagen.
Wenn Honda Mitte 2020 die vierte Generation seines variablen Kleinwagens auf den Markt bringt, beginnt damit gleichzeitig eine strategische Offensive in den Honda-Schauräumen: Der Jazz Hybrid markiert gemeinsam mit dem rein elektrischen Honda e, der ebenfalls für den Sommer avisiert ist, die Abkehr vom Verbrennungsmotor und die Wende hin zur flächendeckenden Elektrifizierung.
Honda nämlich hat zwar einen großen Ruf, aber eine kleine Modellpalette und einen dazu passenden Marktanteil. In Deutschland etwa sind nur fünf Baureihen im Angebot, mit schmalen 0,4 Prozent Marktanteil rangieren die Japaner noch hinter Jeep und nur knapp vor Tesla. EU-weit schwankt Hondas Zulassungsanteil in den letzten zwei Jahren zwischen 0,6 und 1,3 Prozent.
Honda e: Technology
Das soll sich schon deshalb verbessern, weil nicht nur die bestehenden Honda-Modelle mit Elektro- oder Hybridantrieb ausgerüstet werden, sondern weil zur Umsetzung des überarbeiteten Elektrifizierungsplans auch die Premiere von sechs ganz neuen Autos gehört. Der Jazz Hybrid macht zusammen mit dem Honda e den Anfang. Beide firmieren als erste unter dem neuen Oberbegriff „Honda e:Technology“. 2021 kommen ein SUV und ein weiteres Elektroauto hinzu.
Der elektrifizierte Kleinwagen und seine milde SUV-Variante Crosstar übernehmen die Technik vom 2019 in Europa eingeführten SUV-Modell CR-V Hybrid, wenn auch mit geringerer Leistung. Im Unterschied zu klassischen Voll-Hybriden treibt der eingebaute Benzinmotor im CR-V nur in Ausnahmefällen die Räder an. Grundsätzlich speist er einen Generator, der den erzeugten Strom nicht in einer Batterie speichert, sondern ihn direkt an den Elektromotor und damit an den Antriebsstrang weiterreicht.
Hondas Hybride sind also im Gegensatz etwa zu Toyotas Modellen keine Benzinautos, die Unterstützung vom Elektromotor erhalten, sondern man kann sie als Elektrofahrzeuge betrachten, die ihre Energie an Bord erzeugen, wenn auch mithilfe eines Benzinmotors. Das Wirkungsprinzip entspricht dem der deutlich aufwendigeren Brennstoffzellenautos, nur dass man für die Honda-Hybride nicht den schwer verfügbaren Wasserstoff benötigt, sondern einfach Benzin tankt.
i-MMD-Technik
i-MMD (intelligent Multi-Mode Drive) heißt diese Honda-Technik, die durchaus auch den kombinierten Zugriff von Benzin- und Elektromotor auf die Räder zulässt. Honda will i-MMD in den nächsten Jahren stärker ausbauen als den Plug-in-Hybrid mit seinen an der Steckdose nachladbaren Akkus. Diese Technik hält Honda zwar auch bereit, bietet sie aber in Europa vorerst nicht an, auch weil das Management unzufrieden ist mit dem Ausbau der Lade-Infrastruktur. Mit dem Vollhybrid könne man besser auf die Kundennachfrage und die CO2-Regulierungen reagieren, was besonders für den europäischen Markt wichtig sei, heißt es seitens der Japaner.
Das ist eine große Chance für einen kleinen Anbieter – bei Marken wie Honda kann sich ein spürbares Wachstum bei den elektrifizierten Modellen viel stärker auf den gesamten Marktanteil auswirken als etwa bei VW oder Mercedes. Da die großen Autohersteller Europas aber auch gewaltige Schritte in die Elektrozukunft unternehmen, flankiert Honda seine Produktideen mit Kooperationen, die vor allem den Käufern von reinen Elektroautos das Nachladen von Strom attraktiver machen sollen. Mit dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall will man intelligente und flexible Stromtarife anbieten, die die Stromkosten zu jeder Zeit an die aktuelle Stromnachfrage im Netz anpassen können. (SP-X)