Schön verlockend

Flotter Flitzer auf der IAA

Schön verlockend
Mercedes SLS AMG © Foto: Daimler

Die Internationale Automobil-Ausstellung stand gemessen am öffentlichen Interesse ganz im Zeichen der Elektroautos. Doch selbst wenig geizende Luxuswagen standen auch in diesem Jahr wieder im Fokus des Publikums.

Ob sie nun in die Zeit passen, oder nicht. Flotte Flitzer sind das Salz in der Suppe jeder Automesse. Sie taugen stets als Publikumsmagnet, auch wenn sie dessen Zahlungskraft zumeist hoffnungslos überfordern. Aber man wird ja noch träumen dürfen von einem griffigen Steuer, betörendem Motorsound, rasanten Kurvenfahrten und dem Gefühl für Momente der Schwerkraft zu entfliehen.

Fahrspaß mag politisch nicht immer ganz korrekt sein, aber er bleibt auf ewig verlockend, ob wir nun an der Zapfsäule oder der Steckdose tanken. Diese Kandidaten mussten sich über mangelndes Publikumsinteresse auf der IAA nicht beschweren.

Maserati Gran Turismo Cabrio

Maserati Gran Turismo Cabrio Foto: Maserati

Das Maserati Gran Cabrio ist die offene Version des Gran Turismo. Sein extrem langer Radstand von 2,90 Meter ist ein komfortables Unterpfand für einnehmende Platzverhältnisse in dem 2plus2-Sitzer. Auf den Logenplätzen ist man bestens untergebracht, um dem Sound des veritablen Achtzylinders zu lauschen, wenn er 440 PS auf die Kurbelwelle stemmt, um in knapp fünf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 durchzustarten. Lauschend und die Bässe im Unterleib spüren, geht die Fahrt bis auf 280 km/h. Aus seinem 4,7 Liter großen Hubraum zaubert der V8 ein Drehmoment von 490 Newtonmetern, die für Posterandruck sorgen. Überspannt wird der Passagierraum von einem eleganten Stoffverdeck. So wird er im Frühjahr 2010 zu den Händlern kommen. Auf die 112.280 Euro, die ein Gran Turismo kostet, wird der Interessent wohl noch etwas drauflegen müssen.

Audi R8 Spyder

Audi R8 Spyder Foto: Audi

Noch zwei Zylinder mehr gönnt sich der Audi R8 V10 Spyder, der es damit auf einen Hubraum von 5,2 Liter bringt. Die zehn Zylinder entwickeln eine Gesamtleistung von 525 PS und ein maximales Drehmoment von unbarmherzigen 530 Newtonmetern. In 4,1 Sekunden prescht der Audi von null auf hundert, als gäbe es kein Morgen danach. Aber ob man es bei einer möglichen Geschwindigkeit von 313 km/h noch wagt, offen zu fahren, steht auf einem ganz anderen Blatt. Auch hier wölbt sich ein Stoffverdeck über die Passagiere, die übrigens nur zu zweit an Bord gehen können. Das Verdeck soll sich in 20 Sekunden noch bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h öffnen lassen. Die Heckscheibe lässt sich separat steuern und als Windabweiser einstellen. Bei Interesse sollte man ab Frühjahr 2010 156.400 Euro parat haben.

Lamborghini Gallardo LP 550-2 Balboni

Lamborghini Gallardo Balboni Foto: Lamborghini

Wer hier einsteigt, kommt wohl gar nicht erst auf den Gedanken, das Offene hätte seinen eigenen Reiz. Der blickt nur nach vorn. Der Lamborghini Gallardo LP 550-2 Balboni ist ein 550 PS starker Rennwagen, der die Strecke aus dem Stand bis zur 100-Km/h-Marke in 3,9 Sekunden vernascht. Der ungewöhnliche Name stammt übrigens vom inzwischen pensionierten Entwicklungsingenieur Valentino Balboni, der seit Mitte der Siebziger am Steuer jedes neuen Lamborghinis saß und darauf achte, dass alles Rennfahrerambiente auch noch von Laien beherrschbar blieb. Das ist bei einer denkbaren Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h auch bitter nötig, soll das Geschoss nicht seinen Piloten rasieren. Manchen mag es beruhigen, dass der Lamborghini nur in einer Auflage von 550 Exemplaren aufgelegt wird und mindestens 192.780 Euro kostet.

Mercedes SLS AMG

Mercedes SLS AMG Foto: Mercedes

Am Ende bleibt es zwar Geschmackssache, aber das emotionalste Auto diese IAA kam doch aus Stuttgart. Mit dem Flügeltürer SLS AMG legte Mercedes seine Marken-DNA wieder frei. Eben nicht nur Sport, Eleganz, Fahrdynamik: der SLS markiert aus allen Blickwinkeln den Traum vom Auto. 571 PS explodieren aus zehn Zylindern mit zusammen 6,3 Liter Hubraum. Nur noch 3,8 Sekunden ist man bis auf Tempo 100 unterwegs und könnte es bis auf 317 km/h in der Spitze schaffen. Dass die Schwaben bei aller ungebremsten Wucht etwas der Selbstzweifel plagt, erkennt man daran, dass sie mittels Leichtbaukarosse versuchten, den Durst des SLS abzumildern. Wo bei den anderen 14 Liter und mehr die Regel sind, stellt der SLS 13,2 Liter auf 100 Kilometer heraus und kündigt sein baldiges Erscheinen mit Elektromotor an. Preis vorerst: etwa 177.310 Euro.

Peugeot RCZ

Peugeot RCZ Foto: Peugeot

Bei so viel Unerreichbarem zurück in die Nähe der Realität. Mit 26.450 Euro, die der Peugeot RCZ ab Frühjahr 2010 kosten soll, wirkt er fast bescheiden erst recht, wenn man die 156 PS vergleicht. Sie werden aus einem Vierzylinder 1.6 Benzin-Direkteinspritzer hervorgezaubert. Es wird das viersitzige Coupé noch höher aufgetakelt und teurer geben, etwa mit einem 163 PS starken Selbstzünder für 28950 Euro. Aber wer sagt, dass man nicht auch mit 8,3 Sekunden im Sprint schon sehr viel Fahrspaß haben kann. Das ist noch nicht Sportwagenniveau aber keineswegs lahm. Und 215 km/h erreicht man auch nur auf kurzen Streckenabschnitten. Und schließlich ist man mit einem Verbrauch von 6,9 Litern beinahe politisch korrekt und immer noch ganz flott unterwegs.

Aston Martin Rapide

Aston Martin Rapide Foto: Aston Martin

Porsche muss jetzt aufpassen. Mit dem Rapide hat Aston Martin einen hochkarätigen Konkurrenten des Panamera auf der IAA vorgestellt. Anfang 2010 rollen die ersten Fahrzeuge zum Kunden. Knapp 170 000 Euro teuer ist die 5,02 Meter lange Reiselimousine, die Anfang 2006 als Konzeptstudie in Detroit vorgestellt worden war. Der Zwölfzylinder verfügt über 477 PS und hat nach 5,3 Sekunden die 100 km/h-Grenze erreicht. Hier ist allerdings der Konkurrent aus Zuffenhausen über eine Sekunde schneller. Wie der Porsche wird aber auch der Rapide erst bei 303 km/h eingefangen. Optischer Hingucker sind die Türen, die nicht zur Seite, sondern leicht nach oben schwingen. (AG)

Keine Beiträge vorhanden