Nissan MiXim: Die Zukunft ist digital

Die Nissan-Studie MiXim wirkt wie ein fahrbares Computerspiel. Wir haben das futuristische Gefährt schon aus der Nähe betrachtet.

Von Sebastian Viehmann

Wie ein Raumschiff auf Rädern steht der Nissan MiXim da, seine schlitzartigen LED-Scheinwerfer funkeln unternehmungslustig. Er ist 3,7 Meter lang und nur 1,4 Meter hoch. Vor den 19 Zoll großen Hinterrädern sitzen je zwei Lufteinlässe, geformt wie Diamanten. Die Seitenfenster reichen bis ins Dach, getrennt durch eine dramatisch abfallende Sicke, die mitten durch die Türen führt. Die wiederum macht man natürlich nicht einfach so auf - die Flügeltüren schweben erst nach außen und dann sanft nach oben. Sie geben den Blick frei auf einen futuristisch gestylten Innenraum. Statt vier Sitzen gibt es deren drei, mit dem Fahrer in der Mitte. Will man ein- oder aussteigen, schwenken Fahrer- und Beifahrersitz elegant um 35 Grad zur Seite.

Knallbunte Digitalanzeigen

Wer gerne mit der Playstation spielt, wird sich im MiXim-Cockpit sofort heimisch fühlen. Herkömmliche Instrumente gibt es nicht, alles spielt sich auf zwei großen LCD-Bildschirmen ab. Knallbunte Digitalanzeigen informieren über Energievorrat, Temperatur oder Geschwindigkeit. Zum Computerspiel fehlen eigentlich nur noch Anzeigen für die gesammelte Punktzahl und die bereits verbrauchten Leben. Gelenkt wird mit einem Steuerhorn wie bei einem Flugzeug. Rechts und links davon haben Elektronik-Junkies vier USB-Anschlüsse zur Verfügung, über die sie mobile Geräte mit dem Auto verbinden können.

Frage der Wahrnehmung

Auf den zentralen Bildschirmen sieht man das, was die Kameras draußen erfassen. Und die sitzen überall: Vorne, hinten, vor den Rädern. So kann man die Fahrt aus diversen Perspektiven auf den Bildschirm zaubern. «Die heutigen Jugendlichen haben eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit. Sie betrachten die Welt durch den Computer», meint Francois Bancon, Leiter des Nissan-Forschungslaboratoriums. Auch auf Außenspiegel verzichtet der MiXim völlig. Kleine Kameraaugen übernehmen den lästigen Blick nach hinten. Ein Ausblick auf kommende Serienautos - etwa den neuen Micra - sei der MiXim nicht, heißt es bei Nissan. Die Japaner wollen aber testen, wie junge Zielgruppen auf die Designideen des MiXim reagieren. «Wenn die Automobilindustrie längerfristig überleben will, müssen wir es schaffen, auch künftige Generationen für das Thema Auto zu begeistern. Jungen Zielgruppen ist die früher fast selbstverständliche Begeisterung für das Auto abhanden gekommen», meint Nissans Design-Chef Shiro Nakamura.

Reiner Elektroantrieb

So sieht der MiXim mit geschlossenen Türen aus Foto: Press-Inform

Für Deutschland mag man diesen Pessimismus nicht recht teilen. Schließlich erfreut sich die Auto-Nation einer jugendlichen Schrauber- und Tuning-Szene, bei der manchmal keine Fliege mehr zwischen Seitenschweller und Asphalt passt und in der keiner (jedenfalls nicht der TÜV) weiß, wie viele hochgezüchtete Pferdchen sich unter dem Häubchen austoben. Für Nissan dagegen ist die Zukunft offenbar total digital - und selbstverständlich ökologisch korrekt. «2015 oder 2020 wird man entweder ein Grüner sein oder nicht mehr existieren», glaubt Designer Francois Bacon. Der MiXim fährt rein elektrisch. Der Elektromotor, der schon vor vier Jahren in der Studie «EFFIS» zu sehen war, hat zwei Ausgangswellen, die unabhängig voneinander aktiviert werden können. Der MiXim ist also ein elektrischer Allradler. Nissan setzt außerdem auf Lithium-Ionen-Batterien. Die Kraftspender sind besonders effizient und kompakter einzubauen. Die Reichweite des MiXim gibt Nissan mit etwa 250 Kilometern an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 Km/h (für gestandene Grüne freilich eine hemmungslose Raserei).

Noch im Wartestand

Bis Elektroantrieb und Brennstoffzelle einen Durchbruch auf weiter Flur erleben, feilt Nissan weiter an konventionellen Motoren. So wollen die Japaner bis zum Jahr 2010 ein Dreiliter-Auto für Japan auf die Räder stellen. Bis dahin soll auch ein komplett eigenständig entwickeltes Hybridmodell fertig sein. Beim in den USA schon erhältlichen Nissan Altima Hybrid kommt die Technik noch von einem Zulieferunternehmen. Das erste rein elektrische Serienauto könne man von Nissan «in den ersten Jahren des nächsten Jahrzehnts» erwarten, so die Japaner.

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